Ich habe eine neue Lieblings-TV-Sendung entdeckt, bedeutend unterhaltsamer und stimmungsaufhellender als die allenthalben misslichen Koch-Shows, worin bekanntlich am Herd unentwegt geredet und konversiert, gefrotzelt, gealbert, gesungen und getanzt werden muss, was den Ergebnissen kulinarischer Aspirationen sichtlich nicht zum Segen ausschlägt, denn anspruchsvolle Gerichte, das weiß ich aus eigener Erfahrung, erfordern bei der Zubereitung fokussierte Konzentration, deren permanente parapraktische Störung Soufflés , Sabaione und Tornedos à la Rossini zu verpampten bzw. verkohlten Enttäuschungen missraten lässt. Das ist schon in der heimischen Küche unschön, aber solcher unter Beteiligung immer der gleichen eitlen Ein-Sterne-Köche erfolgenden Katastrophenanbahnungen auch noch als Zuschauer beiwohnen zu sollen, scheint mir, obschon man wenigstens nicht essen muss, was dort zurecht gefrickelt wurde, dennoch als mehrheitlich inakzeptable Zumutung.
Anders die von mir bei ZDFinfo enchantiert verfolgte Frauenaufbrezelungsschau „schick & schön“, ein Unternehmen mit dem unumwunden angestrebten, löblichen Ziel: „Unsere Frau soll schöner werden!“ Um möglichst dramatische Kontrasteffekte zu erzielen, castet man jeweils Stücker drei Damen, die von der Natur in ästhetischer Hinsicht etwas stiefmütterlich bedacht wurden, je graumäusiger, verhuschter und plumper, desto besser; dünne Haare, dicke Hüften und grässliche Textilien sind erwünscht, desgleichen, dass die Kandidatinnen daheim keinen Spiegel besitzen und sich, wiewohl erwachsen, die trutschige Oberbekleidung noch von Mutti kaufen lassen.
Dann geht es los! Die Stiefmütterchen werden von einer Stil-Gouvernante erst einmal zum Friseur geschleift, wo auf betont verwegene Weise aufgepuschelt, gelockt, gebügelt, geschäumt, schräg geschnitten, extendiert, gefärbt und mit Strähnchen versehen wird, was zuvor bloß so Haare waren. Hei, was für Erwachen, wenn die frisch Geföhnten erstmals in den Spiegel schauen dürfen! Einer bis dato biederen Verwaltungsangestellten hatte man zum Beispiel einen leuchtorangenen Bubikopf verpasst, mit dem sie auf jedem tschechischen Straßenstrich reüssiert hätte, und zwar besonders auch im Dunklen. Zaghaft meldete sie etwas Gewöhnungsbedarf an.
Dann geht es weiter in die Retusche, zweite Phase der Totalrenovierung. Den bislang ungeschminkt und blass durchs Leben stolpernden Pfannekuchen werden Gesichter gemalt! Als Mann ist man spätestens jetzt frappiert: Die virtuosen Visagistinnen sind wahre Zauberfeen der tuschkastengestützten Gesichtsherstellung! Die vormaligen Pumpernickel sind nicht wieder zu erkennen und sehen jetzt aus wie aus dem Fernsehen gepellt. Am liebsten würden die frisch gestrichenen Lidschattengewächse in Freudentränen ausbrechen, aber das geht natürlich nicht, da es die ganze mühselige Kunstmalerei ruinieren würde.
Schließlich die Vollendung: Die Ex-Entlein steigen aus ihren Kartoffelsäcken und werden in schickes Schwanen-Outfit eingewickelt. Bucklichtes wird gestreckt, zu Breites mit Längsstreifen kaschiert, mangelndem Selbstbewusstsein mit kessen Farbtupfern und Accessoires aufgeholfen. Ich lernte dabei, dass sehr starke, große Mädchen unbedingt kleine Handtäschchen vermeiden sollten, weil diese die Proportionen ins Ungute verzerren.
Generalüberholt und rundum aufgebrezelt werden die strahlenden Sahnetörtchen dann ihren Familien zugeführt, welche spitze Schreie ausstoßen, sich geblendet die Hände vors Gesicht schlagen und beteuern, ihre Mädels nicht wieder zu erkennen, was allgemeinen verdienten Jubel auslöst. Ich stimme schmunzelnd mit ein, obwohl ich mich frage, ob meine feministischen Kampfgefährtinnen diesen Humbug wohl ebenfalls goutieren würden. Aber was solls – unser Land ist wieder ein Stück attraktiver geworden.
Um die Show in vollen Zügen genießen zu können, sollte man dazu ein wenig leichten Weißwein genießen, einen frischen Heurigen aus dem Wienerwald vielleicht, gut gekühlt und ruhig reichlich davon, gilt doch das bekannte Sich-Frauen-schöner-Trinken hier als wohlwollender Zuschauerbeitrag, mit dem man nicht knausern sollte!
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