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Ich gegen Nordkorea (1:0)

13. Mai 2011

Der Kaiser von Nordkorea in seiner neuen Paradeuniform

Warum ich neuerdings immer so auf Nordkorea herumhacke? Persönliche Gründe wohl. Wahrscheinlich hat es mit einem wunderlichen Traum zu tun, den ich kürzlich erlitt: Er begann damit, dass sich auf der weiten, wüsten Geröllfläche des hiesigen Industriekomplexes, den ich vom Schlafzimmerfenster meines Landhauses (?) aus sehen konnte,  plötzlich sehr unmotiviert Meeresgischt und Brandung zeigte, die aber schnell wieder verschwand. Des Rätsels Lösung, von hornbebrillten Experten düster dargebracht: Die „Nordkoreaner“ (?!) hätten unser Land angegriffen und mit Hilfe irgendwie durch „Kapillaren“ (?!) unterirdisch eingepusteten Buthan-Gases (?!) unterminiert und damit den Landsockel von Deutschland spröde-porös gemacht; gleiches hätten sie aber „auch schon mit Moskau getan“. Insgleichen seien sie nun aber bei uns einmarschiert, um alles niederzuhauen, was an Einheimischen zur Verfügung stände. Diese Prognose verlieh dem Traum streckenweise einen bedrohlichen Beigeschmack. Es war, glaube ich, sogar nervenzerwühlende Musik von Hans Zimmer unterlegt.

Die Musik log nicht. In der Tat erblickte man bald Horden von kleinen gelben Männern in himmelblauen Kapuzenoveralls, die mit langen Stöcken alles niederknüppelten, was nicht bei „drei“ in der Stube sich verbarg. Ganz schön brutal (der Traum war ab 18) bzw. es war lauter Alp und Grauen! Des nordkoreanischen Angriffs Schwerpunkt lag übrigens südöstlich von Bochum, vielleicht hatten die Invasoren daheim konstruierte Navis verwendet. Insbesondere, hieß es in den letzten Fernsehnachrichten vor dem Zusammenbruch, hätten die fiesen Kapuzenmörder aus Fernost es auf so genannte „paypods“ (?!) abgesehen, die sie aus unbekannten Gründen unbedingt vernichten wollten oder mussten.

 Dennoch war es nicht recht ein Albtraum (so etwas habe ich nie), denn die Situation ließ Hoffnung übrig. Eine wilde Jagd und Hatz begann, quer durchs Ruhrgebiet, von Duisburg nach Dortmund und zurück, unter sorgfältiger Umgehung Bochums. „Wir“ nämlich, also ich und noch ein paar andere, darunter eine gewisse Heidrun, mit der mich eine vage bleibende Kriegsromanze verband, schlugen wacker zurück, denn der Himmelblau-Gelben waren zwar unzählige, aber sie erwiesen sich auch als dumm wie feuchtes Graubrot, sodass unsere Waffen, Zwille, Käsemesser und Erbsen-Pistol, reiche Ernte einfuhren. Wir gruben mit Matsche gefüllte Schlaglöcher, in denen mancher Jeep der Aggressoren jämmerlich stecken blieb. Natürlich hatten wir auch ganz schön Angst, aber irgendwie ging es. Gefangene machten wir keine, weil wir des Nordkoreanischen ja eh nicht mächtig waren. Ohne sachkundig militärische Führung metzelten wir uns von Strauch zu Baum, vom Feldweg bis zur A40 (Stau, wie immer!), und die ungleiche Schlacht tobte und wogte bis zum Morgengrauen, als dann die (reale) Müllabfuhr dem REM-Schlaf ein Ende machte und mich aus dem Getümmel riss..

 Noch tagelang litt ich unter Anfällen eines gewissen gereizten Anti-Nordkoreanismus und hielt ängstlich Ausschau nach den Batallionen des Schreckens. Wir hatten sie aber wohl vertrieben. Ins Geddo hat sich jedenfalls kein Nordkoreaner mehr hineingetraut. – Nun drehe ich natürlich ratlos Freuds „Traumdeutung“ in den Händen, diese abgedrehteste, unplausibelste und scharlataneskeste Scharteke resp. Schwarte des Psycho-Schwadroneurs, derzufolge Träume irgendwie verdrängte, verschleierte oder sonst wie verhuschte Wunscherfüllungen symbolisierten, inszenierten oder auch gänzlich mystifizierten.  Aber Mutti kommt in dem Traum doch gar nicht vor! Wer eine Deutung für meinen Traum hat, nein, der darf sie nicht behalten, sondern möge sie mir gern mitteilen.

