Posted tagged ‘Vater’

Hirnstaub

23. Juni 2012

Triumph des Willens, der Kraft, der Freude (Source: Wikipedia)

Mutter, die nunmehr wohl schon komplett hemmungslos Wahnsinnige, hatte mich mit Zwetschgen-Knödeln geknebelt. Humpf, humpf. Das Badewasser wurde kalt, die Finger schrumpelten, mein mattes Widerwort erstickte in grünblauem Badedas. Warum trug ich eine Krawatte beim Baden? Und sonst nichts und war nackig? Mutter klopfte mir sanft, aber methodisch mit einem Löffel auf den Kopf. Sie glaubte fest, ich wäre ein Ei. „Eichen, mein selig Eichen…“ summte sie versonnen und salzte mir schmunzelnd den Kopf. Dann sagte sie über mir ein Vaterunser auf, in der Absicht, darauf dann in Andacht und Dankbarkeit mein Eigelb-Hirn zu verspeisen. Ich verschwiemelte glanzlos, und meine verdrehten Augen wurden blau vom Schaum, ich rutschte, fiel, fiel und hatte den Himmel schon weit unter mir. Was sollte mir noch Sinn? noch Zweck? Mit letzter Kraft zog ich Mutter gemein an den dünnen Haaren. Sie, die Entfesselte, schrie schrill auf und holte Gott aus der Kittelschürze, um mich mit seiner Hilfe zu kujonieren. In der Gegenwart des HErrn beschlug jedoch ihre Brille.

Ich nutzte das aus, sprang aus der Wanne und stieß dabei gegen den dicken, hölzernen Vater, der ohne Nutzen in der Badezimmertür stand und fassungslos durch seine 60er-Jahre-Hornbrille glotzte. Ich fühlte mich wie in einem Film von Ingmar Bergmann! – Was für Wirrnis begegnete mir? War dies meine Kindheit? So ein widriger Blödsinn? Aber nein! Das war bloß Traum, Alb, schleimiger Nachtschrecken. In Wahrheit,  und dies zu betonen bin ich der Mutter schuldig, wurde ich nie gezwungen, nackt und mit Krawatte zu baden, sie knebelte mich auch nicht mit Knödeln, und das einzige, was einigermaßen stimmt, ist das mit Gott und dem Vaterunser. Den Rest hab ich geträumt, was freilich keine wirkliche Beruhigung darstellt, weil, bitte, warum träume ich denn heute noch so etwas?

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SPARGELonline ist mal wieder alarmiert: Die Lillipertulaner sind süchtig nach Quiz! – A, B, C oder D? Das ist die Welt-Frage, die Kleinwüchsige umtreibt, quält und beschäftigt! Das Leben ist ja ein multiple choice, ohne Aussetzen oder Publikumsfrage. Kein Telefon-Joker weit und breit. Unerbittlich fordert das Schicksal Entscheidungen und, blöd genug, sie sind immer, wirklich immer falsch. Soll ich in High-Heels sterben? Im Trainingsanzug? Ein Star in Gesang oder Tanz werden? Meine eigene Frau heiraten (vgl. Inzest)? Die Ukraine bokottieren? Oder gar einfach still in fader Bedeutungslosigkeit untergehen? Der Möglichkeiten sind bestürzend viele. Eine gute Muslima reüssiert wegen Kopftuchbehinderung nicht beim table dance, eine bayrische oder gar genuin Paderborner katholische Bauernmagd nicht im lukrativen Pornogeschäft und nie je, traun, wurde ein Zwerg Toptorhüter der Nationalmannschaft: Meine Möglichkeiten sind also begrenzt. Früher, als ich ein blutjunger, rotwangiger Punkrocker war, grölte ich mit Inbrunst: „No future!“ – Heute, wo ich tatsächlich keine Zukunft mehr habe, verstehe ich nicht mehr, was ich daran mal so toll fand.

Ansonsten ist natürlich alles ein Triumph des Willens, der Kraft, der Freude. Lebe deinen Traum! Du kannst Bundesbanker werden, Violin-Virtuose oder Golf-Magier, Hauptsache, du fängst mit drei Jahren an zu üben und sparst auf der Sonnenbank. Wer nur „schlafen, sterben, vielleicht träumen“ möchte wie Hamlet, fällt, padauz, durch den Rost. Karriere zum Knicken. Oooch, schade, aber unvermeidlich. Zum Glück gibt es guten Lebensersatz: Fußball, Olympia, Fürstenhochzeiten, Eurorettung, Rosé-Wein aus Spanien. Vor Fistel und fisten steht im Lexikon: Fiskalpakt. – Pain in my ass!

