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Text für bis zu 9 Leser

14. August 2012

Noch brühwarm und elektrisierend aus der intellektuellen Mikrowelle: Ich habe ein neues Wort! Und nicht nur ein Wort, gleich ein veritables Studienfach, ach was sage ich – eine neue Berufsperspektive: Vexillologie. Doch, das gibt es! Hätte ich mal bloß das studiert, denn wenn man bekennt, Philosophie-Magister zu sein, gucken die Leute nur immer mitleidig und streicheln einem herablassend über den Kopf. Und ich hasse Mitleid. Aber Vexillologe, ja, da hieße es gleich ehrerbietig: „Ach, ’tschuldigung, könnse nich ma gucken, Herr Dokter, ich happda morns immer son steifen Arm…“ – Allerdings übersteigt es mein Vorstellungsvermögen, mir auszumalen, was Vexillologen den lieben Tag über eigentlich so treiben, ein ganzes Berufsleben lang, bis zur Emeritierung. Gut, sie reisen sicher zu internationalen Vexillologen-Kongressen, halten dort Vorträge über ihr Spezialgebiet und arbeiten ansonsten wahrscheinlich viel mit Buntstiften, die natürlich auch mal angespitzt werden müssen – aber dann? und sonst?

Wird der Vexillologe wohl schon zeitig am Nachmittag heimkehren, nehme ich an, und daher noch Frau Frerkes antreffen, seine Haushälterin, die seit fünfzig Jahren in ihren Dienstherren verliebt ist und ihm gerade am Herd sein Leibgericht zubereitet, Tafelspitz mit Meerettichsauce, und während sie ihm seine Hauspuschen in der Mikrowelle anwärmt, dürfte sie, ein alter Scherz zwischen den beiden, flöten: „Na, Professorchen, was machen die Vexillen?“ – worauf der Gelehrte behaglich schmunzelnd die Hände reibt und wie immer entgegnet: „Nun, Frerkelchen, ich darf mir schmeicheln, dass meine Enzyklopädie der Querstreifen horrende Fortschritte macht!“ Das brikettschwere Werk wird seinem Todfeind Dekan Gregorius, dem Chef der Abteilung für quer gestreifte Trikoloristik, dereinst endgültig das Maul stopfen, hofft der Professor, den wir jetzt aber schleunigst verlassen, denn das Thema wird ja langsam uninteressant. Deutlich spannender ist eine Meldung, die mir gerade jetzt rechtzeitig auf den Bildschirm schneit:

„Wenn Sie sich bei Google+ anmelden, müssen Sie im Video-Chat nicht immer nur zu zweit sein, sondern können sich zum Beispiel mit bis zu 9 Teilnehmern gleichzeitig unterhalten oder zusammen YouTube-Videos anschauen.“ So sehen gute Nachrichten aus. Schon lange habe ich es im Video-Chat „nur zu zweit“ kaum noch ausgehalten! Immer die gleiche Visage vis-a-vis! Leider ist mein Bekanntenkreis zu klein, um auszuprobieren, ob es eine tatsächlich sensationelle Erfahrung darstellen würde, mich „mit 9 Teilnehmern gleichzeitig zu unterhalten“ und dabei auch noch YouTube zu gucken – oder gar YouPorn, hihi. Warum es aber gerade bloß „bis zu neun Personen“ sein dürfen, mit denen ich meine bevorzugten lustigen Kätzchen-Videos gucken kann und nicht zum Beispiel elf Freunde, das wird mir ein Fachmann erklären müssen, ein Videologe oder Numerologe vielleicht. Aber ich glaube, mir wäre das eh zu hektisch; ich kann es schon im Kino nicht ausstehen, wenn immer so Leute dazwischenbrabbeln, während ich mich auf einen Film konzentrieren möchte.

Unhektische Konzentration ist auch beim Lesen ratsam, sonst kommt es zu unwillkommenen Verlesern, manchmal sogar zu solchen, die man selbst Professor Freud selig nur errötend beichtete. Ich gab mich gerade meinem Laster hin, mehrere Dinge gleichzeitig bewältigen zu wollen, wobei eine dieser Tätigkeit im Überfliegen der Schlagzeilen von F.A.Z.online bestand, wo es dann hieß: „Durch Masturbation ans Krankenbett“. Die im Zustand milder Schockiertheit mein Gehirn überflutenden Bilder und Assoziationen möchte ich lieber dezent für mich behalten, zumal es in Wirklichkeit „Masterstudium“ hieß, was ja eine halbwegs seriöse Angelegenheit darstellt, wiewohl ich lieber altmodischer Magister als „Master“ bin, oder sogar bloß „Bachelor“, was in meinen Ohren doch irgendwie erbämlich nach Schmalspur und RTL klingt. „Ich habe einen Bachelor in Vexillologie“ – das wäre jedenfalls eine Information, die ich persönlich auf einer Party mit, sagen wir „bis zu 9 Teilnehmern“ kaum voller Stolz herumposaunen würde!

