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Nationalmigräne (Umdenken)

4. Juli 2011

Dynamisches Wachstum mit internationalem Flair

Neulich im Geddo: Einer unserer vorletzten Wurzeldeutschen hat Nationalmigräne und bepöbelt auf der Straße einen der allfällig Maulaffen feilhaltenden Almancılar. In sein Handy, mit dem er angeblich die Polizei ruft, bölkt er empört: „Kommen Sie sofort! Mich belästigt hier ein Ausländer! Ein AUSLÄNDER!!“ – So siehts aus bei uns: Selbst belästigt werden möchte man lieber von seinesgleichen. Ist ja auch ein offenes Geheimnis: Die Belästigungsqualität ist stark gesunken durch den Zuzug von Migranten, die nicht alle die Belästigungsqualifikation von selbstbewussten Anatoliern oder geburtenstarken Roma-Bulgaren besitzen. Schwarzafrikaner, Tamilen, Kroaten, selbst Ägypter sind praktisch gänzlich molestifikationsunfähig!

Ach, na ja, das Geddo! seufze ich wohlig vor Mieselsucht: Hier kriegt man Nörgelgründe, die für ein lang-langes Rentnerleben reichen! Zwielichtiges Gesindel allerorten, chauvinistische Blicke, unverhohlen verhüllte Frauen, gewetzte Messer, gefletschte Zähne. Anarchischer Müll türmt sich an jeder Ecke, halbwilde Kinderhorden terrorisieren die Ruheständler, das Viertel verschlampt, verroht, verwahrlost. Die Toleranzschwellen sind längst überschwemmt, hier hilft nur noch Indolenz und Ignoranz. Wenn nicht sogar Intransigenz. So dachte ich bis her.

Es ist aber alles ganz anders. In einer Immobilienannonce las ich jetzt von meinem einzigartigen Privileg: Ich lebe gar nicht, wie immer gedacht, im multi-ethnisch asozialen Problem-Brennpunkt, sondern in „einem dynamischen multikulturellen Viertel mit internationalem Flair“! Oha, oder wie man in meiner norddeutschen Heimat sagt: Ohauaha! Jetzt geht es mir wie Omid Djalili in seiner Filmkomödie „Alles koscher!“, wo er nach 40 Jahren als pakistanischer Moslembruder in London erfahren muss, dass er bloß adoptiert – und in Wahrheit ein blutsgebürtiger Jude ist: Oi! Ich muss umdenken, unbedingt flexibler werden, möglicherweise sogar, wie es im Medien-Werbe-Gequatsch jetzt immer heißt, „mich neu erfinden“!

Der römische Stoiker Epiktet hatt es schon vor knapp zweitausend Jahren gewusst: „Nicht die Verhältnisse beunruhigen uns, sondern unsere Ansichten über diese!“ Will sagen: Ändere deine Sichtweise und alles wird gut! Diese Kunst kreativer Umdeutung habe ich in letzter Zeit etwas vernachlässigt.

Ich habe das wie Pubertätspickel wuchernde Konglomerat von Spielhöllen, Dealer-Dielen, Nutten-Kaschemmen, Schmierinfektionspizzerien und osmanischen Wärmestuben scheeläugig beargwöhnt, anstatt die Dynamik des agilen Kleingewerbes zu würdigen; anstatt anzuerkennen, dass die südosteuropäischen Zwangsprostituierten hier immerhin völlig unverschleiert ihrem traurigen Gewerbe nachgehen, habe ich mich über Burkassen und Kopftuchmädchen echauffiert; mit finsteren Blicken bedachte ich den bulgarischen Schwarzarbeiter-Strich am Wanheimer Dreieck, anstatt mich über die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes zu freuen. Nicht mal das ultra-babylonische Sprachen-Gewirr, das den LIDL-Einkauf regelmäßig zum UNO-Erlebnis macht, konnte ich gutheißen! Innerlich geflucht sogar habe ich über Bäuerinnen, die nach dreißig Jahren hier noch immer nicht geschnallt haben, dass die Amtssprache vor Ort weder albanisch, bulgarisch, marrokanisch, libanesisch noch serbisch oder tamilisch ist, sondern, verdammt noch mal: deutsch. Stattdessen hätte ich mich schon seit langem am „internationalen Flair“ ergötzen können! Zumindest flair-mäßig steht Duisburg-Hochfeld nämlich Metropolen wie New York in nichts nach!