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Neuerdings habe ich einen Organspende-Ausweis, das ist meine Form von Optimismus bzw. Humor. Wer meine Organe kriegt, dem wünsche ich ja viel Vergnügen damit, aber das soll meine Sache nicht sein. Nach meinem Ableben lege ich keinen Wert mehr auf mich. Meinetwegen können sie auf meinen Knochen Marimba spielen. Akzeptabel fände ich es, wenn mein Schädel als Requisit in der Hamlet-Aufführung eines Behinderten-Theaters Verwendung fände.

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Francis Bacon hat gesagt, er hasse Bilder, die sich reimen, und gute Kunst sei alles, woran man sich hinterher nicht mehr genau erinnern kann. Das kann man so stehen lassen. Texte, die grooven, sind solche, wo man nie weiß, was im nächsten Satz kommt. Manchmal ist es bloß das plötzliche

Aus

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Elegie eines missratenen Zwerges

21. Mai 2012

Mein mutmaßlicher Vorfahr, empörend diskriminiert!

Wenn ich den emsigen Ahnenforschungen meines Vaters Glauben schenken darf, der freilich nur ein kleiner jüdischer Pedanteriewarenhändler aus Berlin-Rixdorf war, welcher sich gleichermaßen vorbeugend wie rückwirkend 1932 kurzerhand selbst arisierte, dann stamme ich von einer seinerzeit hochberühmten Dynastie von Hofzwergen und Unterhaltungskrüppeln ab; in letzter Linie geht die Sprossenleiter unserer Vorfahren vielleicht sogar auf Signore Braccio di Bartolo gen. Nano Morgante zurück, den Hofzwerg Herzog Cosimos I. von Medici, dessen (des Zwerges!) Angedenken freilich durch einen gemalten Doppelakt aus dem Pinsel des vermaledeiten Dreckskerls und Barock-Schmierfinken Giovanni Bologna einen übel despektierlichen haut goût empfing, den ich heute, mit 400 Jahren Abstand, schon noch immer als schmerzhaft diskriminierend empfinde.

Derzeit gilt ja Herkunft nur noch wenig, Zukunft allein – die Zukunft, die man sich erhofft, einmal zu haben! – ist alles. Heutige Kinder, sei es durch bloße Fahrlässigkeit, sei es durch Mutwillen in die Welt gesetzt, kranken durchweg an Indolenz und überbordendem Narzissmus, sie ehren ihre Erzeuger nicht und schon gar nicht die ehrwürdigen altvorderen Unterhaltungskrüppel!

Meine hohe Abkunft, das gestehe ich, bedrückt mich oft nicht wenig, denn ich bin ein missratener Spross: Wohl an die sechseinhalb Fuß hoch, in der Schulter anderthalb Klafter breit – und mein Korpus enthält, um ein altes Maß für Flüssigkeiten zu beleben, ca. viereinhalb Hosen Wasser, wobei die Gattin, mir beim Schreiben über die Schultern schauend, spitz einwirft, ob es bloß Wasser sei, dürfe man ja wohl mit Fug noch bezweifeln. Gleichviel, für einen ansehnlichen Zwerg ist mein Volumen beschämend, ja indiskutabel, denn von einem Zwerg mit dem Umfang des Heidelberger Weinfasses ist eine ordnungsgemäße Erfüllung der Dienstpflicht füglich nicht zu erwarten. Mein obig erwähnter – und durchaus etwas würstchenhafter –  Vater wäre im Zweifelsfalle mit seinen knapp Eins-siebzich eventuell noch als „Riesenzwerg“ (Gisela Elsner) durchgegangen, dank seiner als Arisierung getarnten Selbstverkleinerung, ich aber stehe durch meine monströse Verunstaltung dem professionellen Zwergentum nur noch als Zaungast gegenüber bzw. nicht mal gegenüber, sondern bloß so seitlich am Rande, und ich bin schlicht nicht imstande, die Familientradition fortzusetzen. Was mich tröstet (aber ist das ein Trost?): die Nachfrage nach Hofzwergen hat in der Gegenwart auf furchterregende Weise nachgelassen.

