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Bauerntrampel an der Würge-Stange: Bei Britney Spears denke ich nicht an Sex

30. Juli 2009
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Be-eng-stigend: Zu klein gekaufte Bühnenkleidung

Ich weiß nicht, was mich an diesem Gesicht so fesselt. Und warum ich immer lachen muß, wenn ich’s anschaue. Ich kann den Blick nicht abwenden. Das Rätsel läßt sich nicht lösen, die Persistenz des Imbezilen bleibt ein Mysterium! Zu deutsch: Ob blond oder braun, geschminkt oder ohne Makeup, ob Foto oder Video-Clip – dies ist ein Frauenantlitz, das zu allen Zeiten die gleiche unfaßbare, intensive, brachiale, durch nichts zu durchbrechende, massive, mörderische, ja infernalische Dummheit ausstrahlt. Woran liegt das? An der Kombination Blondhaar mit braunen Augen? Das kann es nicht sein. Die zu kleine Nase? Die zu kurze Oberlippe bei zu kräftigem Kinn? Die Wangenknochen? Wie macht dieses moppelige Pop-Schnütchen es bloß, bei eigentlich völliger Ausdruckslosigkeit so viel Ignoranz, Unbelehrtheit und harthölzern-blickdichte Dämlichkeit in ihren Gesichtsausdruck zu legen? Seht her, sagen die leeren, glas-starren braunen Knopfaugen, das üppige, vernaschte Schnütchen, die durchbrechenden schweinernen Hängebäckchen: Wir sind hemmungslos genusssüchtig und brunzdoof wie feuchtes Toastbrot, aber jeder Zeit mopsfidel und zu allem Scheiß bereit!

 Nicht, daß wir uns missverstehen: Es handelt sich nicht um ein sogenanntes Fick-mich-Gesicht. Das geht anders, und viele nehmen Botox dafür. Britney sagt aber, sie trinkt grundsätzlich gar kein Botox. Das hält sie blutjung: Sie besitzt noch immer das Hirn einer Fünf- im Körper einer Fünfunddreissigjährigen. Fit macht sich die zwiefache Mutter durch den JoJo-Effekt beim Diätmachen. Sie geht durch dick und dünn für ihr Aussehen, weil Aussehen ist halt ihre große Leidenschaft. Eine noch größere Passion von Miss Tralala ist es, sich auszuziehen. Weil wahrscheinlich alles, was sie anhat, immer so kneift, macht sie sich furchtbar gern nackig. Vor allem auf der Bühne. Sie hätte gut Striptease-Tänzerin an so einer Würge-Stange werden können, aber da hätte sie nicht singen gedurft beim Ausziehen der Anziehsachen. Wann immer ich die sog. Popprinzessin sehe, hampelt sie in Unterwäsche herum, in Videos auch gern schon mal sogar ganz ohne. Ja, na und? Sollte ich, „als Mann“, das denn nicht gut und sexy finden? Na? Mmh? So nackte Weiber und so? Tja, na ja. Mit vierzehn, fünfzehn (wir hatten ja damals nichts!) hätte ich das ganze lasziv gemeinte Sich-Räkeln, die nuttige Anmache und die porno-turnerische Aerobic-Erotik der Spears-Auftritte möglicherweise aufregend gefunden. Inzwischen bin ich weniger leicht reizbar: Daß ein übergewichtiges Moppel-Ding mit der Anmut eines vierschrötigen Bauerntrampels aus dem dorfeigenen Spielmannszug sich anschickt, mit gottvoll unbeholfenen, linkischen Arm- und Beinwürfen eine Animierdame zu spielen, macht mich nicht an, es amüsiert mich nur. Und wenn ich zuviel Speck sehen will, stell ich mich vor den Badezimmer-Spiegel.

 Ich muß komischerweise auch gar nicht an Sex denken, wenn ich der Ausziehpuppe beim Nackthampeln zuschaue. Nee, lieber nicht! Sex mit Britney Spears stell ich mir vor wie Tango mit der Venus von Willendorf. In deren Steinzeit kleidete die üppigere Dame sich noch in Dessous aus Bärenfell, aber die waren wenigstens großzügig geschnitten. Ich frag mich immer, warum la Spears, wenn sie schon in BH und Schlüpfer auftritt, sich nicht wenigstens mal Sachen kauft, die passen und gut sitzen. Es gibt heute auch für die vollschlanke Dame hochwertige und vorzeigbare Unterwäsche in Übergröße! Als Mann von Welt weiß ich natürlich, daß es heute nicht mehr Schlüpfer heißt oder Büstenhalter, sondern Lingerie, oder, wenn es durchsichtig ist, „Hot Lingerie“.

