
"Gee ma nach dä Leerer hin, den Kraska, weisse, der tut dich ma richtichet Deutsch beibring!" (Kraska reloaded, mit Hartzeichner)
Hömma, lezze Tage waretja schomma bisken heabslich, et waa dauernd am fisseln oda sogaa am pläästern, et wuhrt iarnxwie schon so kühl, weisse, also gezz nich direkt kalt, datt nich, nä, aber doch, womma sagn, bisken usselig, weisse, da konnze aams gut schomma n Jöppchen überziehn, dattatich nich frieat. Aba, kumma, gezz seit heut Moagn isset wieda so, dasse fass denkn kannz, dä Sommer wä nomma am Zurückkommen. Ettis ja auch Altweiba, also gezz nich von Kaanewaal der Donnerstach, wo die Weiber am Saufn unn die Keahle am Anbaggern sinn, oda die ihre Schlipse abschneidn, sondern ehmd dieset wuundaschöne Spätwetter, die Ammis, habbich maa gehört, tun dat angehblich Indiana-Sommer nennen. Mia is dat blooß recht, weisse, weil, Mopped is immanoch inne Werkstatt am repariat wern, schon zwei Taage am Stück, und ich muß donnoch dringt nachm ALDI, Frischbiah holen für Fuußball nachher, verstehsse, da sitz ich mipm Achim und seim Schwager vor dä Fernseher, unn gezz kannisch dat allet zufuuß schleppn, boah weisse, dat ganze Diebels für drei Mann und noch von diese Kaattoffel-Tschips, und, Keahl! die Frau will ja aunoch nach dä Arzt, weil die wieda so Last mittie Beine hat wie vories Jaa, kompt von dat ewige Stehn im Laadn, weisse, und denn tuusse dich als Schuhfachverkäuferin ja au stännich bücken und bis am Kriechn vor die Kunden, dat geht natüalich orntlich int Kreuz, da kannze gaa nix machen. Schuhe verkaufm ist auch nich besser als wie Beeachmann aum Pütt, sacht die Frau immer. Is eintlich wat dran, oda… oh… –
Kumma, da drüüm geht der olle Mufti hia von die Moschee umme Ecke, du, dattis isn ganz dolla, dat sachich dia! Guck dich den sein Baat an, do! und dieset Turban-Gedöns! Nä geh mich wech mit soon Scheiß, du. Verstehsse, ich pasöhnlich hab gezz nix gen die Türken oda so, aba hömma, unta uns, isch trau die Brüda nich! Dieset ganze Reeljonsgedööns, Mensch. Als ich no’ aum Pütt maloocht hab, da waan die Brüder immer einen Monat zu nix zu gebrauchen, weil die da wieda am Hungan waan, wegen der Rammedam, dattis dene ihre Zwanxfasterei, weisse. Da düüafn die ganzn Tach nix essen und trinken, auch sonst praktisch nix, keine Zichten und mit die Alte poppen ist aunich! Gestern habbich noch zu den bekloppten Memmmed vone Bude gesaacht: Na, ihr bescheuerten Ramedanea, machter wieda Hungerkur unn dann die ganzze Nacht wieda am Futtern, ia Bescheuertn! Nä, is aba bloß Spaaß, weisse, dat weiß der Memmmed auch. Ich uutz den manchma bisken, aba wenn die denen ian Zuckertach haam, sach ich schon auch Froo’et Fest zu die Nachbarn, nä?*
Ruhrdeutsch – einige Zeit hat man gerätselt, ob das jetzt ein Dialekt ist, ein Soziolekt oder einfach bloß falsches Deutsch. Jetzt hanben sich die Linguisten darauf geeinigt, daß es sich um einen Regiolekt handelt. Übrigens, ein weiteres Gerücht ist auch falsch: Ruhrdeutsch nicht nicht aus der Kreuzung von Deutsch, Polnisch und Rotwelsch entstanden, sondern es handelt sich um ein Gemisch und Gemenge zweier niederdeutscher Sprachformen – im Westen des Niederheinischen, im Osten des Ruhrgebiets des Westfälischen. – Auf der informellen Hausversammlung bei mir vorm Haus im Viertel hört sich das wie oben.