Seit kurzen trage ich nun zum exotischen Flair des Geddos bei, in dem ich eine deutsche Fahne aus dem Fenster hänge, was ich als galanten Tribut an die Frauen-Fußball-Nationalmannschaft verstanden wissen will. Bei Weltmeisterschaften erleide ich regelmäßig Anfälle von Patriotismus. Wie ein Pawlowscher Hund: Sobald ich durchtrainierte junge Menschen Kaugummi kauend der Nationalhymne („Brüh im Glanze“) lauschen sehe, bügle ich mein kleines Schwarz-Rot-Goldenes auf!

Falls wir das Viertelfinale überstehen, worüber ich mir nicht geringe Sorgen mache, hänge ich wieder, ich bin halt unverbesserlicher Intellektueller, die große schwarze Piratenflagge daneben, um mein nationales Bekenntnis ironisch zu brechen. Ob diese Subtilität von der Nachbarschaft gewürdigt wird, bezweifle ich allerdings. – Das kapieren die doch nicht, die Ausländer!

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Umgangston im Geddo. Ein Sprachführer

6. Juni 2011

Isch figgdisch! – Muddersprachler versucht, sich zu artikukalkulieren...

„Bei uns, wir Türken“, strahlt mich meine einschlägige Gewährsfrau an, die es wissen sollte, „müssen wir immer schreien. Wir Türken schreien IMMER. Das IST so!“„Das kannst du laut sagen“, wollte ich schon antworten. Aber geschenkt. Nebenbei: Ist das eigentlich so ein Testosteron-Ding wie Brusthaare oder starker Achselschweiß, dass man immer mit quietschenden resp. kreischenden Reifen anfahren muss? Je mickriger der Twingo oder Opel Corsa, desto mehr scheint man vorgeben zu müssen, einen Fluchtwagen zu fahren!

Generell gibt es Leute, ethnischer Hintergrund jetzt mal egal, die sich ihrer eigenen Existenz nur sicher sind, wenn die Welt von ihnen vernehmlich widerhallt. Hat der Nachbar unter mir eheliche Differenzen, wispert er nicht etwa galant: „Verehrte liebe Gattin, wir haben da eventuell einen Dissens“, sondern es brüllt Gefängnishof füllend: „Du blöde Votze, ich knall dir gleich eine!“ – „Herzlichen Dank, dass ich an eurem spannenden Leben teilhaben darf“, sage ich leise, laut aber rufe ich zum Fenster hinaus „Hol dich verdammt noch mal der Teufel, du scheiß Brüllaffe!“ – So geht es bei uns zu, ich schwör, Punk und Pogo den ganzen Tag!

Der Ton ist, soweit ich die Sprachen draußen verstehe, roh, ungehobelt und herzlos. Ich hab schon immer das Volumen afrikanischer Frauenstimmen geschätzt. Nach zwei Jahren im Viertel weiß ich immerhin, wo sie das üben – auf der Straße unter meinem Wohn-Büro nämlich, auf der sie ihren erbarmungswürdigen Männern, die schon hundert Meter weit weg auf der Flucht sind, soulig-barocke Flüche nachröhren, wobei sich das in ihrem Dialekt verblüffend melodisch, erotisch-guttural und eminent stimmig anhören kann.

Die Frauen sind überhaupt im Kommen. Wie? Doch, doch. Zum Beispiel letzten Freitag im Straßen-Café auf dem Brückenplatz: Ein baumlanger, natürlich in keiner Hinsicht verallgemeinerbarer mutmaßlicher Südosteuropäer mit schwarzer Ballonseidenhose (die mit den drei weißen Längsstreifen), ultra-knappem Muskel-T-Shirt und dicht behaartem (!) Schwellkörper-Bizeps, tigert unruhig vor meinen Tisch hin und her. Er muss, was ich persönlich gar nicht wahnsinnig männlich finde, ein geradezu übertrieben winziges Möpschen oder Pinscherchen beaufsichtigen, das sich gerade an meinen Kuchenkrümeln gütlich tun möchte.

