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Eilmeldung + + + Guttenberg für unzurechnungsfähig erklärt + + +

29. November 2011

Er sagt, er wars nicht!

Jahrelang hatte eine Serie von Schwindeleien, Geschummel und Betrug Deutschland in Atem gehalten. Jetzt die sensationelle Wendung: Der berüchtigte Schummeldoktor, der zeitweise in die USA geflüchtet und dort – nach einer Gesichtskorrektur, einem Friseurbesuch und einer Brillenoperation als Lothar Matthäus verkleidet –  untergetaucht war, soll zur Tatzeit unzurechnungsfähig gewesen sein! Das würde ihm wohl das Gefängnis ersparen. – Opfer reagieren verstört auf die Nachricht.

 Die Pressemeldung schlug am Nachmittag ein wie eine Bombe. Professor Dr. No, Sprecher der Psychiatrischen Uni-Klinik Bayreuth, erklärte, es deute alles daraufhin,  dass der überführte Serien-Kopierer und Plagiator unter bizarren und größenwahnsinnigen Zwangsvorstellungen leide. Unter anderem soll er über sieben Jahre lang an vier Kopierern und achtundzwanzig Rechnern gleichzeitig Fremdmaterial aufgehäuft und solange systematisch durcheinander gebracht haben, bis er es versehentlich für eine Ausgeburt seines eigenen kranken Gehirns hielt. Zwanghafte Grandiositätsphantasien hatten den „Irren von Culmbach“ kürzlich noch ankündigen, er müsse „jetzt mal dringend das deutsche Volk führen, befreien oder ordentlich durchkopieren, egal“, sowie wirre Drohungen gegen die „scheiß Medien und alle“ ausstoßen lassen.

Möglicherweise sei eine bösartige Schwellung der paarigen Ego-Furunkel im großen Schädelschmierlappen für die Wahnkrankheit des einstigen Hoffnungsträgers verantwortlich, so die Forensiker. Diese Erkrankung führe häufig zum Verlust des Unterscheidungsvermögens von mein und dein und zerstöre im weiteren Krankheitsverlauf die Fähigkeit, Schuld zu empfinden und für seine Taten Verantwortung zu übernehmen. Die Heilungschancen, so das Gutachten der Uni-Klinik, seien gering. Resozialisierung gelänge in solchen Fällen nur selten.

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The party goes on („selber schuld“)

24. Juli 2010

Das Ende der Party - der Ort des Todes (Foto: SPIEGEL online)

Duisburg am 24. Juli, 19.00 Uhr: Immer wieder knattern Helikopter im Tiefflug, landen im 15-Minutentakt; Sirenen durchschneiden die Abendluft. Blaulicht zuckt. Rettungssanitäter, Feuerwehrzüge, Bundesspolizei, Streifenwagen. Unverständliche Lautsprecherdurchsagen. Bereitschaftspolizei in Kampfmontur ist aufgezogen. Die Stadt ist faktisch von der Außenwelt abgeschnitten, die Autobahn gesperrt, der Zugverkehr eingestellt, das Handy-Netz zusammengebrochen. Stromausfall im WDR-Studio. Die Notaufnahmen der Kliniken haben Hochbetrieb

Es herrscht Chaos und Fassungslosigkeit. Vor dem Bahnhof drängen sich Menschen, teilweise alkoholisiert, unter Drogen und aggressiv – sie wissen nicht, wohin. Wohl neunzehn Menschen sind gerade im Gedränge zu Tode getrampelt worden oder von einer schmalen Beton-Treppe in den Tod gestürzt, achtzig Schwer-, ungezählte Leichtverletzte. Währenddessen geht, unfassbar, die Techno-Party unentwegt weiter, die Bässe donnern, als solle der brüllende Lärm die Katastrophe übertönen – angeblich hat man Angst, Massenhysterien auszulösen, wenn man den Rummel abbricht. Die Gefahr von Ausschreitungen ist noch nicht gebannt. Die stillgelegte Stadtautobahn füllt sich mit Sanitätszelten.

Per Webcam und Video-Stream verfolge ich „live“ und fassungslos das Desaster, eine Katastrophe, in welche die Verantwortlichen nahezu wissentlich und sehenden Auges hineinsteuerten. Eine groteske, nahezu unbegreifliche Kombination von Unfähigkeit, Fehlplanung, Verantwortungslosigkeit, Schlamperei und Dummheit. Seit Tagen habe ich mich, Zeitung lesend, gefragt, was den Loveparade-Veranstaltern, der Bundespolizei, der Deutschen Bahn und der Stadt denn eigentlich als Lösung vorschwebte, wenn die offiziell erwarteten (!) anderthalb Millionen Party-Besucher durch einen einzigen (!) Eingang auf einen abgesperrten Platz drängen, der für gerade 500.000 Menschen ausgelegt ist. Wie um Himmels Willen hatte man sich das gedacht? Was hatte man geplant, wenn Hunderttausende frustrierter, überhitzter, alkoholisierter, mit Drogen aufgeputschter, erschöpfter, enttäuschter junger Leute nach stundenlanger, strapaziöser Anreise auf das bereits überfüllte Party-Gelände drängen würden und dann zwischen den Gittern und Absperrungen nicht mehr ein noch aus, bzw. nicht mehr vor- und nicht mehr zurück wüßten? Wie soll man das anders nennen als ein programmiertes Chaos? Eine willentlich in Kauf genommene Katastrophe?

