
Gibts leider nicht: Gegrillte Meerschweinchen (Quelle: http://www.esperanza-tours.de/. ../ipiales17.jpg)
Als bekennender Fernreisemuffel war ich, zugegeben, noch nie am Orinoco, denn Alexander von Humboldt war schon da, in Venezuela und Kolumbien, und hat berichtet, wie es da aussieht, was man ruhig mal wieder lesen kann, wenn es einen interessiert; indes sah man mich im Orinoco, gestern, einem „südamerikanischen“ Restaurant, das es in Duisburgs Hafenviertel Ruhrort schon ewig gibt, ohne dass ich es recht bemerkt hätte, – aber nun ist es in neue Räume gezogen und ich habs besucht, worüber ich gern berichte, wenngleich zu einem eindeutigen Urteil zu kommen für mich so schwer ist wie, um mit Lichtenberg zu sprechen, „einem Schaf das Apportieren beizubringen“, denn die Zwiespältigkeit der Eindrücke lässt sich schwer auf einen Punkt oder Stern bringen, was nicht zuletzt, und bestimmte Gastronomen sollten mal drüber nachdenken, an dem überaus charmanten, aufgeschlossen kommunikativen, ungewöhnlich zugewandten weiblichen Service-Personal liegt, dessen Reiz einen entwaffnet, dergestalt, dass man Kritik nur ungern äußert, um nicht Liebenswürdigkeit mit Grämlichkeit zu beantworten, obwohl es gewissen Anlass zu Nörgelei schon gäbe;
freilich braucht es eine Weile, denn zunächst bewundert man die liebevolle, detailverliebte Dekoration der Räume, Nischen und Separées, die mit allerhand Lateinamericana und Orinoco-Anmutung ausstrahlenden Aquarien – ob auch mit Piranhas, das habe ich nicht herausgefunden – ausgestaltet sind, wobei viel bunte Deko-Lichter und brennende Kerzen zusätzliche Gemütlichkeit abstrahlen, was olfaktorisch hochempfindsame Hyper-Sensiblingen wie mir ein wenig über den leicht feucht-muffigen Geruch der Räume hinwegzuhelfen imstande ist, der leider in dem alten, lange durch Leerstand vernachlässigten Gemäuer hängt, gewiss aber irgendwann verschwinden wird; indes mag den Leser mehr die Qualität des Essens interessieren, über das ich nicht in den Jubel mancher Kollegen einstimmen vermag, denn die kleine überschaubare Karte bietet leider nur wenig genuin Regionales wie z. B. in gewissen Regionen am Orinoco verzehrte frittierte Riesenameisen oder gegrillte Meerschweinchen erwartet hätte, nein, so verwegen bin selbst ich nicht,
– nur schienen mir Enchiladas und Tapas eher ein wenig amateurhaft a là mexicaine „nachempfunden“ als wirklich original, was nicht unbedingt schlimm ist, aber besagte Enchiladas waren zur Hälfte eiskalt, mein geliebtes schwarzes Bohnenpürée recht fad und das Guacamole, nun, ich behaupte dies ungescheut, kann ich zuhause besser, würziger und genuin „mexikanischer“ zubereiten; allein die Suppen (Tomaten-Olive, Erdnuss) waren ohne Tadel, erfrischend, fruchtig und im Falle der oft gelobten Erdnusssuppe, überraschend wenig mächtig und fett, sondern appetitanregend schmackhaft, was mich den ein wenig unambitionierten, banalen Rosé aus Chile gutmütig tolerieren half, was auch an der wirklich entzückenden Verblüffung lag, mit der die reizende Service-Kraft meine Bemerkung registrierte, Nachos könne man durchaus, anstatt kalt und zäh, im Ofen warm gemacht und fertig geröstet servieren, eine Neuigkeit, die sie versprach, unverzüglich dem Koch zu hinterbringen – kurzum, offen gestanden, das Orinoco-Erlebnis blieb ein zwiespältiges, da ich mich letzten Endes vermutlich weniger an das Essen, mit Ausnahme der Erdnusssuppe, die ich beschloss, recht bald nachzukochen, dafür umso mehr an die offensichtliche Begeisterung der Betreiber und den Charme der Saaltöchter erinnern werde und deshalb einen zweiten Besuch nicht ausschließe. Punkt.
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