*Wers braucht, hier die hochdeutsche Übersetzung:
Hör mal , in den letzten Tagen war es ja schon einmal ein wenig herbstlich, dauernd nieselte es oder es regnete sogar stark und es wurde irgendwie schon so kühl, also nicht wirklich kalt, das nicht, nicht wahr, aber doch frösteln machend, weißt du, da konntest du abends schon eine leichte Jacke überziehen, um nicht zu frieren. Aber jetzt, seit heute morgen ist es wieder so, daß man denken könnte, der Sommer sei zurückgekommen. Es handelt sich ja auch um Altweiber, also jetzt nicht den Donnerstag vor Karneval, an dem die Frauen ein Schlückchen trinken, mit den Männern scherzen oder ihnen die Krawatten abschneiden, sondern eben dieses wunderbare Spätsommerwetter, das die Amerikaner, so hörte ich, Indianersommer nennen.
Mir ist das nur recht, weißt du, denn mein Motorroller befindet sich schon seit zwei Tagen zur Reparatur in der Werkstatt, und ich muß doch zum Discounter ALDI, um neues Bier zu einzukaufen für den späteren Fußballabend, verstehst du, denn da werde ich mit dem Achim und seinem Schwager vor dem Fernsehgerät sitzen, und jetzt kann ich das alles zu Fuß besorgen, tatsächlich, weißt du, das ganze Diebels-Altbier für drei Mann und außerdem noch Kartoffel-Chips, und, ach ja! Mann! meine Frau will ja auch zum Arzt, weil sie Probleme mit den Beinen hat wie schon im vorigen Jahr. Es kommt wohl vom langen Stehen im Geschäft,weißt du, denn als Schuhverkäuferin bist du ja gezwungen, dich häufig zu bücken und vor den Kunden auf den Knien herumzurutschen, das geht dann in den Rücken, da kann man nichts dran ändern. Schuhe zu verkaufen, sagt meine Frau, ist auch nicht leichter als die Arbeit des Bergmannes im Kohlebergwerk! Daran ist schon etwas, oder? Oh, schau, da drüben geht der Geistliche der nahegelegen Moschee, du, ich sag dir, das ist ein ganz fundamentalistischer! Schau dir nur dessen Bart an und den Turban, oder wie diese Kopfbedeckung genannt wird. Nein, bleib mir vom Leib mit solchem Unfug, du! Verstehst du, ich persönlich habe nichts gegen die Türken oder dergleichen, aber höre mal, unter uns, ich hege ein gewisses Mißtrauen gegen diese Leute. Dieses ganze religiöse Getue, Mann! Als ich noch im Kohlebergwerk arbeitete, waren unsere muslimischen Arbeitskameraden in der Regel einen Monat lang zu nichts zu gebrauchen,weil sie hungerten, am Ramadan, das ist so ein Zwangsfasten, verstehst du? In jenen Tagen dürfen sie nichts essen, trinken, auch ansonsten eigentlich nichts, auch keine Zigarrette – und selbst der Austausch geschlechtlicher Zärtlichkeiten mit der Ehefrau ist ebenfalls verboten. Gestern noch habe ich (quer über die Straße brüllend) den lustig-originellen Mehmed, den Betreiber des Getränke-Kiosks, angeredet: Nun, ihr etwas fremdartigen, aber selbstverständlich respektierten Ramedaner, befindet ihr euch wieder beim Fasten und holt das Essen überreichlich des Nachts wieder nach, ihr zum Dialog herausfordernden Andersgläubigen? – Nein, aber im Ernst, weißt du, das ist nur freundliche Neckerei, dies ist auch dem Mehmet bewußt. Ich necke ihn halt gelegentlich ein wenig, aber wenn die muslimischen Mitbürger zum Abschluß des Ramadan-Monats das Zuckerfest feiern, entbiete ich diesen Nachbarn selbstverständlich auch einen besonderen Gruß und Glückwunsch, nicht wahr?
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