Posted tagged ‘Urbi et Orbi’

Dr. Oetker steht für echten Käse!

16. April 2009
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Kampf auf Messer und Gabel: Nieder mit dem Käse-Imitator!

 

Weitgehend offener Brief an Fa. Dr. Oetker

Sehr geehrte Firma Herr Dr. Oetker, lieber Herr Axel Witt,

wie nah liegen Betroffen- und Zufriedenheit oft beieinander! Zunächst lassen Sie mich meine Zufriedenheit darüber zum Ausdruck bringen, daß die Fa. Dr. Oetker mühelos den Anschluß an die digitale Moderne gefunden hat und ihre Performance im Internet von jungen, dynamischen Menschen monitoren, bewerten und kommentieren läßt!  Zum anderen lassen Sie mich mein Bedauern äußern: Keinesfalls wollte ich die werte Firma Dr. Oetker in die anrüchige Nähe zu analogem Käse bringen! Es ist vielmehr so: Seit eine mir nahestehende Person einmal einen Film über die wissenschaftlich-technische Revolution an der Puddingfront gedreht hat, ist für mich der Begriff „Lebensmittel-Techniker“ mit dem Begriff „Dr. Oetker“ irgendwie derart assoziativ verbunden und verschweißt (etwa wie „Tempo“ für papiernes Schnupftuch oder „Uhu“ für Kleister, Kleber und Leim), daß mir der Name Ihres werten Unternehmens quasi absichtslos ins Bild gerutscht ist. 

Ungemein froh wiederum bin ich, durch meine kleine Glosse Ihnen die Gelegenheit gegeben zu haben, noch einmal vor aller Welt, sozusagen urbi et orbi, klarzustellen, was diese Welt im Prinzip eh schon gehofft hatte:

Daß nämlich das Unternehmen Dr. Oetker keinen analogen, sondern ausschließlich echten Käse, noch dazu „bester Qualität“ einsetzt! Für ein Unternehmen, das schließlich nicht für die Erfindung des Schieß-, sondern des Backpulvers gerade steht und sich um die backende deutsche Hausfrau verdient gemacht hat wie eben nur ein Dr. Oetker, ist dieses Bekenntnis zum echten Käse ein kleiner, für die Menschheit aber ein großer Schritt: – Scharen wir uns um Dr. Oetker in einer qualitätsoffensiven Einheitsfront gegen alle Imitat-Käser, Wein-Panscher und Fleisch-Verweser! Möge das Echte, Gute und Wahre immer die Oberhand behalten! Dr. Oetker – in hoc signum vinces!

Ungefragt möchte ich noch betonen, daß das Unternehmen Dr. Oetker zu den nordrhein-westfälischen Unternehmen gehört, die, wie etwa auch die Fa. Miele oder die Fa. Socken-Falke, familiare Tradition mit dynamischem Globalplayertum zu einer Synthese geführt haben, welche unser Land blühen läßt: als sozialpolitisches Fundament plus kulturpolitisches Mäzenatentum plus permanente Qualitätsgarantie bleibt uns Verbrauchern Ihr Unternehmen stets als Synonym für echten Käse im Herzen! 

Ich kann aber nichts dafür: Sehe ich einen propperen Wissenschaftler mit Hornbrille, weißem Kittel und Haarnetz, schon kräht es in mir jubilatorisch: Dr. Oetker, Dr. Oetker, Dr. Oetker….!

Landet dieser Text jetzt auch wieder bei Ihnen, lieber Herr Witt?

Dann schönen Gruß nach Bielefeld!

Der Kampf geht weiter!

PS: Falls Sie bei Dr. Oetker mal Langeweile haben, hier hätte ich ein Spiel für Sie zum Zeitvertreib (Quelle: SpielWiki):

Spiel: „Verrückter Wissenschaftler“

Spielaufbau

Vorbereitung

Die Spieler haben das Labor eines verrückten Wissenschaftlers entdeckt. Sie gehen nun in das Labor und untersuchen die Zutaten, die der verrückte Wissenschaftler für seine Experimente gesammelt hat. Dazu werden in einem abgedunkelten Raum Dosen auf Tische gestellt. Die Dosen werden mit Namen von Körperteilen und Organen beschriftet.

