Hat man aber, als robustes Kind und mit Gottes Hilfe, seine Fummelpriester erstmal überlebt, dräut der zarten Seele schon bald neue Gefahr, h’enthsätzlich Pestilennz und voll krasses Grauen der Hölle, und das höret nimmer auf: Das Pestgeziefer der Ärzte, vulgo Quacksalber, Salbader und Salpeterbalbiere! Pfui über die Pfuscher! Zweifellos stürbe man seltener, – triebe nicht im Gewaber der Miasmen, üblen Gerüche und fibrösen Fibrillen (vgl. K. Valentin) der Städte (vgl. die Große Hure Babylon) der sog. Medizyner sein gottloses Unwesen und lauerte, den Sensenmann schamlos untergehakt, auf „Kunden“!
Es bezeugte dies aber schon der große Gelehrte, Menschenfreund und Gott gefälliger Bürgermeister Bordeauxs, der hochgeborene Monsieur Michel Eyquem de Montaigne (1533-1592):
„In erster Linie ist es meine Erfahrung, die mich die Medizin fürchten läßt, denn soweit mein Auge recht, sehe ich keine Menschen so schnell erkranken und so langsam genesen wie jene, die sich ihrem Machtanspruch unterworfen haben. Ihre Gesundheit wird vom Zwang der Diätvorschriften regelrecht zerrüttet und zugrunde gerichtet, denn die Ärzte begnügen sich ja nicht damit, über die Krankheit das Regiment zu führen, sondern sie machen überdies die Gesundheit krank, um zu verhindern, daß man zu irgendeiner Zeit ihrer Herrschaft entwische.“
Auch sein Landsmann, der ehrenwerte Tapissier und nachmaliger Komödiant des Königs, Jean-Baptiste Poquelin, gen. Molière (1622-1673), wusste schon, was noch schlimmer ist, als die Figur des „eingebildeten Kranken“ – die eingebildeten Ärzte nämlich! Sie sind die Brut und Gesandtschaft des Höllenfürsten, um uns Menschenkindern Verderben zu bringen: Nachtalb, Schleimfluß und Sodbrennen, Pusteln, Pickel und Pestbeulen, Grind, Gicht und Grusel, Siechtum, Wahnsinn und Würgreiz: Für solcher Art namenloses Menschen-Leyd fand man das Wort „iatrogen“, was aber bedeutet: Von dene Ärrzten und Kurpfuschern recht eigentlich und mit Fleiss produzieret.
Seit jeher lebet aber der Mensch und überlebet wohl mancherlei virales und bakterielles Abendtheuer, indem er sich von dene Ärrzte hübsch fern hält und sie meidete wie das höllische Gelichter der satanischen Oberdämonen Luzifer, Urian, Asmodeus, Beelzeboab, Bahometh, Mixa, Mammon, Karius und Baktus! Die fromme Seele schaudert es bis auf den Bodensatz gefrorenen Blutes, wenn sie an die Herren Doctores denkt, die Kunstfehlerproduzenten, die Pharmareferenten und Pillendreher, Abrechnungsbetrüger und Bakterienverschmierer, die frei nomadisierenden Gliedsäger, Schädelbohrer, Zahnreißer und ambulanten Amputierer, das dumpfe, viehblöde Pack der Rezepte-Kritzzeler, der Computerpornographen und selbst ernannten nuklear-medizinischen Scharlatanschamanensalatschurken!
Treibet einen armen Mann aber blanke Noth oder chronifiziertes Ohrenbluten doch einmal zu einem Arzt, was hat der Schelm und Schlehmil da zu erwarten? Was darf er hoffen? Nun, Heilung gewisslich nicht, denn das wäre ja zu einfach. Günstigenfalls verlässt er die Konsultation mit Überweisungsformularen zu fünf anderen Ärzten. Angenommen, ich litte unter „schwerer Diagnose“ wie TV-Dittsches Kunstfigur Herr Karger, und hätte wie dieser auch noch Nervenflattern – ich könnte für die nächsten Monate glatt in Wartezimmerfluchten übersiedeln, jene Lieblings-Biotope von Imbezillen, Amphibolien, Thrombohnen, Naturalinfektionen und anderem Ansteckungsmief von Tröpfchen- bis Schmierinfektion. Brrr. Andauernd muß man seinen Bypass vorzeigen und plagistanischen Gürtelrosenverkäufer abwimmeln. Gesund wird man hier auch nicht, die verschriebenen Gifte und Hexengebräue entfalten indessen ungeheure Nebenwirkungen bis hin zu schwerer Gesichtsverformung, unkontrollierbarer Körperschwellungen und div. gichtigen Gebresten.
Was ich zart andeuten möchte, hier, zwischen Zeilen: Ich bin kein Freund von Arztbesuchen. Dennoch mußte ich zum HNO. Mal nackgucken lassen, den dauerdröhnenden Brummkreiseschädel. Hals, Nasen und Ohren besitzen überraschend viele Duisburger, sodaß an die Organisations-, Verwaltungs- und Rangierfähigkeiten der Empfangszerberusse hohe Ansprüche gestellt – und glanzvoll erfüllt werden.
Herr Schürmann, ein Arzt mittleren Alters und schon an der Grenze zum Melancholeriker, wirkte trotz Streß & Zeitdruck entspannt, beruhigend und auf angenehme, milde Weise überarbeitet. Vielleicht sogar auch leise verzweifelt, ich weiß es nicht. Ich mochte ihn jedenfalls. Er führte allerhand endoskopische Gerätschaften in meine Schädelkugel, leuchtete, spähte, schallte in mich ultra hinein, ließ es wieder herausschallen und als er irgendwo „Hinterwand-Echo hatte“, machte er ein ausgewogen besorgtes, aber auch nicht zu beunruhigtes Gesicht und stellte mir die Einnahme diverser Sprays anheim.
Ich aber, karfreitagsmäßig optimal eingestellt und zum Schmerzensmann gestempelt, fiebere mich nun, wochenlang vorgekränkelt, durch die Ostertage, verbrauche täglich zwei Kilo „Tempos“ und w’hümpfe alln n fpnöhmes Ohfterfess! Ha-ttschi! – Mano, nee, werdet bloß nicht krank, Freunde, da liegt kein Segen drauf!
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