Posted tagged ‘Weisheit’

„Spätrömische Dekadenz“? Westerwelle im Amok-Koma

26. Februar 2010

Im dekadenten Rom gab es noch intelligente Politiker: L. Ae. Senbeca (ca. 1-65 n. Chr.)

Seine Tollität Prinz Guido! Was man alles von ihm lernen kann! Das Geheimnis des Erfolges zum Beispiel: Nie, aber wirklich niemals darf dir irgend ewas peinlich sein: Entblöße dich als unterirdischer Ego-Krüppel, nerve deine Mitmenschen ohne Gnade und Rücksicht mit dummem Geschwätz, krähe den allerletzten populistischen Mist in die Mikrophone – aber stehe dazu! Finde dich selber grandios, dann tuts der Depp auf der Straße auch! Herr Dr. jur. Guido Hetzerwelle wird schon wissen, was es mit der „spätrömischen Dekadenz“ auf sich hat. Warum soll die sympathische Aknehackfresse aus dem Rheinland das denn nicht wissen? Er war doch auf dem Gymnasium, wenn auch nur als Klassenclown. Außerdem sieht er selbst ein bißchen aus wie Nero, oder wenigsten wie Blondie, Hitlers berühmter kruppstahlblauäugiger Pitbull-Pudel. Spätrömische Dekadenz! Da gings zu wie bei Hempels! Da aß man die Wurst ohne Brot, und das arbeitslose Pack fraß Kuchen! Da versoff man skupellos Oma ihr klein Häuschen, ernannte sein Pferd zum Senator, hofierte Hoteliers und Apotheker, und die dekadenten Politiker waren alle schwul! Ent-setz-lich! Genau fast wie heute!

Da nach Karl Kraus manche Sätze so falsch sind, daß nicht einmal ihr Gegenteil stimmt, habe ich mal in meinem Archiv gekramt und einen Vortrag hervorgeholt, der sich etwas präziser mit jener Zeit beschäftigt, mit den Verhältnissen unter dem brutalen Tyrannen Nero, und mit welcher Taktik man zu überleben versuchte. Im Mittelpunkt steht der berühmte Philosoph Lucius Annaeus Seneca, Lehrer, Mentor und zweitweilig politischer Stelltvertreter des Kaisers. Senecas stoische „Lebenskampfkunst“, eine subtile Defensivstrategie zur Bewältigung des Terrors und der Angst unter der Diktatur, ist noch heute spannend und aktuell. Daß man – gerade zur Zeit der „spätrömischen Dekadenz“ – Politiker und trotzdem intelligent, wenn nicht sogar weise sein konnte, Seneca bewies es…

Der Text von Reinhard Haneld steht im denkfixer-Blog als pdf-Datei zum Herunterladen und Ausdrucken bereit. Es gelten die üblichen OpenSource-Bedingungen.

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Praktizieren Sie Fußball?

2. April 2009
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Immer populärer: Nicht-Handeln (erhöht Durchblick!)

SUPERMARIO UND DAS TAO DES ALLTÄGLICHEN KRIEGES

Hat das einer gesehen? Habt Ihr das gesehen? Fußball gestern? Deutschland vs. Wales? Da konnte man etwas lernen, fürs Leben! Als „einsame Spitze“ praktizierte dort im Auftrag seines Kriegsherren Meisterjogi Löw der Hispanoschwabe Mario „Super, Mario!“ Gomez fußballerisches Torjägertum in der Manier der Schattenkrieger oder Terrakotta-Soldaten, mit anderen Worten, es kam eigentlich jetzt speziell erstmal nicht viel dabei heraus. Ihm wollte einfach kein Tor vor die Flinte kommen. Schon im Schwarzgeld-Krieg gegen das Bergvolk der Liechtensteiner hatte sich der große Krieger aus der lebensfeindlichen Wüste „Stuttgart“ rätselhaft zurückgehalten. Pfiffe waren aber unfair. Vielleicht hat der Jäger ja ein Gelübde abgelegt, weil er lebende Tore viel schöner findet als geschossene?

 Nein, vielmehr noch ganz anders! Supermario ist, wie ich, ein Adept der taoistischen Kriegskunst des Nicht-Handelns. Gerade als Stürmer in der einsamen Spitze sollte man so wenig herumlaufen wie möglich, damit man nicht im Weg steht, wenn es mal gut läuft. So drückt es Meister Wang Bi, Kommentator des Tao te-king aus dem 3. Jh. Vor unserer Zeitrechnung aus:

 Wenn man „nicht zu handeln wagt“, dann vor allem, um nicht das Geschehen zu behindern, was sonst von selbst geschähe. 

Der moderne Kommentator, Sinologe François Jullien, erläutert:

 „Es gibt in der Tat zwei verschiedene Logiken: zum einen die des Aktivismus, der eine Logik der endlosen Verausgabung (vgl. Phillip Lahm! – Kraska) und Akkumulation ist und der nach der Maxime immer mehr handelt…., zum anderen die Logik, derzufolge man seine Einmischung und seine Geschäftigkeit immer weiter reduziert. (…) ’Weniger und weniger tun, bis hin zum Nicht-Handeln: handelt man nicht, gibt es nichts was nicht getan wird’. Der Nullpunkt des Handelns, den man dann erreicht, entspricht der vollen Entfaltung der Wirksamkeit…“!

 Und? Genauso kam es! Nicht-Taoisten konnten es kaum fassen, trotz Zeitlupe und Video: Das konsequente, ja, man könnte sagen: unerbittliche Nicht-Handeln des jagdlich totalabstinenten Torjägers ließ den Feind in die Knie brechen, bzw. in Form von Wales-Verteidiger Ashley Williams den Ball wie ferngesteuert ins eigene Tor schießen! Gomez stand dem nicht im Weg, und darum ging es schließlich.

 Das aber, Freunde asiatischer Weisheit, nenne ich nun das Tao des alltäglichen Krieges:

 Durch Nicht-Handeln den Feind zum Eigentor zwingen!

 Na los, was ist? Versucht das ruhig mal! Übt das Nicht-Handeln! Praktiziert das Tao des Fußballs!