 Käme die Queen des Moppelpop mal nach Duisburg, lüde ich sie zu Hunkemöller ein. Hunkemöller ist eine Kette von Lingeriewaren-Läden und in Duisburg schon lange ansässig, ich glaub schon seit den Zeiten von Petticoat und Unterröckchen. Daß dies ein seriöses Geschäft ist, kann schon daran erkennen, daß sie Moral und ethische Verantwortung hochhalten; Hunkemölle engagiert sich im Kampf gegen Brustkrebs und gegen Kinderarbeit. Natürlich hat man hier auch ein Herz für die korpulentere Dame, und Geschmack hat man auch. Deswegen würde ich den Popmoppel zu einem Boxenstopp hier überreden und zu ihr sagen: „Hier Süße, kauf dir mal was Hübsches zum Drunterziehen!“, bzw. „…but better take forty-two fort he next time!“ Bestimmt hat der sympathische Sauerkrautschopf eine ansehnliche Kreditkartensammlung, denn eine Billig-Boutrique ist Hunkemöller nicht. Dafür hat die Firma vieles, was Britney noch fehlt: Stil, Geschmack, Niveau. Und passende Unterwäsche.

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Vollschlank: Venus von Willendorf (Steinzeitmoppel)

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Arnold Winterseels Jour Fixe: Der Papst beim Striptease….

11. März 2009
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Traum der Philosophen: Einmal auf Miss Cuties Pyjama-Party eingeladen sein...

…ODER DIE PSYCHOPATHOLOGIE DES VERLESERS

Auf dem Weg, in der U-Bahn, bekam Freund Fredy mal wieder seinen Missionarischen:  Mit vor Eifer erblühenden Wangen teufelte er auf mich mit seinen Lieblingsthesen ein: Nämlich, Autismus sei gar keine Behinderung, sondern ein ebenso anmutiger wie umweltschonender Weg, sich die Zumutungen der Welt vom Halse zu halten und stattdessen sich konzentriert und selbstvergessen der Perzeption und Pflege innerer und äußerer Ordnungen von komplexer, ja unsagbarer Schönheit zu widmen! – Ich blieb aber gelassen. Glasperlenspielsüchtigen wie Fredy Asperger sollte man in diesen Dingen nicht widersprechen. Bei meinem letzten diesbezüglichen Versuch hatte er mir mit vor Konzentration völlig verklärtem Blick und beunruhigend methodisch sämtliche Knöpfe vom Jackett gedreht! – Bin ich mit Fredy unterwegs, trage ich innerlich immer meinen Button mit der Aufschrift: „Freundschaft heißt, das Fremdartige zu akzeptieren, bis es einem aus Gewohnheit lieb wird“.

Die Runde in Arnold Winterseels verqualmten Salon präsentierte sich uns beim Eintritt in schon vorgerückt entspannter Stimmung. Es fehlten diesmal freilich die Aquavitzwillinge, die sich entschuldigen ließen, weil sie, so hatten sie trotzig kundgetan, ihren Junggesellenabschied zu feiern gedachten und deshalb nur eine Grußadresse, einen Topf Fischerbowle und eine Langspielplatte mit Shanti-Songs hatten abgeben lassen. (Trotzig insofern, als weder Hinrich noch Hauke überhaupt über eine Braut verfügten, eine Hochzeit bei keinem der Zwillinge absehbar bevorstand und überdies beide, wie wir sehr wohl wußten, im Alter von jeweilen 34 Jahren noch bei ihrer alleinerziehenden Mutter wohnten. Wir Liberalen tolerieren dies natürlich schmunzelnd.) 

Man war, so stellte sich heraus, bei einem Becherchen Bowle in eine Debatte über die psychoanalytischen Hintergründe von sog. Verlesern verstrickt. Oma Hager hatte leichtsinnigerweise erzählt, sie habe kürzlich einmal statt „Brieffreundin“ das Wort  „Bierfreundin“ gelesen, bestritt dann aber hartleibig, daß dies einen verdrängten Wunsch von ihr offenbare, da sie als Feministin der allerersten Stunde Bier als notorisches Getränk des Patriarchats generell verschmähe; auch einer „frivolen Freundin“, Bier hin oder her, bedürfe sie nicht, da sie, ihrer Erinnerung und ihres damaligen Kenntnisstandes („Wir wußten ja nichts!“) nach, in ihrer aktiven Zeit, bis tief in die 50er Jahre hinein, eindeutig heterosexuell gewesen sei. Magister Blankenvers quitttierte es mit einem unverhohlen diabolischen, ja fast dionysischen Grienen, daß Oma Hager das Wort immer auf der zweiten Silbe betonte („hetérosexuell“), was ihm (dem Wort, nicht Blankenvers) eine gewisse hetären-ähnliche Verruchtheit verlieh.