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Bauerntrampel an der Würge-Stange: Bei Britney Spears denke ich nicht an Sex

30. Juli 2009
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Be-eng-stigend: Zu klein gekaufte Bühnenkleidung

Ich weiß nicht, was mich an diesem Gesicht so fesselt. Und warum ich immer lachen muß, wenn ich’s anschaue. Ich kann den Blick nicht abwenden. Das Rätsel läßt sich nicht lösen, die Persistenz des Imbezilen bleibt ein Mysterium! Zu deutsch: Ob blond oder braun, geschminkt oder ohne Makeup, ob Foto oder Video-Clip – dies ist ein Frauenantlitz, das zu allen Zeiten die gleiche unfaßbare, intensive, brachiale, durch nichts zu durchbrechende, massive, mörderische, ja infernalische Dummheit ausstrahlt. Woran liegt das? An der Kombination Blondhaar mit braunen Augen? Das kann es nicht sein. Die zu kleine Nase? Die zu kurze Oberlippe bei zu kräftigem Kinn? Die Wangenknochen? Wie macht dieses moppelige Pop-Schnütchen es bloß, bei eigentlich völliger Ausdruckslosigkeit so viel Ignoranz, Unbelehrtheit und harthölzern-blickdichte Dämlichkeit in ihren Gesichtsausdruck zu legen? Seht her, sagen die leeren, glas-starren braunen Knopfaugen, das üppige, vernaschte Schnütchen, die durchbrechenden schweinernen Hängebäckchen: Wir sind hemmungslos genusssüchtig und brunzdoof wie feuchtes Toastbrot, aber jeder Zeit mopsfidel und zu allem Scheiß bereit!

 Nicht, daß wir uns missverstehen: Es handelt sich nicht um ein sogenanntes Fick-mich-Gesicht. Das geht anders, und viele nehmen Botox dafür. Britney sagt aber, sie trinkt grundsätzlich gar kein Botox. Das hält sie blutjung: Sie besitzt noch immer das Hirn einer Fünf- im Körper einer Fünfunddreissigjährigen. Fit macht sich die zwiefache Mutter durch den JoJo-Effekt beim Diätmachen. Sie geht durch dick und dünn für ihr Aussehen, weil Aussehen ist halt ihre große Leidenschaft. Eine noch größere Passion von Miss Tralala ist es, sich auszuziehen. Weil wahrscheinlich alles, was sie anhat, immer so kneift, macht sie sich furchtbar gern nackig. Vor allem auf der Bühne. Sie hätte gut Striptease-Tänzerin an so einer Würge-Stange werden können, aber da hätte sie nicht singen gedurft beim Ausziehen der Anziehsachen. Wann immer ich die sog. Popprinzessin sehe, hampelt sie in Unterwäsche herum, in Videos auch gern schon mal sogar ganz ohne. Ja, na und? Sollte ich, „als Mann“, das denn nicht gut und sexy finden? Na? Mmh? So nackte Weiber und so? Tja, na ja. Mit vierzehn, fünfzehn (wir hatten ja damals nichts!) hätte ich das ganze lasziv gemeinte Sich-Räkeln, die nuttige Anmache und die porno-turnerische Aerobic-Erotik der Spears-Auftritte möglicherweise aufregend gefunden. Inzwischen bin ich weniger leicht reizbar: Daß ein übergewichtiges Moppel-Ding mit der Anmut eines vierschrötigen Bauerntrampels aus dem dorfeigenen Spielmannszug sich anschickt, mit gottvoll unbeholfenen, linkischen Arm- und Beinwürfen eine Animierdame zu spielen, macht mich nicht an, es amüsiert mich nur. Und wenn ich zuviel Speck sehen will, stell ich mich vor den Badezimmer-Spiegel.

 Ich muß komischerweise auch gar nicht an Sex denken, wenn ich der Ausziehpuppe beim Nackthampeln zuschaue. Nee, lieber nicht! Sex mit Britney Spears stell ich mir vor wie Tango mit der Venus von Willendorf. In deren Steinzeit kleidete die üppigere Dame sich noch in Dessous aus Bärenfell, aber die waren wenigstens großzügig geschnitten. Ich frag mich immer, warum la Spears, wenn sie schon in BH und Schlüpfer auftritt, sich nicht wenigstens mal Sachen kauft, die passen und gut sitzen. Es gibt heute auch für die vollschlanke Dame hochwertige und vorzeigbare Unterwäsche in Übergröße! Als Mann von Welt weiß ich natürlich, daß es heute nicht mehr Schlüpfer heißt oder Büstenhalter, sondern Lingerie, oder, wenn es durchsichtig ist, „Hot Lingerie“.

 Käme die Queen des Moppelpop mal nach Duisburg, lüde ich sie zu Hunkemöller ein. Hunkemöller ist eine Kette von Lingeriewaren-Läden und in Duisburg schon lange ansässig, ich glaub schon seit den Zeiten von Petticoat und Unterröckchen. Daß dies ein seriöses Geschäft ist, kann schon daran erkennen, daß sie Moral und ethische Verantwortung hochhalten; Hunkemölle engagiert sich im Kampf gegen Brustkrebs und gegen Kinderarbeit. Natürlich hat man hier auch ein Herz für die korpulentere Dame, und Geschmack hat man auch. Deswegen würde ich den Popmoppel zu einem Boxenstopp hier überreden und zu ihr sagen: „Hier Süße, kauf dir mal was Hübsches zum Drunterziehen!“, bzw. „…but better take forty-two fort he next time!“ Bestimmt hat der sympathische Sauerkrautschopf eine ansehnliche Kreditkartensammlung, denn eine Billig-Boutrique ist Hunkemöller nicht. Dafür hat die Firma vieles, was Britney noch fehlt: Stil, Geschmack, Niveau. Und passende Unterwäsche.

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Vollschlank: Venus von Willendorf (Steinzeitmoppel)