Der Finstermann misst mich mit Killer-Blicken, als hätte ich versucht, mir seinen Schoßmops quer aufs Brötchen zu legen. Bedrohlich lässt er diverse Muskeln zucken. Oha! Gleich brüllt er und trommelt sich auf die Brust, denk ich noch, doch in diesem Moment taucht die Freundin des Muskelberges auf; ein betörend hübsches Püppchen, etwas kleiner als Shakira, also etwa 1,52m und 40 Kilo, stemmt die Ärmchen in die Seite und begießt den Riesen mit einem Schwall mutmaßlich südosteuropäischer Flüche und Verwünschungen.

Der Mannomann sinkt getroffen auf ein Stühlchen, während seine Gespielin oder Herzensdame jetzt in fehler- und akzentfreies Hochdeutsch verfällt: „Jetzt hör mal gut zu, du blödes Arschloch“, schmettert sie, fast im Heldinnen-Sopran, „wenn ich soo mache“ (sie schnipst mit den Fingern), „dann hast du gefälligst anzutanzen und nicht hier irgendwo abzuschmieren, ooooh-kay?!“ Der Ballonseide-Gorilla zieht eine Schnute und will was sagen, aber gerät an die Falsche, die jetzt schon wirklich schneidend wird: „Und wenn ICH rede, dann hältst du gefälligst mal dein scheiß blödes Maul, jaah?!“ Aus dem Gorilla entweicht die letzte Luft. Mehr als kleinlaut fingert er ein Tütchen Gras aus der Hosentasche, um eine große Tüte zu drehen. Seine Hände zittern aber dabei so stark, dass er das schöne Gras überall verkrümelt. Dies wiederum scheint sein Minne-Fräulein zu rühren: Jauchzend fällt sie ihm um den Stiernacken, bedeckt ihn mit Küssen und pflückt ihm, schon beinahe unanständig sorgfältig, die kostbaren Gras-Krümel aus dem Schoß. – War also alles vielleicht nicht wörtlich zu nehmen.

Schon eher wortwörtlich gemeint war mein sonores, aus tiefstem Herzen kommendes „Sag mal, geht’s noch, du Arschloch?!!“, eine zugegeben rhetorische Frage, die ich an den Fahrer (mutmaßlich südosteuropäischer Herkunft) eines schwarzen SUVs richtete, der in der Spielstraße mit ca. 60,70kmh auf mich zubretterte und mich beinahe mit letalem Ausgang vom Fahrrad geholt hätte. In Todesnähe kann ich schon mal sehr direkt werden. Die Antwort? Blödes Glotzen und „Isch figgdisch, Alder!“ Nun bin ich als gelernter Sprachmagister auch des lokalen Straßenidioms mächtig und hätte also korrekt antworten müssen: „Unnisch fffigg d’eine Mudder!“ – Die Frau Mutter freilich, eine Matrone oder Fregatte vom Typ anatolischer oder bulgur-türkischer Pinguin mit Kopfputztuch und beigem Bodenfeger-Mantel, saß aber auf dem Beifahrersitz. Also besser nicht. Zuverlässig schlug meine Erziehung zu Buche und ich schwieg höflich, wenn auch grimmig und blitzenden Auges Blicke aussendend, die schon getötet haben.

„Was ist denn mit DIR los“, fragt die Gattin, bei der ich, glücklich angekommen, Möhren schäle, aber auf ungewöhnlich aggressive und brutale Art und Weise. – „Keine Ahnung, weiß auch nicht“, antworte ich sanft zurückhaltend, „irgendwie bin ich heute wohl auf Krawall gebürstet. Ich weiß auch nicht, warum…“ Die Gattin, pragmatisch wie immer, diagnostiziert messerscharf: „Du musst da weg, Mensch!“

News from the ghetto. Die Stimme des Volx

12. August 2009
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Sitz der Uno. Amtssprachen sind hier Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch. In meiner Straße würden diese Sprachen zu Verständigung reichen...