Kann man das irgendwie erklären? Vielleicht durch besinnungslose Profit-Gier, Kommerz-Verblödung, Geltungssucht, allgemeine voluntaristische Schönrednerei im Vorfeld, durch kollektive Borniertheit und verantwortungslosen Leichtsinn, durch die banale Selbstbeweihräucherungssucht der sog. Event-Manager oder den Dilettantismus inkompetenter „Stadtväter“? Durch die selbstzufriedene Sturheit einer völlig überforderten Polizei? Hat man gedacht, es würde schon, gegen alle Prognosen, irgendwie gutgehen? Wie hat man das allen Ernstes glauben können?

Es gab viele Stimmen, die Zweifel daran äußerten, dass eine arme, unterorganisierte, schlecht ausgerüstete, logistisch überforderte und überdies in solchen Veranstaltungen unerfahrene Halbmillionenstadt wie Duisburg ein Ereignis mit 1,5 Mio. Menschen organisieren und sichern könnten. Sie wurden als Miesmacher und Stimmungskiller zum Schweigen gebracht. Die Kritiker und Skeptiker störten die Selbstbesoffenheit der Kulturhauptstadt-„Macher“. Ein junger Mann, der der tödlichen Massenpanik um ein Haar entging, hatte die Polizei schon vor dem Desaster dringlichst gewarnt. Die Antwort der Polizei: „Willst DU das hier organisieren, oder was?“

20.30 Uhr. Die medialen Gebetsmühlen sind angeworfen, die offiziösen Krokodilstränenwerfer arbeiten voll Rohr. Mechanisch wird wieder von „Tragödie“ und „Tragik“ gelabert. Aber „tragisch“ nennt man unausweichliche Unglücksfälle. Das Desaster von Duisburg war keineswegs unausweichlich. Es war, wie gesagt, mehr als voraussehbar. Die Krokodilstränen werden bald wieder trocknen. Noch immer wummert die Parade der Floats aus 300.000 Watt-Anlagen.

20.45 Uhr: Die Schuldfrage ist schon geklärt. Die Verantwortlichen haben nicht die Verantwortung. Der frischgebackene (bislang in Duisburg wirkende) NRW-Innenminister Jäger findet in einem ersten Interview, die „Polizei“ habe „gute Arbeit gemacht“. Die Pressekonferenz der Stadt Duisburg findet, sie, die Stadt, die Behörden und die Planer  trügen keine Schuld; schuld seien vielmehr eindeutig die Opfer selbst, die sich nämlich „nicht an die Spielregeln gehalten“ hätten.

22.10 Uhr: Der Duisburger „Krisenstab„, namentlich der ganz offenbar Hauptverantwortliche, „Sicherheitsdezernent“ Wolfgang Rabe, schießt sich darauf ein, auf übelst demagogische Tour übrigens und mit steinern-zynischer Fresse, den jungen Todes-Opfern selbst die Schuld zu geben. Die hätten sich nämlich „irrational verhalten“. – Als hätte man nicht GENAU DAS zuvor einkalkulieren müssen! Als wäre es nicht die eindeutige Aufgabe der Sicherheitsbehörden, solch irrationales Massenverhalten – was bei Loveparade-Veranstaltungen ja vorkommen soll – eben vorauszusehen und im vorhinein (!) unmöglich zu machen! Was für eine ungeheuerliche Dreistigkeit den Opfern und ihren Familien gegenüber! Nebenbei: Immerhin sitzt in Duisburg z. B. das weltweit anerkannte und renommierte Fraunhofer Institut, das mit seinen Forschungen und Konzepten zur Steuerung und Sicherheit von Menschenmassen-Ansammlungen, bereits geholfen hat, etwa in Mekka die berüchtigten und gefürchteten Massenpaniken unter Pilgern fortan zu verhindern. Dort wird man das Wort „Risikoanalyse“ ja wohl eigentlich kennen. – Hat der Herr „Sicherheitsdezernent“  da nicht mal nachgefragt,vorher? Hatte er das nicht nötig, weil Massen ja bekanntlich immer  „den Spielregeln folgen“? *