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In Muttis Nippeshimmel

24. September 2010

Im "Geddo" noch präsent: der Nippes-Himmel

Ohne existentiell düstere Laune verbreiten zu wollen – ich beneide ja die hinterbliebenen Leute nicht, wenn ich mal plötzlich unerwartet und todsicher „auf tragische Weise“ zu früh tot, pardauz und zuschanden ginge. Wie ich mich kenne, kommt Gevatter Tod zu mir nämlich irgendwann so überhastet, dass ich „vorher“ nicht mehr zum Aufräumen gekommen bin! – So, nun stehen besagte Erben, von meinem Hinscheiden eh schon genervt und in ihrem Alltagstrott gestört, fassungslos in meinem halb-klandestinen Wohnschlafbüro im „Geddo“ („Gott! Was trieb der denn hier bloß!“), lassen den Blick über hochstapelnde Bücherberge, undurchsichtig heterogene Papierhalden (Pizza-Bestell-Service-Flyer, Nietzsche-Auszüge, Einkaufszettel, inhaltsleere Verpackungen, Schopenhauer-Porträts und Gebrauchsanweisungen etc.), ferner längst ausgelöffelte Ölsardinen-Büchsen und vor langer Zeit schon ausgetrunkenes, noch nicht eingelöstes Leergut schweifen (so weit dass auf 55qm geht) und murmeln unisono: „Ach du Scheiße!“ – Es gibt, wie ich vom Hinscheiden meiner verehrten Frau Mutter weiß, kaum etwas Deprimierenderes, als den versammelten Lebensschrott eines mehr oder minder ja doch geliebten „Nächsten“ entsorgen zu müssen. Weil aufheben kann den Müll doch keiner!

Wer in meinem Nachlaß zu wühlen hätte, tut mir jetzt schon leid! Der einzige Vorteil am Dasein eines veritabel berühmten Schriftstellers ist, daß man seinen aufgehäuften Schatz resp. Schrott noch zu Lebzeiten dem Marburger Literatur-Archiv vermachen und dafür sogar auch noch Kohle abgreifen könnte. Als hingegen lebenslang vollkommene Unberühmtheit genießender privater Kleinkunstgärtner besitze ich indes leider keinen Nachlaß, auf den sich begierig Germanisten-im-Hauptstudium stürzen würden, um angemessen ergriffen über meine hinterlassenen Einkaufszettel zu promovieren: Angewidert müsste man sich vielmehr durch Berge wirren Geschreibsels, kompromittierender Fotos und abstoßend schweinischer Videos („nur zu Studienzwecken!“) kämpfen; man verletzte sich an unbekannten, aber durchaus tödlichen japanischen Waffen, überflöge Papierfetzen mit obskurer Zen-Lyrik, entzifferte kryptische Philosopheme („Der Übermensch wäre letztlich auch bloß ein Arschloch!“) und durchstöberte Konvolute von auf Haftnotizzetteln gekritzelter Selbstermahnungen („Ab Morgen unbedingt weniger trinken!“, „Idiot! Auf Droge schreibst du auch nicht besser!“, „Mal endlich Müll runterbringen!“, „Morgen kommt die Putzfrau! Saubermachen!“), so daß man es bald satt hätte und den kompletten Schamott herzlos in einen Container schaufeln würde. Sic transit gloria mundi!

Während meine präsumtiven Hinterlassenschaften den schon zu Lebzeiten umgehenden Zweifel an meinem Charakter bestärkten, bestätigte dereinst die Besichtigung der Wohnung meiner verstorbenen Mutter (Ihr Gott habe sie selig!) unsere Ahnung, daß unsere bereits früh verwitwete, deshalb um so langlebigere Mama im Alter einer einzigen, zwar lässlichen, aber doch auch verschärft lästigen Leidenschaft frönte: der sorgfältigen, zuletzt aber auch manischen Akkumulation von Nippes. Und zwar, konkreter: Nippes, Nippes, Nippes! Sowie das ganze zum Quadrat!

Von einer ziemlich irren metaphysischen Panik getrieben, ertrug sie keinen Quadratzentimeter leerer Wand: Niedlichkeitsvortäuschende, neckische Setzkästlein mit dekorativen Miniatur-Dingelchen, verstaubte Strohblumenkränze, stumpf gewordene Zinnteller, Porzellan-Harlekine, herzige Engelsköpfe, semi-künstlerische Schmuckkacheln, dito Aquarelle, profane Paris-Reise-Souveniers, privat-familiäres Andenkenzeug, unerfindliche Memorabilien, Duft-Kerzchen, Schmuck-Väschen, Deko-Flakons, Duftbeutelchen, Kinderfotos, Kalenderspruchkalender, Kruzifixe (die karge, immer an Barlach erinnernde protestantische Art), Pinnwände mit Halskettchen und Ringelchen, Mokka-Sammeltassen, Ansichtskarten, gestickte Kopien von Dürers betenden Händen oder Hasen, in Kunststoffholz gerahmte fromme Sprüche, Kochrezepte und Geburtstagsgrüße etc. etc.  verwandelten ihre Witwen-Klause in ein stickiges Dickicht bzw. Horrorkabinett eminent überbordender Vollgestopftheit.