Obschon ich aus beruflichen Gründen oft einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken versuche – ich weiß ja auch nicht ALLES! Um Euch mühseliges Telefon-Jokern, Googeln oder Studieren an der Wikipedia-Uni zu ersparen, kläre ich drei Fragen vorab.

 Wer war Yoshida Kenkô? Genaues weiß man nicht. Vermutlich war er Offizier der kaiserlichen Leibgarde oder der Palastwache, im japanischen Mittelalter. Weil er das schwerterschwingende Samurai-Ding irgendwann leid wurde, quittierte er jeglichen Dienst und wurde buddhistisch-taoistischer Mönch. Als er starb, fand man in seiner einsamen Berghütte eine Menge von Zetteln, achtlos an die Wand gepinnt: „Betrachtungen aus der Stille“ nannte man diesen Zettelkonvolut – heute eines der berühmtesten Bücher der japanischen Literaturgeschichte. Kenkô war ein Virtuose in der Kunst des Verschwindens; er lobte die Schönheit des Vergänglichen und spottete (mit LEISER Ironie!) über den menschlichen Ehrgeiz, mehr sein zu wollen als eine Eintagsfliege.

Und Samuel Beckett? Hochdepressiver Dubliner, frankophil, Experte für Whisky, Marcel Proust und Suizid durch Getränke-Mißbrauch, Resistance-Kämpfer gegen die Nazi-Besatzung, Autor unsterblicher Theater-Knaller („Warten auf Godot“, „Endspiel“, „Glückliche Tage“) und von genialen Erzählungen und Romanen („Mehr Prügel als Flügel“, „Molloy“, „Malone stirbt“, „Der Namenlose“) , die das breite Publikum langweilig und/oder „schwierig“ findet, die aber in Wirklichkeit zum Brüllen komisch sind, jedenfalls wenn man ein Faible für die Komik von Beerdigungen, Verkehrsunfällen, mißglückten Selbstmordversuchen und Katastrophen aller Art pflegt. Beckett, der immerhin den Literatur-Nobelpreis erhalten hatte, starb 1989 einsam und unbeachtet in einem Pariser Altenheim – alle seine Fans (ich zumindest!) hatten gedacht, er sei schon lange tot! Beckett war ein weiser Mann: Er wusste, daß das Leben zwar tragisch, aber zugleich auch unerträglich albern ist.

Nun die 100.000,00-Euro-Frage: Wer war Ion Tichy? Na? Naa? Oooooh neiiiin! Tut mir leid!  Falsch! Schade! Das war NICHT der erste Trainer des blond-bewimperten Tennis-Idioten Boris Becker! Der hieß Ion Tiriac! – Ion Tichy ist vielmehr eine literarische Figur, erfunden vom polnischen Philosophen, Literatursoziologen, Futurologen und Romancier Stanislaw Lem. Ion Tichy ist „Weltraumpilot“, ein ausgewiesener Bastler, Pfuscher und Schwadroneur, der auf einer extrem erdfernen Umlaufbahn sehr, sehr sonderbare Abenteuer erlebt. Ein paar der skurrilen Ion-Tichy-Geschichten wurden von einem deutschen anarcho-independent-orientierten Filmstudenten-Kollektiv verkurzfilmt, und ausgerechnet die alte Fernseh-Tante ZDF war so wahnsinnig, das bizarr-psychodelische Machwerk – wenn auch zu nachtschlafener Zeit – zu senden! In den schräg-witzigen Kurzfilmen sieht Ion Tichys Raumschiff von innen aus wie meine derzeitige Junggesellen-Zweiraumwohnung, und von außen ähnelt es bedenklich einer Presskaffee-Kanne oder einem Haarfön aus den 80ern. Ion Tichy erzählt seine Stories aus dem Off, merkwürdigerweise in einem extrem gebrochenen, künstlich verfremdeten polnisch-deutschen Idiom („’Chab ich gemacht Verbastelung mit elektro-Herd, so ist jetzt Küchenmöbelei gleichzeitig Beschleunigkeitssoperator von Raumschiff, sofern ich drücken richtige Knopf von E-Herd-Energiesparlampe “), – und sehr viel Logik haben die Geschichten auch nicht. Ion Tichy kommt auf seinen Weltraumreisen nur selten in Erdnähe, und wenn, befällt ihn nicht Heimweh, sondern eher bestürztes Befremden.