(Nachtrag 26. 07. 2010: Inzwischen ist bekannt, daß der Professor für Physik des Transports, Prof. Michael Schreckenberg, sehr wohl in den Planungsstab „eingebunden“ war – was immer das konkret heißen mag. Seine nachträglichen Einlassungen wirken merkwürdig fahrig und unkonkret. Die spätere Todesfalle hatte er zumindest „im Vorfeld“ nie gesehen oder betreten. Welche Rolle die „Experten“ gespielt haben, ob man auf ihre Expertisen oder gar Warnungen gehört oder sie in den Wind geschlagen hat, wird erst noch zu klären sein. Immerhin war Prof. Schreckenberger der m. W. EINZIGE, der sich „von Schuld nicht freisprechen“ wollte…)

22.50 Uhr: Noch immer kreisen Kampfhubschrauber der Bundespolizei über Duisburg. Im Fernsehen verbreiten die unmittelbar oder politisch Verantwortlichen – schier unfaßbar kaltschnäuzig und arrogant der Herr Ex-WDR-Indentant und Kulturhauptstadt-Chef Fritz Pleitgen – geradezu haarsträubende Lügen bzw. Halbwahrheiten, um jede Verantwortung von sich zu wälzen Es ist wirklich unsagbar widerlich.  Ich glaube, ich war von dieser Politiker-Kaste schon lange nicht mehr derart angewidert und abgestoßen. Ein wahrhaft unsägliches, erbärmliches Schauspiel. Zum Speien.

23.03 Uhr: Plötzlich und noch immer ohne jede Erklärung (!) stoppt in der Party-Zone nun endlich, endlich, fünf Stunden nach dem Horror-Desaster, das Gewummer. Man spielt nun Meeresrauschen (!) ein und schickt die Leute sang- und klanglos nach Hause. Bis zu Stunde wissen noch immer Zigtausende junger Party-Gänger nicht, was überhaupt geschehen ist. So will es das sich selbst ohne Scham so nennende „Krisenmanagement„. Ich wußte gar nicht, daß die Richter-Skala des Zynismus nach oben dermaßen offen ist.

Für neunzehn junge Frauen und Männer ist die Party jedenfalls vorbei. Für immer.  – Selbst schuld, ja?

PS: Krododilstränenwerfer und erste kritsche Fragen hier:

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/Das-toedliche-Unglueck-wirft-Fragen-auf-id3279049.html

Hier noch eine Zuschrift aus Maidenhead, London, UK:

Chris Irwin schreibt auf facebook

„It’s not over until the fat bastard(s) owns up.

By strange coincidence on Saturday evening, I was sat at the PC bellowing with laughter at a blog posting made by good mate, philosophy lecturer and scribe extraordinaire: Duisburg resident Reinhard Haneld (aka 6kraska6). A while later, I was prompted from my semi-slumbers during the evening TV news upon hearing the word ‚Duisburg‘ and began to see initial reports of this appalling state of affairs.
Knowing from his blog that he is not shy of attending the occasional odd venue/locale in the eternal pursuit of satisfying his curiosity and that of his ardent readers, I hasten computerwards to establish contact. I was relieved to learn pretty quickly that at least all is well in his household. His daughter set out to attend the party, but could not get in. His wife – a TV reporter – is out there at ground zero covering the carnage.
The following morning, I receive further news and see that he has posted a report listing the events and posing some very heavy questions about responsibility.
The report is available in German on the link (I might translate it later). It seems that person or persons hitherto unknown fucked up big time. The whys and wherefores will doubtless/possibly emerge eventually, not that this will be any consolation to those who are mourning young loved ones.“

Wenns ihn nur gäbe (Dies irae)

8. März 2010

Als man noch daran glaubte: Dies irae (Hans Memling)

Schlimm genug so schon, das Leben in der Desorientierungstufe: Als pickliger Präpubertätspumpernickel stiefelt man verwirrt, ängstlich und, innerlich extrem zartbesaitet, trotzig durchs Labyrinth der Lebensanforderungsprofile und weiß nicht recht, wohin mit sich. Und wie behält man die Nase im Wind bzw. wenigstens einigermaßen oben, wenn einem zum Heulen ist? Zwischen Dudelfunk, Doubleschule und Dübeldiplom heißt es: Kleiner Mann, was nun? Man hat ja Gefährdungspotential. Und dann die Hormone! Sie sind im Anfluten und machen schon sofort nichts als Ärger! Soll sich der Knirps lebenslang als Mädelknecht verpflichten und den typischen Krampfdamenkampf aufnehmen? Oder sind verdruckste Klosterklo-Kosereien eine Option? Und wenn man ein süßer Knabe ist, – verdammt! Was heißt das denn? Und „süß“ für wen? Was man in dieser prekären Lage, barfuß auf dem Hochdrahtseil, so dringend braucht wie eine Kettensäge an der Kehle, sind als Pädagogen getarnte priesterliche Sadisten, Betatscher und Vergewaltiger. Soviel dürfte außer jeder Frage stehen.