Auch wir pietätvollen Kinder  nahmen am Ende erschöpft Zuflucht zum Container-Dienst. Es war einfach zuviel des desaströs kitschigen, wertlosen Deko-Geraffels! Wer hält solche Ding-Flut denn aus! Auch nicht gerade aufbauend ist es übrigens, bei dieser Gelegenheit mit Kram konfrontiert zu werden, den man noch aus der Kindheit kannte, aber mittlerweile für die Ausgeburt ödipaler Alpträume gehalten hatte: Genau DIE beknackten Zuckerdöschen, Kuchengabeln, Cocktail-Spieße, Portwein-Schalen und Zierlöffel, die den verzweifelt undurchsichtigen, psychoanalytisch hochinteressanten Horror der Kindheit möblierten, existieren immer noch, und zwar ganz real, materiell und jeder Vergänglichkeit trotzend! Muttis hats aufgehoben! –  Weg damit jetzt, endlich!

Vor diesem Hintergrund wird es zum nahezu psychedelischen, quasi-traumatischen Erlebnis, einen Laden zu betreten oder, in meinem Fall, als Elefant im Porzellanladen, mich zaghaft hinein zu winden, der zentner- oder auch tonnenweise EXAKT DAS auf augentränend üppiger Halde feilbietet, was wir kürzlich erst mit schier übermenschlicher Mühe losgeworden sind:  Hier ist stolz der gesammelte Sammeltassen-Sammelsuriums-Salat der 40er, 50er, 60er und teilweise 70er Jahre aufgehäuft: als Muttis Traum vom Nippes-Himmel! Püppchen, Porzellan-Pudel, Parade-Paravents, Persil-Reklame-Tafeln, Fächel-Fächer, verschrobene Schraubenzieher, Nagelfeilen, Nähmaschinen-Reparatur-Sets, Patentkochtöpfe, Zigaretten-Etuis, Kämme, Armbänder, Abfluß-Siphons, Wasser-Hähne, Taschenbücher von Bertelsmann,  Army-Jacken, Clowns-Masken und Freddy-Quinn-Vinylschallplatten-Singles; wer Photo-Kameras aus den 30ern braucht, süßliche Terrakotta-Engel oder Kerzenständer aus lackiertem Messingholz, Pantoffel-Puschen im Orientdesign, mit Rosenplüsch bestickte Warmhalte-Kaffeekannen-Mützen oder gehäkelte Eier-Wärmer – alavotte! „Sehen Sie sich gerne um! Was SUCHEN Sie denn?“.

Ich suchte… – vorerst das Weite. Und dennoch, ohne daß ich einen Grund dafür benennen könnte: Daß es solche verborgenen, sich in der Tiefe eines unübersichtlichen, funzlig-duster beleuchteten  Raumes erstreckenden, wirren Trödel-Bazare überhaupt noch gibt, erfüllte mich mit Befriedigung, ja, gedämpfter Begeisterung. Wer dort in zwanzig Jahren versehentlich auf Kraskas Nachlaß stößt, darf ihn behalten! Komplett alles zusammen, inkl. der Fotos, für fünf Euro!

MY PERSONAL JESUS

23. Dezember 2009

Seltenes Originalfoto von Jesus: Geliebt, verehrt und bewundert, aber leider nie wieder erreicht, gilt er heute neben Elvis und Michael Jackson als einer der "drei Unsterblichen"...

Es ist schon ein Weilchen her, daß mir träumte, ich besäße eines der raren authentischen Originalphotos von Jesus von Nazareth, und er hätte auf meine Bitte, es mit einer persönlichen Widmung zu versehen („Für meinen Lieblingsapostaten, Apostel St. Bruno Kraska“), zwar unendlich schwermütig geschaut, aber dann doch schließlich meiner Bitte achselzuckend entsprochen. Sein sanft durchdringender Blick dabei sprach freilich Bände bzw. den Satz (auf hochdeutsch!): „Herr vergib ihm, denn er weiß nicht, was sich tut!“ Mir war das doppelt peinlich, weil mir gerade die Überlegung durch den Kopf schoß, was so ein Autogramm wohl eintrüge, stellte ich es bei eBay ein. Ich schämte mich dafür, denn in meinem Traum konnte Jesus Gedanken lesen und ich spürte deutlich, wie seine Entdeckung, daß er – übrigens genau wie ich! – gar nicht wußte, wie man etwas „bei eBay einstellt“, ihn quälte und irgendwie verunsicherte. Trotzdem behielt ich von diesem Traum das beruhigende Gefühl zurück, daß Jesus und ich gute Freunde hätten sein können, wäre er nicht so ein hohes Tier geworden. Ein Kumpel, dessen Vater GOTT ist, war mir aber doch zu heikel.

