Mauern, herunterspielen, abtropfen lassen
Bockig, verstockt, eisern uneinsichtig sitzen die Figuren auf dem Podium. Sie halten eine Pressekonferenz (Sonntag, 25. 07., 12.00-13.00 Uhr im Duisburger Rathaus) ab, im erklärten Willen, auf keine kritische Frage (und es gibt nur kritische, bohrende, empörte) der Medien eine verwertbare, konkrete Antwort zu geben. Man mauert, spielt herunter, wiegelt ab, verweist auf später. Oberbürgermeister Adolf Sauerland macht ein Gesicht wie ein Mops, wenn’s donnert und liest mit zittriger Stimme eine inhaltslose Betroffenheitserklärung vor. Rainer Schaller, Veranstaltungsleiter, schließt sich an und verkündet, als sei dies ein Geschenk an die Verunglückten, das Aus der Loveparade. Dass er danach schweigt, liegt daran, dass ihn keiner was fragt. Von hervorstechender Dreistigkeit der Leiter des Krisenstabs, Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe, der seinen Respekt vor den Opfern dadurch zum Ausdruck bringt, dass er sich, als sei er im Urlaub, im offenen weißen Hemd lässig auf dem Podium fläzt und routiniert jede Frage mit Hinweis auf laufende staatsanwaltliche Ermittlungen abschmettert. Wenn er vom Tod der 19 jungen Leute in irgendeiner Weise berührt ist, kann er das gut verbergen. Der einzige, der mir ein Minimum von Respekt abnötigt, ist der stellvertretende Polizeichef Detlev von Schmeling, der auf Fragen immerhin versucht, konzentriert und präzise zu antworten. Daß er sich vorerst vor seine Leute stellt, ist zu erwarten und vermutlich richtig. „Unsere Einsatzkäfte haben den ganzen Tag auf die Zugangsströme regelnd eingewirkt“, sagt er. Aha. Dann ist ja gut.
Alle sind deutlich von einer Sorge getrieben: „Bitte keine voreiligen Schuldzuweisungen!“ OB Adolf Sauerland verspricht, die Verletzten im Krankenhaus zu besuchen. Herr Rabe sortiert Akten. Herr Schaller macht ein Gesicht, als säße er in einer Prominenten-Pokerrunde. Düster brütend lässt er seinen Pressevertreter, einen besonders unbedarft coolen Jungspund, mehrfach Statements abgeben, deren einziger Inhalt darin besteht, aufgrund der staatsanwaltlichen Ermittlungen leider gar nichts sagen zu dürfen (in welchem Gesetz steht das?)
In der Zwischenzeit häufen sich Meldungen, sowohl Feuerwehr als auch Polizei hätten im Vorfeld dringend bessere Sicherheitskonzepte gefordert, insbesondere, um ein solches Nadelöhr zu vermeiden, das dann zur Todesfalle wurde. – Die Stadt hat abgelehnt.
Die Staatsanwaltschaft hat die Planungsakten und Einsatzprotokolle beschlagnahmt. Die Medienvertreter verlassen unzufrieden und frustriert die Pressekonferenz. Warum man solche veranstaltet, wenn man nichts sagen will, bleibt Geheimnis der Verantwortlichen.
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