Was uns die Medien derzeit, gut eingespeichelt und vor lustvoller Sensationsgeilheit sabbernd, präsentieren, ist ein wirklich kotztrauriges Bild: Lehrer, Schuldirektoren, Priester, kurz, die üblichen Verdächtigen (Heuchelpfaffen), die sich, offenbar serienweise und systematisch, an den ihnen anvertrauten Kindern vergehen. Haben wir es nicht immer geahnt? Inwändig vor Geilheit kernschmelzende Zölibatszwiebeln toben ihre ranzigen Lüste an Schutzbefohlenen aus. Das paßt in unser Bild, oder? Schon ätzt und hämt die Presse von Hodenwaldschule, Dionysios-Gymnasium und Regensburger Dreckspatzen. Mensch, manno, trägt denn jeder gottverfluchte Pfaffe rosa Spitzenreizwäsche unter der Soutane? Ach, Freunde. Zugegeben, vielleicht ist das Snobismus, aber ich hasse es, und mir wird übel, wenn Gemeinpläze, Klischees, Vorurteile der übelsten Art – … tatsächlich stimmen!

Weil ich massenkompatible Klischees nicht mag, hab ich sogar kurz erwogen, aus purer Lust an der Provokation, die Kirchenmänner zu verteidigen. Da ich, der notorisch leibhaftige Anti-Christ und diplomierte Überzeugungsheide, der Sympathie mit Benedix’s Leuten nun echt unverdächtig bin, dachte ich, – ich, der ich (dreimal „ich“ = 666 = der Satan!), diesmal als Literaturwissenschaftler, sehr wohl weiß, daß das Klischee vom geilen Pfaffen so alt ist wie das vom Ewigen Juden –, es könnte für Kenner hübsch denkanstößig wirken, und wäre eine gute Idee, mal die Selbstgerechtigkeit der Ankläger in Frage zu stellen. Daraus wurde aber nichts.

Ich bin, wie gesagt, und wer mich kennt, weiß und bezeugt es, kein Christ. Im Gegenteil, und das praktiziere ich im wesentlichen auch. Deshalb, genau aus diesem Grunde, bin ich aber ein Jesus-Fan. Meine Lieblingsstelle im Neuen Testament, einem, wie ich finde, ansonsten weithin ziemlich überschätzten Buch, ist diese: Frauen hassende Fanatiker zerren zeternd eine Nutte (Maria Magdalena) vor Jesus. Er soll ein Hinrichtungsurteil absegnen. Der Rabbi Joshua ben Nazareth ist verstört und traurig. Verlegen kritzelt er mit einem Stöckchen Schriftzeichen in den Straßenstaub. Schließlich, nach langem, gedankenvollen Schweigen, stößt er hervor: „Wer von euch ohne jede Sünde ist, der werfe den ersten Stein!“

Nun, das Idyllische an der Geschichte: Niemand wirft.

Heute werfen alle, auch die Sünder. Die Heuchler. Die Selbstgerechten. Ich werfe lieber nicht, denn ich weiß aus gerammelt gesammelter Lebenserfahrung, daß die sexuelle Begierde eine ungeheure, kaum zu bändigende, gefährliche Macht darstellt. Ihr zu erliegen widerfuhr schon Großen, Klugen und Frommen. – Da es aber zu jeder Meinung ein „andererseits“ gibt: Was treibt eigentlich das unsäglich uneinsichtige, ignorante, menschenverachtende institutionalisierte Pfaffenpack dazu, derart verstockt auf den Aufklärungswunsch der Öffentlichkeit zu reagieren? Wie üblich, wird heruntergespielt, vertuscht, verharmlost, geleugnet und, in der Logik des erwischten Kriminellen, der Vorwurf an die Kritiker zurückgegeben. Ihre Peinlichkeit, Nichtswürden Bischof Mixa, das Idol aller Hausierer, Kesselflicker und fahrenden Betrüger, äußerste sich dahin gehend, wir, die sog. „68er“ mit unserer Liberalisierung des Sexes, seien Schuld daran, daß zölibatäre Priester die Finger nicht von ihren Schützlingen ließen!

Die Opfer werden mit Ausflüchten und leeren „Entschuldigungen“ abgespeist. Fast neige ich dazu, den Katholischen Kirchenoberen zu wünschen, ihren Gott gäbe es wirklich. Sie scheinen wohl nicht daran zu glauben, sonst müßte ihnen vor Angst schon das nackte Grauen ins Gesicht geschrieben stehen.