In einem anderen Traum erhielt ich mal in der kleinen Druckerei-Klitsche, in der ich arbeitete, Besuch vom damaligen Papst Johannes Paul II., und zwar wollte er fünfhundert Dreifach-Selbstdurchschreibe-Formularsätze bei uns bestellen. Irgend so Zeug für die Steuerklärung des Vatikans oder so. Obwohl er sehr imposant, zeremoniell und in vollem Ornat, mit goldener Tiara, Schärpe, Stola, Umhang sowie Schnabelschuhen aus weinrotem Saffianleder auftrat, erkannte ihn mein Kompagnon, der für die Kundenbetreuung verantwortlich war, nicht nur nicht, sondern nannte ihn auch noch ständig penetrant „Herr Dr. Schmittke“, was zwar respektvoll klang, aber dennoch gegenüber dem Pontifex maximus völlig deplaziert wirkte. Auch dies war mir ungemein peinlich! Mir scheint, Träume mit Religionsbezug sind bei mir immer mit einem Gefühl der schamvollen Verlegenheit verbunden. Moderne Psychoanalytiker mögen das gern mit meiner verstorbenen Frau Mutter in Verbindung bringen.

Obwohl ich dem Christentum (wie jedem -tum, auch dem Brauch-, Volks- und Heimattum!) skeptisch gegenüberstehe, bin ich Jesus-Bewunderer. Jesus war ein echter Frauentyp: Sanft, einfühlsam und sexy, klug, eigensinnig und angenehm unkonventionell. Er sah verdammt gut aus, hatte Charme und bezwingendes Charisma. Gut, er war auch ein Spinner und hat Sachen gesagt, die er, hätte er kritisch-solidarisch diskutierende Berater gehabt, vielleicht noch mal überdacht hätte. Z. B. diesen Quatsch aus der Bergpredigt, daß, wer eine andere Frau begehrlich ansähe, mit ihr bereits die Ehe gebrochen hätte. Daß finde ich weltfremd und humorlos, und auch ein bißchen arg prüde.

Jesus hatte das Glück oder Pech, wie übrigens auch meine Frau Mutter, an Weihnachten geboren zu werden, einer perversen Zeit des Ratenkaufs und der Null-%-Finanzierungen, der Sonderaktionen und Sale-Schnäppchen. An ein Kreuz aus IKEA-Kiefer genagelt, einen Kopfhörer von Saturn oder Mediamarkt als Dornenkrone (Im Player: „Hosiannah! Best of Holy Gospel-Gossip“) über der Stirn, starb der Nazarener bereits drei bis vier Monate später schon wieder, am Karfreitag, war dann aber allerdings auch nur bis Ostersonntag tot. – Eine krasse Biographie! Nebenher wurde Jesus auch bekannt als Erfinder einer gleichnamigen Sandale und als Singer-Songwriter-Composer des Welthits “Always look on the bright sight of life!“ Gäbe es, was Gott verhüten mögen, eine RTL-Show „Deutschland such den Super Religionsstifter“ (Jury: Dieter Bohlen, Bischöfin Margot Käßler sowie Ottfried Fischer), Jesus käme ins Halbfinale, totsicher.

Meine Mutter wäre dieser Tage 85 geworden; Jesus ist bereits 2009 Jahre alt; in meinen Träumen und in meinem Herzen treiben beide ihr Wesen und dürfen ihr Eckchen bewohnen. Ein kleines bißchen froh bin ich aber auch, ihnen entronnen zu sein.

