SUPERMARIO UND DAS TAO DES ALLTÄGLICHEN KRIEGES
Hat das einer gesehen? Habt Ihr das gesehen? Fußball gestern? Deutschland vs. Wales? Da konnte man etwas lernen, fürs Leben! Als „einsame Spitze“ praktizierte dort im Auftrag seines Kriegsherren Meisterjogi Löw der Hispanoschwabe Mario „Super, Mario!“ Gomez fußballerisches Torjägertum in der Manier der Schattenkrieger oder Terrakotta-Soldaten, mit anderen Worten, es kam eigentlich jetzt speziell erstmal nicht viel dabei heraus. Ihm wollte einfach kein Tor vor die Flinte kommen. Schon im Schwarzgeld-Krieg gegen das Bergvolk der Liechtensteiner hatte sich der große Krieger aus der lebensfeindlichen Wüste „Stuttgart“ rätselhaft zurückgehalten. Pfiffe waren aber unfair. Vielleicht hat der Jäger ja ein Gelübde abgelegt, weil er lebende Tore viel schöner findet als geschossene?
Nein, vielmehr noch ganz anders! Supermario ist, wie ich, ein Adept der taoistischen Kriegskunst des Nicht-Handelns. Gerade als Stürmer in der einsamen Spitze sollte man so wenig herumlaufen wie möglich, damit man nicht im Weg steht, wenn es mal gut läuft. So drückt es Meister Wang Bi, Kommentator des Tao te-king aus dem 3. Jh. Vor unserer Zeitrechnung aus:
Wenn man „nicht zu handeln wagt“, dann vor allem, um nicht das Geschehen zu behindern, was sonst von selbst geschähe.
Der moderne Kommentator, Sinologe François Jullien, erläutert:
„Es gibt in der Tat zwei verschiedene Logiken: zum einen die des Aktivismus, der eine Logik der endlosen Verausgabung (vgl. Phillip Lahm! – Kraska) und Akkumulation ist und der nach der Maxime immer mehr handelt…., zum anderen die Logik, derzufolge man seine Einmischung und seine Geschäftigkeit immer weiter reduziert. (…) ’Weniger und weniger tun, bis hin zum Nicht-Handeln: handelt man nicht, gibt es nichts was nicht getan wird’. Der Nullpunkt des Handelns, den man dann erreicht, entspricht der vollen Entfaltung der Wirksamkeit…“!
Und? Genauso kam es! Nicht-Taoisten konnten es kaum fassen, trotz Zeitlupe und Video: Das konsequente, ja, man könnte sagen: unerbittliche Nicht-Handeln des jagdlich totalabstinenten Torjägers ließ den Feind in die Knie brechen, bzw. in Form von Wales-Verteidiger Ashley Williams den Ball wie ferngesteuert ins eigene Tor schießen! Gomez stand dem nicht im Weg, und darum ging es schließlich.
Das aber, Freunde asiatischer Weisheit, nenne ich nun das Tao des alltäglichen Krieges:
Durch Nicht-Handeln den Feind zum Eigentor zwingen!
Na los, was ist? Versucht das ruhig mal! Übt das Nicht-Handeln! Praktiziert das Tao des Fußballs!
Neueste Kommentare