So. Der Gewinn aus diesem ermüdenden Schulungskurs kommt jetzt: Ihr versteht nun mühelos, wenn ich schreibe: Ich fühle mich derzeit wie eine Mixtur aus Yoshida Kenkô, dem mittleren Sam Beckett und Ion Tichy! Aus der Realität bzw. wenigstens der alltäglichen Normalität katapultiert, wurde ich an den Rand einer Umlaufbahn geschossen, von der ich nicht ahnte, daß sie jemals  meine eigene Neighbourhood werden würde! – Es heißt ja immer, in Duisburg lebten Menschen aus 120 Nationen. Früher wollte ich das kaum glauben, heute schon, denn das sind alles meine neuen Nachbarn in der Straße. Man kriegt gar keinen Überblick. Herr Ezme, Alleskönner, Faktotum und melancholischer Philosoph, drückt es so aus: „Die meisten Türken hier sind noch nicht mal welche!“ Und das stimmt wohl auch, er muß es wissen. Übrigens gibt es bei mir in der Straße noch Restbestände des waschechten Duisburger Montan-Proletariats. Und dieses ist immer noch so liberal wie vor 30 Jahren! O-Ton: „Isch hab donnix gegen Türken! Isch will die bloß nich im Haus haben, isch trau die Brüder nich… Außer natürlich den Ahmet und den Herr Ezme, die sind ja vernünftich. Und noch die Familie Karatas mit ihre ganzen Blagen von nebenan. Aber die sind in Urlaub bei sich zuhause inne Türkei…“

Eindeutig türkisch sind die drei Holzkohlen-Grills an der Kreuzung Wanheimerstraße / Ecke Eigenstraße, die sich alle drei „Urfa Oçakbaşı“ nennen, aber verschiedene Besitzer haben. Über zwei dieser begnadeten Etablisments habe ich schon berichtet. Weil von diesen eines leider ausgebrannt ist (Herr Ezme sagt, wahrscheinlich waren die sogar zu blöd, ’ne Propangasflasche anzuschließen), bin ich jetzt mit der Gattin zum dritten, kleinsten „Urfa Oçakbaşı“ gegangen. Ich glaub, wir sind die einzigen Deutschen, die hier schon mal essen, jedenfalls kannte man mich bereits. Eigens würde der besitzereigene Opa („Dede“) umgesiedelt, damit wir noch einen Tisch auf dem Bürgersteig besetzen konnten. Sofern es einen nicht stört, daß auf der Straße die Großfamilienkindergeld-finanzierten Daimler vorbeidonnern und der Nachwuchs der 120 Nationen einem um die Füße wuselt, ist es ganz reizvoll, hier einen Hackspieß, einen Lahmaçun oder einen Kuzu Şış Dürüm (überraschend hervorragendes, zart saftiges Lammfleisch!) zu schnabulieren. Die Bedien-Frau spricht nur türkisch; ich hab aber nicht verraten, daß ich sie verstehen kann. Auf Bierchen, Wein oder Rakı muß man auch hier Verzicht tun, da sind die Islamerer dagegen.

Aber selbst dies ist der liberale Duisburger Proletarier wohlwollend zu würdigen bereit. „Weisse, die Türken“, gibt mein Nachbar Pitti zu bedenken, „die siesse wenixens nich mitter Bierflasche auffer Straße, un die pullern denn aunich im Suff inne Büsche, weil da ihre Fraun sitzen und pichnicken…“ 

Wer die anderen beiden Teile der Trilogie über türkische Holzkohlen-Grills lesen möchte, hier die Links noch mal:

http://www.qype.com/place/639350-Urfa-Alt-n-i-Ocakba–Duisburg

 

http://www.qype.com/place/639541-Has-Urfa-Ocakbba–Duisburg