Verliebt, verlobt, verpeinlicht: Bonner Knutschfleckchen heiratet Zonen-Urschel

5. Oktober 2009

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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Direkt nach der Konfirmation hat der kleine Guido seine Mutti geheiratet. Trauzeuge Horst „Ödipussy“ Seemeier macht, was er als Chefdiplomat aus dem Land des Lächelns gelernt hat:  gute Miene zum blöden Spiel. Mutti hätte es ja auch schlimmer treffen können. Immerhin hat der Bub ja gute Anlagen (in Liechtenstein und der Schweiz, glaub ich) und in seinem Alter schon den schwarzgelben Gürtel im Krisen-Weggrinsen. Ein Lausbub, Laumann und Blaumacher von Format wird aus dem frisch verpartnerten Sympath mal werden, comme il faut und cosi fan tutte, Kameraden! Der seit kurzem onanie-abstinent lebende Jungjurist freit keine blonde Barbie mit Atomhupen, der läßt sich von oberflächlichen Sex-Äußerlichkeiten gar nicht erst geil machen, der greift sich lieber die solide abgehangene Maultrommel aus der Uckermark ab, die Kartoffel mit dem Pokergesicht (Royal Flunsch!), von der er mit Recht erhoffen darf, daß sie ihn samstagabends, wenn regierungsfrei ist, auch mal ordentlich stramm übers Knie legt. Erwartungsfroh strahlt das Arschgesicht schon mal über alle Backen. Wie ein kaputtes, notdürftig mit Tesa geflicktes, noch mal kurz „ans Netz“ gehendes Atomkraftwerk.

Hei, das wird bestimmt dann zünftig, scheint auch der Feld- und Wiesn-Freund Seebeißer zu schmunzeln, dem man eigentlich selbst Absichten auf Mutti nachgesagt hatte, nach dem er der ollen Urschel neulich vom Oktoberfest extra ein Lebkuchenherz mitbrachte bzw. ihr vor die Füße legte, wo draufstand, also auf dem Herz, nicht den Füßen, „Angelika du bist unsere Beste“ oder so ähnlich. Aber Horst Seemann lächelt tapfer. Als Diplomat kann er ja auch schlecht zum Juniorpartner und neuen Hausfreund sagen: „Warum grinst du Blödmann denn so verschwiemelt?!“ So etwas sagt ein Brautführer aus der Hauptstadt der Bewegung nicht. Daher kann der bengelhafte Spitzbub und verliebt in seine Zukunft winkende Außen-Ministrant in spe auch nicht antworten: „Ich freu mich so auf die Kohabitationsverhandlungen! Ich schätz, ich steh ganzganz kurz vorm ersten Koitus!“ Mutti pliert dazu wie gerade selbstbefriedigt in die Kamera und deutet mit den Händen an, wie groß die Welle ist, die der Guido machen kann. Ganz schön groß, oder? Und länger als Zonen-Urschels erste Banane im freien Westen!

(Für diesen unreifen Beitrag bitte ich um Entschuldigung. Ich weiß nicht, so kenne ich mich gar nicht. Was ist mit mir los? Warum mir zu diesen Nasen bloß noch Zoten & mühsam unterdrückte Obzönitäten einfallen, ist mir schleierhaft. Ich schätz, für Politik bin ich zu hohl, unernst, albern und oberflächlich…)

Irgendwie süß: Westerwelle wahrscheinlich ein Mensch!

30. September 2009
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Klein, aber Juhu! – Der designierte Dingsminister beim Onanieren erwischt! (Keinenglischkönnen ist doch nicht schlimm!)

Ich bin ja neurotischerweise nie gern bei der Mehrheit. Da bin ich etwas affig. Die Mehrheit macht mich nervös. Und was macht die Mehrheit sonst momentan? Das, was bisher mein erklärtes Steckenpferd war: Guido-Bashing ist der allerneueste Hype  im Netz, in den Foren, auf den angesagten Blogs. Guido Westerhase wird jetzt wahrscheinlich irgendwas, etwa Vize oder Außen, und alle sofort so: „Yeaahh!“.  – Das ist gemein! Gehässige Ironiker schießen sich gerade aufs Schiesser-Model Guido Westerwäsche ein! Ich meine, klar, FDP und so, da fällt vernünftigen Menschen-mit-Hirn der Kitt aus der randlosen Brille. FDP geht ja nun mal gaar nicht, und Westerwelle, omg! (...“Oh, mein Gott!“) Trotzdem: Ich denke hingegen kurz mal quer und um die Ecke: Ist er denn nicht aber  irgendwo auch … – süß?

Mein differenzierungsfroher Sinneswandel hat folgenden Grund:  Ich habe den Verbalmüll dieses Mannes ja stets für eine Zumutung gehalten und das arrogant-schnöselig-peinlich-dummdreiste Herrenlaberhandtäschchen aus aknegenarbten Nobelleder für einen elend-unsäglichen Rhetorikkasper, dessen semipolitischen Lautsprechereien – immer im Westerwellenschliff messerscharfer  Auftrumpfgrandezza gehalten! – ungefähr so geistvoll wirkten, als hätte der Mann den Schwarz-gelben Gürtel in Sudoku.