„Königliche“ (Ha!) Höfe wie der in Monaco, Belgien, Tonga, England oder Dings, Dänemark, sind dermaßen verpöbelt und verbürgerlicht, dass sie heute glauben, sie könnten gänzlich ohne Zwerge auskommen! Wie dumm, denn Könige ohne kompensatorische Zwerge sind ja selber welche! – Dergestalt aber gebricht nun meine Existenz ihres Ziels: Nicht gebraucht, aber auch ohnehin nicht geeignet, zu groß, zu dick, zu ungeschlacht, ein Trumm und zoologisches Monstrum, eine Art Tumor oder ontologischer Pickel, will sagen eine nutzlose Wucherung des Seins! Dabei bin ich charakterlich doch ein wahrer Hofzwergenspross: Ich darf an dieser Stelle mich höflich durch hoch trainierte Verschlagenheit, ferner durch approbierten Unernst, unbändige Spottlust und herausragende Bosheit empfehlen, den Tugenden meines Stammes, der freilich durch den jüdisch-polnisch-italiänisch-germanisch-moriskischen Genpool zu überraschenden Mutationen bereit und übermäßig  in der Lage ist. Denjenigen Menschen, denen meine Probleme fremd bleiben, darf ich wenigstens so viel verraten: Aussterben ist keine Lebensperspektive!

Mein Leben lang erstrebte ich, ein Unikat zu werden, nur um am Ende festzustellen: Als vermeintlich splendide Singularität führt man ein einsames, unverstandenes und selten belobigtes Dasein. Ein zu groß und dick geratener Zwerg stellt keine Attraktion mehr da, er entbehrt des Sensationellen, und man glaubt ihm auch nicht: Meine Beteuerungen, ich sei im Grunde und der Abkunft nach eigentlich ein, wenn auch geistvoller, Minderwüchsiger, erntet nur Unglaube, ja, offenen Spott, Hohn und herzloses Gelächter. Ich erlaube mir huldvoll, dies als philosophische Einsicht zu präsentieren: Immer ist man, wie Alice, die dem weißen Kaninchen folgt, entweder zu klein oder zu groß. Dass man einmal so recht behaglich passt in den Zauber der Wirklichkeitstheatralik, bleibt eine dumme Sehnsucht, ein blasser Traum und, am Ende, eine törichte Narrheit des unbelehrten Begehrens. Unvergessen die Weisheit des armen Kaspar Hauser: „Ich möchte ein Reitersmann werden wie ein anderer auch!“ – Ja, das wäre ein Lebensplan! Zu spät nun, zu spät.

Und wer, wir? (Mutter ruft an)

19. Februar 2012

Mutter ruft an!

Wörter, manche Sätze, Beifang in den Flachgewässern der Wachträume. Aber wie rasch auch wieder entglitten. Väter und Söhne sind Zwillinge, fiel mir ein, nur eben einwärts längs in die Zeit gedreht, mit den gleichen schreckgeweiteten Augen, der Vater voran, der Sohn, freilich ohne es zu wissen und erst spät erwachend, ihm nach. Flüchtige clairevoyance, unwiederbringlich schon wieder versunken, bevor notiert werden konnte, was sie für einen Moment zu begreifen gab. Wie können wir uns je verständigen? Das Gehirn erblüht zuweilen verfrüht im ersten Morgenlicht, verschwenderisch zaubernd in seiner Bildermacht und bleibt doch, wiewohl mein eigen, mir fremd, wie ein sehr fernes Tier: wie der Merlan, das Opossum, die Seeanemone – wir ahnen uns kaum! Unter dem Eis tragen die Stimmen nicht. Wie sollen wir uns finden? Und wer, wir?

„Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,
 / Wenn wir die irdische Verstrickung lösten, / 
Das zwingt uns stillzustehn“, so heißt es im Hamlet. Vielleicht. Aber es wird einem schwer gemacht. Immer um acht, am Morgen, ruft mich meine verstorbene Mutter an, aus Übersee, sie benutzt den batteriebetriebenen Wecker auf meinem Nachttisch dazu. Sprechen will sie nicht eigentlich, macht nur so pickende Geräusche, wie der Warnruf einer Drossel klingt es. Pick-Pick, dann lauter: Pick-Pick-Pick. – „Mutter, jetzt nicht!“ rufe ich stumm, „ich muss noch fertig träumen!“ Zu spät – jäh verblassen die Visionen, wie Polaroids, nur umgekehrt: Was Bild war, wird Schemen, Schleier und Schliere. In jedem Menschen schläft ein Mozart, ein Munch, ein Magritte, ein Musiker oder Malerfürst – und dann verscheucht Mutter die Musen!  Aber sie weiß es ja nicht besser, sie hat es immer gut gemeint, sie hat mich beschränkt gemacht aus edler Absicht.

Im Traum ein Tagesrest: Ich bin wieder Schüler und werde zur Gruppenarbeit verurteilt. Gepeinigt schreie ich: „Niemals! Hier ein ärztliches Attest! Diagnose Autist! Ich habe Asperger! Gruppenarbeit tötet mich!“  Oh das dumme Gelächter der Eltern, der Lehrer! Sie sind heute, vermute ich, alle schon tot, leiden Langeweile und vertreiben sich die Ewigkeit mit Scherzanruf und Klingelstreich. Die Menschen sind ein Maisfeld. Kaum brechen wir durch das Unterholz der Nichtigkeiten, richten uns auf, mit schwerem Atem noch und blutig geschunden, erblicken wir vor uns endlich den Weg, doch, ach – um ihn zu beschreiten gebricht es für heute schon an Kraft. Im Dunst der morgendlichen Dämmerung lächeln am Horizont die Hänge des Vergeblichkeitsgebirges, unbezwungen und entrückt.

Ist das Leben nur Mühsal und Last? Nicht nur. In der Küche waltet ja schon die Gattin und bereitet das Frühstück, die liebe, und grüßt mich mit linder Sorge: „Hat Mutter wieder angerufen?“ Ich tauche auf, schüttele mir das Fruchtwasser aus den Ohren, sammle mich und nicke, aber schon besänftigt, getröstet fast. Es riecht nach Realität und frischem Kaffee und in der Sonntagszeitung eingefaltet wartet die Weltlage.

Geld. Langweilig, aber wichtig…

12. März 2010

Klar, das glaubt man jetzt nicht. Philosophen, Essayisten und ätherische Schöngeister, die eine Hymne auf ihren Steuerberater schreiben, gibt’s eher selten. Ich bin so einer und schrie b grad auf dem Qype-Forum dieses:

Geld, Geld, ja, ja. Dolle Sache, weiß ich. Wenns fehlt, kann das schon mal sehr ärgerlich sein und schwer nerven. Ich kenne das gut. Die da oben, die Reichen und Superreichen, die Gesellschaftsverhältnisse und ihr da draußen alle seid ausnahmsweise aber mal nicht schuld daran, daß ich fast nie Geld besitze. Meine relative Mittellosigkeit beruht nicht zuletzt nämlich auf einer meiner höchsteigenen Psycho-Macken: einer ausgeprägten Verwaltungspapierkramphobie. Vom Belege-Sortieren, Sachen-Abheften, Korrespondenz-Ordnen, Auszüge-Kontrollieren und Policen-Betreuen sowie vom Sachen-für-den-Steuerberater-fertig-Machen bekomme ich übeltrübgrünen Hautausschlag, furzgräsigen Hirn-Schwurbel und da unten, Herr Doktor, da knapp unterm Brustbein, so ein ganz, ganz komisches Stechen, Ziehen, Grimmen und Grummeln!

Der von mir geschätzte Wiener Kaffeehausliterat Peter Altenberg hatte sich in seinen jungen Jahren sicherheitshalber ein ärztliches Attest ausstellen lassen, daß er zu regelmäßiger Berufstätigkeit zu sensibel sei. So etwas ähnliches benötigte ich auch: „Bescheinigung: Herr Magister Kraska ist aus idiosynkratischen Gründen leider prinzipiell nicht in der Lage, seine Unterlagen in Ordnung zu halten und ist insofern zu 100% pflege- bzw. betreuungsbedürftig“.

