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Oops, they did it again! Kommunikatiosguerilla stellt richtig…

22. September 2009
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Das Fake der NEW YORK TIMES, am 12. Nov. 2008, mit Datum 4. Juli 2009, verteilte Auflage 1,2 Mio., in denen die Welt so funktioniert, daß man "YES!" sagen könnte

Apropos „Und alle so ’Yeaahh!’“: – Auch die bewährte Kommunikationsguerilla der Yes Men hat wieder zugeschlagen, wie man dem Blog spreeblick.com entnehmen kann. Die Aktion im November 2008, bei der sie 1,2 Milionen gefälschte Exemplare der New York Times unters Volk brachten, in denen u. a. die Beendigung des Irak-Kriegs bekanntgegeben wurde, scheint zur Fortsetzung geeignet. Diesmal haben die Yes Men mit zweitausend Helfern eine gefakete Ausgabe der – nicht eben umweltinteressierten – Boulevard-Zeitung New York Post (im Besitz von Rupert Murdoch) „ausgeliefert“, die drastisch die Folgen des Klimawandels für New York ausmalt.

Die Yes Men, von WTO, Chemie- und Ölkonzernen gefürchtete Kommunikationsguerilleros, die sich gern auf internationalen Symposien und Kongressen einschleichen, verfolgen eine Kampftaktik, die man überraschender Weise bereits beim skurrilen Schweizer Literaten Robert Walser findet: die – ironische – Überidentifikation. Man übernimmt den Standpunkt des Gegners und übertreibt ihn dabei aber so wahnsinnig, daß seine eigentliche Geistesverwahrlosung und Menschenfeindlichkeit hervortritt. Unvergessen z. B. die Forderung gefaketer Repräsentanten auf einem internationalen Freihandelskongress, frei handelbare „Gerechtigkeitsgutscheine“ einzuführen, mit deren Hilfe sich Staaten und Konzerne, analog zum Handel mit Emissionslizenzen von Anklagen wegen Menschenrechtsverletzungen freikaufen könnten.

Seit ein Yes Men-Abgesandter auf einem international hochkarätig besetzten Wirtschaftskongress der WTO (World Trade Organisation) ausführlich Adolf Hitlers Wirtschaftspolitik lobte und für eine modifizierte Form der Sklaverei aussprach, bei der man den Sklaven ein zuhause („zum Beispiel in Gabun…“) belässt, weil er dort billiger verpflegt werden könne und man die „Transportkosten“ spare, – und unglaublicherweise NIEMAND Einspruch einlegte oder auch nur irrititiert war, seitdem also ist man in den Zentren der Macht alarmiert. Demonstranten, die sich gegen die Globalisierungspolitik auflehnen, kann man abdrängen, einkesseln, wegsperren, auch mal niederknüppeln. Aber wie man gegen unauffälligen grauen Anzugherren mit Access-Sticker am Revers vor, die als Referenten auftreten, und Ja! Jaa! Jaaa! zu den unsinnigsten Dingen sagen? Wie unterscheidet man sie von den eigenen Leuten?

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Zwei bekannte Aktivisten der Yes Men: Igor Vamos und Jacques Servin

Wenn die Welt sich zu bewegen verweigert, helfen die Yes Men freundlich ein bißchen nach, zumindest in der medialen Berichterstattung, die sie einfach selbst übernehmen. In der Millionenauflage der falschen New York Times wurde die Welt kurzerhand richtig gestellt: Die Yes Men beendeten den Irak-Krieg, ließen Georg W. Bush wegen Hochverrat anklagen und Condoleeza Rice sich für ihre Lügen-Politik entschuldigen. Aufsehen erregte auch die im britischen Fernsehen verlesene Erklärung des schuldigen Konzerns, man werde jetzt endlich die Opfer der Katastrophe von Bophal entschuldigen. Das Dementi der Dow Chemical-Giftmischer war dann natürlich peinlich… 

Man muß nachdenken: Diese Taktiken der Subversion scheinen mir vielversprechend: Ironische Affirmation, ironische Überidentifikation, Medien-Hijacking. Und alle so: „Yeaahh!“

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