Es verhält sich aber alles eventuell ganz anders, weil Guido nämlich wider Erwarten DOCH eine menschliche Seite hat! Wie? Guido W., der berühmteste Android der Nukleus-6-Klasse – ein … Mensch? Und kein Replikant? Jaa! Das Menschliche am Guidomobil ist nämlich, und das ist wohl süß: Er kann kein Englisch! Hihi! Wie niedlich! – Eigentlich ist das doch gar nicht ehrenrührig! Würde mich z. B., gäbe ich Pressekonferenzen, plötzlich ein ausnehmend zierlicher, latte-macchiato-farbener Journalist aus der Namib-Wüste in der geheimnisvollen namibischen Klicksprache der X!hosa! ansprechen, würde ich vielleicht auch hilflos-doof, verzweifelt herumrudernd und pampig  herumeiern, halb hilfeheischend, trotzdem auch etwas trotzköpfig andeutend, ich sei dieser extrem irren, kaum nachzumachenden Klick-Kick-Knix-Sprache der Busch-Leute nun mal nicht mächtig, und das sei auch gut so! Bon, bzw.: gut. – Aber Englisch? Das saugt man doch mit den Pampers auf, oder? Das kann doch irgendwie jeder, schon aus dem Radio oder wegen diesem dauernden Werbe-Denglish! – Tja, Guido aber mal eben leider nicht. Bums, aus, basta! So what? („Na und?“) Hat man als Außenminister vielleicht Dolmetscher zur Verfügung, oder was? Ich muß doch als Schwarzgelb-Verschieber, Steuerhinterzieher oder Versicherungsbetrüger auch nicht Jura studiert haben, um vor Gericht gestellt zu werden!

Daß jetzt hunderttausend Kleingeister, die das Ti-Äitsch beherrschen, sich euphorisch beömmeln, bloß weil sie irgendetwas besser können als Herr Dr. jur. Guido Westerwelle (Mr Westwave, Esq.), finde ich verständlich, aber wenig sympathisch. Anyhow, I felt in love with Guido (= „gleichviel, ich fiel mit Guido in die Liebe“), als ich auf YouTube vorgeführt bekam, wie der fernstudierte Überflieger und Teleakademiker durch eine simple, von einem britischen Journalisten auf Englisch gestellte Frage aber auch schon dermaßen aufs Bodenpersonal reduziert wurde, daß er beinahe zu weinen anfing! War das nicht süß? Doch, wohl, das war süß!

Plötzlich mutierte die übermäßig vorlaute Streber-Hackfresse zu einem maulaffig-verheulten, innerlich kurzbehosten Schulbuben, der des Hausaufgaben-Vergessenhabens überführt wurde: Halb pupertätsrotzig, halb schmollmundig schuldbewusst verrutschten und entgleisten ihm sämtliche teilprivatisierten Gesichtszüge, will sagen, setzte er ein Gesicht auf genau wie damals, als ihn Mutti beim Onanieren erwischt hatte; die kleinen verschlagenen Blauäuglein hinter der Panzerglasbrille huschten panisch wie Guppies auf Brautschau nach Eingebung suchend im Saal umher, Schweißperlenketten umkränzten in Sekundenbruchteilen die quergestreifte Stirn, schamgepeinigt rollte sich der schweiß-gelbe Schlips, das sonst so freche Beißschnütchen öffnete und schloß sich karpfenhaft lautlos, und dann … dann erlebte man ein überaus seltenes Naturschauspiel: Ein Teil des Gehirns („Projekt 18%“!) von Mastermind Wüsterwille fängt notgedrungen an – zu arbeiten!! Man kann das sehen! Man sieht es! He-she-it works! Knarrend und ächzend beginnen sich die Zahnräder zu drehen, mit durchdringendem Quietschen setzt sich die schwergängige Synapsen-Spieldose in Bewegung, lautlos formen sich Worte, werden buchstabiert, tonlos nachgesprochen, verworfen, dann neu formuliert… Man schluckt, sammelt Speichel, Verzeihung, Mund ist so trocken! Oha. Gleicht kommts ihm! Ein Gedanke, ein Ideelein, ein Schimmer-Tierchen. In atemloser Spannung verfolgt die Bundespressekonferenz den rekordbrechenden Denkversuch des Guinnes-Preisträgers! Fünfhundert polyglotte Ohren spitzen sich aufs äußerste: Kommt da noch was? Ja!