Sven-Aaron Mangold, unser Einserjurist, aufgrund eines unverhofft gewonnenen Falles schon seit Stunden mit gelockerter Krawatte, steuerte einen weiteren, persönlich erlebten Kasus bei: So habe er in der Zeitung, diese flüchtig durchblätternd, die Headline „Papst erfand Striptease“ gelesen und sich unwillkürlich und zwanghaft, in Sekundenbruchteilen, das Kirchenoberhaupt als Table Dancer in kardinalsroten Strapsen vorstellen müssen; es habe aber dort, bei nochmaliger Lektüre, letztlich doch „Paris“ statt „Papst“ gestanden. Psychonalytisches Nachbohren beantwortete auch Mangold mit striktem Widerstand: Keinesfalls hege er insgeheim die homoerotische Begierde, beim Heiligen Vater (ca. 94) „den Ministranten spielen“ zu wollen! Er weise dieses „in aller Schärfe“, wie er nicht ohne Humor betonte, zurück. – Ich ließ mich dann nicht lumpen, und steuerte meinen eigenen neuesten Verleser bei. Ich hatte kürzlich auf meinem Blog einen Typus porträtiert, den ich den „Eindimensionalen“ nannte. Eine mir persönlich noch unbekannte, nichtsdestoweniger sehr liebe Wienerin schrieb mir daraufhin augenzwinkernd, immerhin aber sei dieser Eindimensionale, dessen Urbild im realen Leben sie vielleicht ebenfalls kenne, „monotaskingfähig“. Da dieser Begriff bis dato weder meinen aktiven, noch meinen passiven Wortschatz bereicherte, las ich stattdessen geläufiger „montagskinofähig“ und versank unmittelbar in jene hypnotische Trance, die Verleser bei mir verursachen können, während ich mir den in Frage stehenden Mann als jemanden vorzustellen versuchte, der nicht nur seine Schuhe allein zuzubinden, sondern evtl. auch des Montags imstande wäre, an der Kinokasse ein verbilligstes Eintrittsbillett für einen ab 6 Jahren freigegebenen Animationsfilm zu erstehen. 

Es war die hinreißende Miss Cutie, die mir noch vor etwaigen Nachfragen beisprang und erklärte, darin könne sie nun „beim besten Willen keinen freudianischen Schweinkram“ erkennen. Ich dankte ihr mit einem knapp angedeuteten Luftküßchen, worauf sie sich mit einem derart himmelblond-schüchternen kleinen Lächeln revanchierte, daß ich es später mit nach Hause nahm und in eine Vase stellte. Ironischerweise war es aber ausgerechnet unsere modisch immer topaktuelle und auf Stylishkeit bedachte Beauty-Queen, deren Verleser dann doch noch eine wenigstens annähernd sexualpsychologische Deutung nahelegte. Sie habe, bekannte Miss Cutie mit einem entzückenden leichten Erröten, kürzlich einen Illustrierten-Report über Schönheits-OPs studiert, worin eine Botox-Heroine als „Stilikone“ apostrophiert worden sei, sie aber, – wohl weil die Lektüre im Wartezimmer ihres Gynäkologen erfolgte, in einer gewissen inneren Flüchtigkeit stattdessen „Silikone“ gelesen habe. Bei diesem Bekenntnis senkte sie keusch den Blick – sodaß wir, sie eingeschlossen, ausnahmslos alle für eine erlesene Sekunde lang meditierend den Blick an ihrer Oberweite verweilen ließen. Dies war ein extraordinär besinnlicher Moment, – als flöge der sprichwörtliche Engel durchs Zimmer!

Es war aber Dr. Winterseel, unser verehrter Traurigkeitslehrer, der unbemerkt durch die Tapetentür getreten war. Leger in das Vorlesesitzmöbel gegossen hielt der Mann im schwarzen Samt-Sakko uns einen Vortrag darüber, wie der Kirchenvater Augustinus einst (in „De Civitate Dei“) die unwillkürliche, willentlich nicht zu beeinflussende Spontan-Erektion des männlichen Geschlechtsgliedes als Bild- und Gleichnis für Adams Aufstand gegen Gottes Willen interpretiert habe. Leider konnte ich mich auf die hermeneutisch-theologischen Weiterungen des Gleichnissses nicht mehr konzentrieren (muß Fredy fragen!), weil ich von Miss Cuties träumerisch verschleierten veilchenfarbenen Augen gefesselt war. Es muß aber Winterseels Vorlesung immerhin zu einer gewissen Beschwingtheit Anlaß gegeben haben, weil Oma Hager, nach mehreren „Chartreuse grün“ einigermaßen entfesselt, noch im Treppenhaus aufgekratzt gekräht haben soll: „Nieder mit dem Phallus! Nieder mit dem gottlosen Rebellen-Schurken! Nieder! Willst du wohl…! Nieder mit dir, sag ich…!“

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Ein Wiener, seinen Phallus niederstarrend (Monotasking)