Zutaten

Gruselige, eklige und rätselhafte Zutaten:

  • saubere Knochen vom Huhn als Skelettknochen
  • Bananenscheiben als hinausgeschossene Bandscheiben
  • ungepopptes Popcorn als ausgefallene Zähne
  • geschälte Trauben als Glupschaugen
  • Schleimi als Leichensaft
  • halbe Bockwürste oder kleine Möhren als abgehackte Finger.
  • Ketchup als Blut
  • sehr schön auch (rohes) Fleisch, z.B. Hähnchenmägen, Putenleber oder ein Stück Sülze
  • gekochte Spaghetti mit Öl als Eingeweide
  • gekochter Blumenkohl als Gehirn
  • eine geschälte große Tomate als Herz
  • Gummihandschuh mit Wasser füllen, einfrieren: die Hand eines Toten
  • Nasse Teebeutel als Innereien
  • Wurstzipfel als Nase

Spielablauf

Die Spieler werden nun in den abgedunkelten Raum geschickt, im Hintergrund läuft Gruselmusik und sie schauen sich die Dosen an, fassen hinein, aber dürfen nicht hineingucken… 

Wie? Aber bitte! Da nich‘ für! Gern geschehen…

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OSTERBOTSCHAFT

11. April 2009
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Gerade noch zu glauben: Die Zweifaltigkeit von Bruno Kraska und Reinhard Haneld

PERSÖNLICHE OSTERBOTSCHAFT AN DIE GLÄUBIGEN

 Ich persönlich möchte von den existierenden Weltreligionen eher abraten. Die mosaische Religion ist intellektualistisch, weltfremd und eigentlich nur etwas für Spezialisten, die sich damit beschäftigen, wie viele vollkommen absurde Gebote und Verbote man erfinden kann, um sich selbst das Leben schwer zu machen. Außerdem ist der jüdische Gott eifersüchtig, und eifersüchtige Leute nerven, vor allem, wenn sie wie Jahwe zu überschießender Gewalttätigkeit (Sintflut; Sodom; Gomorrha etc.) neigen. Außerhalb Israels besteht eigentlich kein triftiger Grund, ein besonders gläubiger Jude zu sein. Atheistische Juden sind nach meiner Erfahrung in der Regel jedoch ein sehr angenehmer Umgang.

Das Christentum in seinen ca. 1001 Spielarten stellt, wie schon Paulus andeutete, zwar eine „herrlich verrückte“ Antwort auf die Frage dar, wie bizarr und unplausibel ein Glaubenssystem aussehen muß, damit man daran nur glauben kann, indem man seinen Verstand nach erfolgter Überanstrengung zur Abwrackprämienstelle bringt, aber die Wiedererlangung eines fahrtüchtigen Verstandes ist schwierig und langwierig. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung: Wem Mutti erstmal einen Überwachungsgott in die kindliche Seele gepflanzt hat, dem bleibt auch als aufgeklärter Renegat im Hirn ein dauerhafter Schaden: etwa wie eine Art Loch im Zahn. Also besser gar nicht erst damit herumspielen! Man denke: Die Hälfte aller Welthirnschmalzreserven wurde auf den letztlich abgebrochenen Versuch verwendet, zu verstehen, was es mit der trinitarischen Dreifaltigkeit auf sich hat, in der Herr Gott, Gott sein Sohn und Gott sein Geist mit einander selbdritt zugleich unzertrennlich und doch, nun ja, eben zu dritt sind. Wozu soll man denn so etwas glauben?

Dann der Islam: Je nun. Fast alles, was man über ihn sagen kann, hören seine Anhänger gar nicht gern – es sträubt sich ihnen der Bart, sie verbrennen Strohpuppen von einem oder sinnen sogleich auf Massenvernichtung der Ungläubigen. Ein unangenehmer Zug. Übrigens plaudere ich gern ein Geheimnis aus der Häschenschule der Gottesbeweise aus: Der Koran ist gar nicht Gottes Wort! Denn Gott, was immer er sonst ist, ist per definitionem jemand, der seine Groschen beisammen hat und deshalb schon noch weiß, was er sonst noch alles offenbart hat. Der Koran hingegen beinhaltet ein krauses, krudes, nur halbbegriffenes, naives, durcheinandriges, wirres und vom Hörensagen her zusammengebasteltes Konglomerat alter jüdischer und christlicher Erzählungen und Theologeme. Außerdem erscheint es unwahrscheinlich, daß Gott, wenn er etwas extrem wichtiges zu diktieren hat, sich als Sekretär ausgerechnet einen ungebildeten, analphabetischen Kamelkarawanenführer aussuchen würde, dessen vages Gerede man erst fünfzig Jahre nach seinem Tod aufzuschreiben beginnt. Der Koran ist kein Text Allahs, sondern das Resultat einer im sonnenverbrannten, wüsten Beduinenland besonders lang unterwegs gewesenen stillen Post. – Außerdem ist der Gesamt-Islam extrem uncharmant zu Frauen, so was kann ich schon mal gar nicht ausstehen!