Nach quälend anhaltendem Hirnknistern, -knastern und -knuspern krächzt aus dem plötzlich 30 Jahre jünger wirkenden Bübchen-Gesicht, dessen Miene sich dabei zu einem irgendwie Uhu-verschnüffelten, wattig entrückten Übersprungsgrinsen verzieht, ein entschlossenes „….Ääähh…“ heraus. „Well…“ übersetzen die Dolmetscher schon mal. Aber der Außenminister-in-spe („in guter Hoffnung“!) ist noch nicht fertig mit der Pressemeute. Die kriegts jetzt nämlich rhetorisch so fett aufs Butterbrot geschmiert, daß die Schwarte kracht: „…äh….äh… wir sind hier ja, ja, in … äh… Deutschland, und da…, äh…, da sprechen wir Deutsch! Sie da, daheim, Sie sprechen ja da zuhause bei sich ja auch englisch!“ Gut gekontert, finde ich, eloquent und gnadenlos logisch. Seit Hitlers V2 hat keiner mehr dem perfiden Albion gezeigt, wo… dings, äh… („Don’t mention the war!“)

Die Situation ist hochnotpeinlich peinlich, aber erstmal gerettet. Doch hinter Guidos schweißsalbaderter Stirn irrlichtert und nachgewittert es noch. Pinball Wizzard! Es googelt rastlos durch die Synapsen. Guidolein ist ja nicht dumm. Na ja, gut, jedenfalls nicht soo dumm. Daß das jetzt kein Triumpf des Westerwillens war, ahnt er. Irgendwie kommt ihm das Gefühl bekannt vor. Wenn er das Wort kennen würde, würde er es einen Déja vu nennen. Ungefähr so hat er sich kürzlich gefühlt, als seine Rechtsanwaltseltern ihm die Hypothekenschlampe, quatsch, Immobilienmaklertochter als Braut ausgesucht hatten und er gestehen mußte, bereits mit einem Mann verheiratet zu sein. Erwi-hischt!

Ich finde das irgendwie süß. Meine schwulen, intellektuellen Freunde sagen das immer, wenn sie etwas oder jemanden besonders unsäglich finden: „Aber … ist doch irgendwie auch schon wieder süß, oder?“

Zwischen den Tagen: Alles über Frauen…

17. März 2009

…ZWISCHEN FRAUEN- UND MUTTERTAG

„Alles Nutten außer Mutti!“ – diese nur allzu griffige Formel frühzeitlicher Problem-Schnarchbären und Muttersöhnchen spiegelt ein total verqueres, durch Gewalt-Internet und masturbatorischen Computerporno („Ego-Shooter“!) künstlich zementiertes Frauenbild, das wir heute strikt anprangern und aufs Schärfste zurückweisen! Der „neue Mann“, ein stahlhartes, wald-, wiesen-und wüstenerprobtes Abenteurerweichei mit postmodernen Ecken und abgerundeten Kanten, fluffigen Breitschultern zum Anlehnen und Sixpacks, wo sie hingehören (Eisschrank), ein prickelnd bi-erotischer, geistvoll-muskulöser Kuschelkumpelkerl („beste Freundin“), der zuhören und ohne weiteres mit „ihr“ Pferde stehlen kann, aber auch unter Holzfällern, Bohrinselarbeitern und viril verschwitzten HeavyMetal-Schlagzeugern eine gute Figur abgibt, der „neue Mann“ also spricht, sei es in zittrigem Counter-Tenor sei es mit männlich-sahnigem Bariton: „Mutti, ich gehe! Ich ziehe aus!“ –  „Sohn…“, antwortet es mit der typisch wehleidigen, extrem schuldbewußtseinseinflößenden Leidensstimme der unausweichlichen Mutter, „…hast du etwa eine andere? Ist eine bedeutend Jüngere im Spiel, sodaß ich dir eventuell nicht mehr gut genug vorkomme?“  Wie immer hört Mutti nicht zu, wenn man ihr antwortet: Sie springt aus dem Fenster, denn nach 38-jähriger Mutterschaft hat ihr Leben nun keinen Sinn mehr. Männlicher Feminismus ist ohne Opfer nicht zu haben: Nur wer die Mutter „zu Tode enttäuscht“, kann den Vater des inneren Kindes in sich befreien! 

Draußen in der Welt kann er sich nun, ohne daß Mama ewig dazwischenfunkt, eine fremde Frau zur Gründung einer echt erwachsenen, partnerschaftlichen Beziehung suchen, einer Beziehung auf Augenhöhe, die auf Respekt, gegenseitigem Vertrauen und männlicher Verantwortungsübernahmebereitschaft beruht! Humor, Zärtlichkeit und gemeinsame Naturerlebnisse sollen aber auch nicht zu kurz kommen! Auch die „moderne, postfeministische Frau“ befindet sich nämlich im Aufbruch und ist jederzeit bereit, verknöcherte Patriarchatsstrukturen aufzubrechen, nicht trotz, sondern trotzig wegen ihrer „Tage“! Erst vor 12 Tagen war z. B. Internationaler Frauentag, und in knapp zwei Mondinnen ist Muttertag! Vorletzten Donnerstag aber herrschte noch frühes Mittelalter! Die Damenoberkleidung stöhnte unter dem Diktat männlicher Phantasielosigkeit,