Ein mir nahe stehender Mensch, die Chefin persönlich, konstatiert mitleidlos kühl: „Quatsch mit Soße! Du hast keine Phobie. Du bist einfach bloß ein alter Schlamper!“ Ja, Ma’am, da ist etwas dran. Aber daran ist ja gerade die Phobie schuld! Ich versuch doch mein bestes, kaufe Ordner, Tacker, Klarsichthüllen, einen Locher, sogar so Klebezettel und alles, und Stifte sowieso. Ich liebe Büromaterial. Ich kann nur auf Dauer nicht damit umgehen. Gründe hierfür weiß vermutlich die Psychoanalyse. Mein Herr Vater war ein geborener „von und zu Aktendeckel“, und obwohl der arme Mann davon nichts mehr mitkriegt, rebelliere ich wohl unbewusst noch immer gegen ihn. Was kann ein armer 68er-Junge schon werden, wenn sein Vati Leiter des städtischen Ordnungsamtes war?

Ein Schlamper, ein Chaot, ein Wirrmichel, einer, der alles verbaselt, vergisst, verlegt, verkramt, verschiebt, stapelt, gelegentlich umstapelt, dann erneut verkramt, irgendwann später noch mal überraschend unterm Sofa wieder findet, um es dann schließlich endgültig zu versemmeln und zwar auf nimmer Wiedersehn. Und das sind nur die wichtigen Unterlagen! Rechnungen öffne ich grundsätzlich erst bei Mahnstufe Drei, und mancher meiner Gläubiger weinte schon Tränen des Glücks, wenn er zwei Jahre nach Fristablauf eine vergessene Rechnung unverhofft von mir plötzlich doch überwiesen bekam.

Ein guter Hausvater und Ökonom, der mühelos mit Aktien, Wertpapieren, Staatsanleihen und Kommunalobligationen jongliert, ohne daß ihm je etwas unters Sofa fällt, wird mir zu einer Therapie raten. Leider aber habe ich aufgrund einer Zwangsneurose stark phobisch-agressive Abneigungen gegen Psychotherapeuten und bin daher amtlicherseits anerkannt therapieresistent. „Therapie!“ schnaubt die Chefin, „du brauchst keine Therapie, du musst nur einfach mal MACHEN!!“ Bedauerlicherweise schaut sie, die Verehrungswürdige, dabei so streng wie weiland meine Frau Mutter, was mich automatisch rebellieren läßt. Ich schalte auf „doof“, was mir nicht schwer fällt.

Daß ich dennoch oberhalb der absoluten Prekariatsgrenze lebe, verdanke ich, neben der Chefin, die immer das Schlimmste verhindert, nicht zuletzt einem sehr guten, empfehlenswerten Steuerberater: Heinz Pudell. Ihn, den ich seit 27 Jahren kenne, bewundere ich ein bißchen, denn er ist das Gegenteil von mir. Er liebt Zahlen, kennt sich mit den Knifflichkeiten des Steuerrechts aus, hat Sinn für Verwaltungspapierkram und bezahlt ein paar Top-Leute dafür, daß sie ihm alles immer schön abheften. Er hat in seiner finanzamtlich wohlfundierten Karriere eine Art künstlerische Kreativität entwickelt, die in diesem Beruf eher selten zu finden ist. Alles, was ich verabscheue, was mich ängstigt oder anödet, macht er mit Leidenschaft und Engagement. Und bei ihm herrscht tadellose Ordnung. Gestern rief ich an, weil ich plötzlich eine Handelsregister-Urkunde brauchte aus einer geschäftlichen Unternehmung, in die ich in den 80ern (!) mal verwickelt war; das war in meinem 5. Leben. Jetzt führe ich ca. das neunte und finde natürlich keine Unterlagen mehr. Für Pudell & Partner kein Problem. Nach wenigen Stunden hatten sie mir, ohne zu maulen oder auch nur die Stirn zu runzeln,  das Uralt-Ding aus ihrem Keller gekramt und säuberlich kopiert..

Da ich, ohne die damalige Kreativität und Gewitztheit meines Steuerberaters heute vermutlich unter der Brücke lebte, ohne Laptop und Internetz, möchte ich ihn heute loben und weiterempfehlen. Er und seine Partner und Leute sind gut. Richtig gut. Von mir 12 Punkte, oder fünf Sterne, oder so (kann nicht so mit Zahlen…) Ich hoffe, er liest dieses Lob. Daß er es sorgfältig abheftet, da bin ich mir sicher!