So, weiter. Was noch? Hinduismus? Na ja – für unsereinen ziemlich unübersichtlich, oder? Nichts gegen indische Exotik, Gurus und Heilige Kühe, aber die meisten hinduistischen Götter sind philosophische Prinzipien, von denen im Kindergarten die Aufgabe hieß, quietschbunte Bildchen anzufertigen. Ich meine, ich finde zwar diesen einen, wie heißt der noch? Der mit dem Elefantenkopf? Ganeshi? ganz lustig, aber im Grunde kann ich dann auch einen Kult um den bösen Wolf und die drei kleinen Schweinchen machen, – und etwas ernst möchte man doch auch genommen werden!

Bleibt der Buddhismus – schon fas-zi-nie-rend! Es gibt drei Sorten von Buddhismus: Zen, den tibetischen und den richtigen. Letzterer ist übrigens anstrengender, als die meisten glauben. Aber bitte: Wer gern ohne Fleisch, Alkohol, Sex, Spiel und Spaß, Schmuck und Schnickschnack leben möchte und lieber mit schmerzenden Knien im Lotussitz auf den endlich eintretenden Einsturz der Himmel wartet, meinetwegen. Ich frag mich bloß: Wenn es stimmt, daß Buddhisten keinen lieben Gott haben, Andersgläubige nicht hassen und verachten, keine Glaubenskriege führen und niemanden dafür blutig prügeln, daß er etwas anderes denkt – wozu dann überhaupt Religion? Dann kann man ja gleich normal bleiben!

Selbstverständlich schätze ich die kulturellen Mitbringsel der Weltreligionen. Das Judentum hat uns Klezmer, Selbstironie und die Buchmessen beschert, der Christenheit verdanken wir herrliche Kathedralen, die Zwangsneurose und ihre Psychoanalyse sowie in toto das liebe, teure europäische Abendland. Dem Buddhismus danken wir für Sushi, coole Wohnungseinrichtungen und die Kunst des Blumenschießens; nicht zu vergessen den Dalai Lama, Papst für die Verständigen unter den Träumern. Ohne den Hinduismus schließlich kein Bollywood, keine Null (und damit keine digitalen Rechner!) und kein Lamm-Curry oder Tandoori-Huhn.

Und was den Islam angeht, na, dem werden wir schon auch irgendwas verdanken. Alles ist ja auch immer zu etwas gut, selbst eine Katastrophe.

 Wer aber nun, ganz ohne den Schutz, die Versicherung und hirn-schonende Komplexitätsreduktion der Religionen, in der Welt etwas fröstelt, frustet und fremdelt sowie einen gewissen Draht zum Himmel vermisst, dem aber reiche ich ein Trostpflästerchen:

 Besorge er sich die neue CD der Leipziger Sopranistin Simone „the Queen of Baroque“ Kermes mit Händel-Arien, so hat er dem Gesang der Engel hienieden schon einmal lauschen dürfen. Wer sich, sagen wir, die CDs „La Magia Abandonata“ und die neueste, „La Diva“, kauft, der braucht kein sprengstoffumgürteltes Märtyrertum,  der hört den makellosen Glanz, die leidenschaftspralle Fülle und überweltliche Göttlichkeit engelsgleicher Koloraturen schon auf Erden, der nimmt die auf ihren Extrakt, ihre Essenz eingekochten menschlichen Leidenschaften der Liebe, des unerfüllten Begehrens, der Wut und Rachsucht, der Bitterkeit und des Entsagens in einer quasi-himmlischen Verklärung wahr, die überirdisch zu nennen keine Übertreibung darstellt. Wer Frau Kermes’ Händel-Arien lauscht, braucht keine blassen, dummen 72 Jungfrauen! Die sind erstens im Gesang inbegriffen und zweitens darin im Hegelschen Sinne schon aufgehoben und überwunden, sublimiert nämlich und vergeistigt zu reinem Wohlklang. – Und wer nicht in den Himmel will, der soll sich die Musik trotzdem anhören, denn Georg Friedrich Händel feiert heuer das Jubiläum seines 250. Todestages, Anlaß genug, sich dem berauschenden Zauber seiner Opern einmal rückhaltlos auszusetzen. Ist immer noch weniger schädlich als Aberglauben!