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Miese Mode, ungenaues Frauenbild

und mit dem kleinen Geheimnis der Frau, dem süßen „Darunter„, sah es kaum nennenswert besser aus. Tristes Einerlei, Vermummungsgebot, vergebliche Suche nach Kleidsamem zum kleinen Preis. Unter der Burka herrscht tote Hose, „sexy„, gar sinnlich-sündig ist hier Fehlanzeige, statt O-làLà-Croissant nur alltägliches Graubrot in kalten Farben und Formen, die überall kneifen und außerdem einen dicken Hintern machen!

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Patriarchalische Phantasielosigkeit!

Der Verhüllungswahn führte im Handumdrehn zu grotesker Orientierungslosigkeit unter den Männern: Die jüngere Generation hatte keinen Schimmer mehr, wie Frauen überhaupt aussahen! Flirt- und Tanzschulen wurden von den Moral-Taliban geschlossen, beliebte Volksfeste („Damenwahl im Ball der einsamen Herzen“) verboten, aufklärerische Literatur (Alt-Ayatollah Allahhand: „Frauen – Eine Gebrauchsanweisung für den Müslimmann“) verschwanden unter dem Ladentisch. Das notgeile männliche Jungvolk verzweifelte schier: Wozu noch mal bloß gab es Frauen? In der Not schlug Haut-Couture-Ayatollah Andy Warhola vor, die Burkas außen mit dem Bild eines nackten Weibes zu bedrucken, um hierdurch neue Anreize zu schaffen – doch die Tage des Verhüllungsdiktats waren bereits gezählt.

Die Frauenemanzipation nahm ihren Lauf: Das weibliche Geschlecht bewies mit links, daß es intellektuell locker mit den „Herren der Schöpfung“ mithalten kann. Schon bald tauchten  die ersten Frauen auf, die zwar noch mit dem Möbelkatalog in die Gemäldeausstellung gingen, aber bereits imstande waren, sich selber auf gemalten Bildern wiederzuerkennen, eine Fähigkeit, die bis dato ausschließlich höheren Primaten vorbehalten ist: 

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Bilder einer Ausstellung: Frauen schauen dich an!


 

 

 

 

 

 

 

 

Junge Frauen lernten nun endlich, welche Vorteile es bringt, das Kleid vor dem Dampfbügeln auszuziehen – was für eine Befreiung des vom männlichen Blick und dem heißen Bügeleisen malträtierten Körpers! Sinn und Sinnlichkeit brachen heraus, Stolz und Vorurteil blieben lächelnd auf der Strecke und gut für den Teint war es überdies!

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Ein heißes Eisen: das Nackt-Bügeln befreit!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schnurstracks eroberte sich die zarte Weiblichkeit den bis dahin eifersüchtig gehüteten sog. Männerberuf! Es waren schließlich Frauen, die den alten Handwerken, der Klempnerei, dem Tätowieren, der Hufschmiede („Piercing“), der Sorgenmacherei und dem Trash-Tratschen den sprichwörtlichen „goldenen Boden“ retteten.

Wer in der Oberstufe die MuMä-AG „Mutige Mädchen“ belegt hatte, schaffte es später sogar, den wilden Großen Roten Mob zu bändigen und damit zuhause souverän den neuen goldenen Boden zu polieren!

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Frauen bändigen den Riesenmob

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei alledem hütet sich die „junge Wilde“ von heute aber vor unschöner Vermännlichung. Sie steht zu ihrer weiblichen Seite, bekennt sich zu Kuscheligkeit, Nackenwärme und progressiver Muskelentspannung. Ohne falsche Scham möchte sie „schön“ sein – nicht für „ihn“, den fiesen männlichen Blick, sondern „einfach so“, „für mich ebend“ und für das schlaffe Plüschtier auch.

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Die postmoderne Frau hat eine weibliche Seite!

Um Mutti muß man sich übrigens keine Sorgen machen. Das Fenster lag gottlob im Erdgeschoß. Mütter sind ja, wie wir erleichtet feststellen, ohnehin unsterblich: Sie leben in ihren Söhnen weiter, oder, genau so schlimm, in den Töchtern. Davon ab: Mutti ist mit ihrem neuen griechischen Freund Dr. Botox Anacellulitis durchgebrannt und verbrät den mit Fettabsaugung und Lippenpolsterei zusammengerafften Zaster entspannt in der Karibik: Forever Young! 

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Forever young: Mutti wartet auf Dr. Botox Anacellulitis