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Kunstsperma, Erdbeersuppe, Whisky-Seife: Breit wie ein Dachs mit Kirschkerndurchfall

9. Juli 2009
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Ein Petrischälchen Sperma (aus biologischer Herstellung)

Na toll, das ist ja wieder super was zum Beömmeln! Händereib, schenkelklopf, frau steht Kopf: Sperma gibt’s bald aus der Tube! Wissenschaftler in Newcastle (Prof. Frankenstein und die Drs. Mabuse, Fu-Man-Chu, Eisenbart et al.) haben erstmals (erstmals!) künstliches Sperma aus Stammzellen synthetisiert! Tja, was soll man sagen? Sieht aus wie Sperma, schmeckt wie Sperma, wirkt wie Sperma! Big Deal! Warum? Ja, denk mal nach, Mensch. „Männer werden überflüssig!“ krawallabert die internationale Printfresse. Und Frauen werden zu Schlingpflanzen, die sich selbst befruchten können, mit sich selbst durch sich selbst. – Originell ansprechen („Bist du öfter hier?“), Essen gehen, im Kino knutschen, Gehen-wir-zu-dir-oder-zu-mir, anstrengendes oder ungelenkes GV-Gezappel: Kann man sich jetzt alles sparen, bald, dann, den ganzen Krampf. Mutti mixt sich jetzt autonom und autark ihre eigenen Klon-Schäfchen! Vati und Mutti können endlich die peinlichen Versuche einstellen, sich ganz doll lieb zu haben.

Fünf Jahre wollen die Forscher noch die „Produktionstechnik“ ausfeilen, dann kommt es! Das Laborsperma. Ich male mir ja schon mal aus, wie ich auf die Frage „Was machst’n so beruflich?“ nonchalant sagen werde: „Ich bin Spermafabrikant“, oder vielleicht noch knackiger: „Ich denke darüber nach, ins Spermageschäft zu investieren“. Haha. „In der Theorie werden Männer damit entbehrlich“, faselt der Oberfrankenstein. Man braucht nämlich „in der Theorie“ nur einen einzigen männlichen Embryo für die Stammzellen-Gewinnnung. Gut, zur Reserve könnte man ja noch zwei, drei Stück einfrieren.

Hat man sich das gut überlegt? Gerade meldet man aus Paris: „Chanel-Röcke sollen dem Bein schmeicheln“. Zu spät, Herr Karl „Ladenhüter“ Lagerfeld, zu spät. Hat sich leider ausgeschmeichelt. Beine werden zur sexuellen Kontaktanbahnung nicht mehr gebraucht, Beine müssen nicht mehr in die Hand genommen oder breit gemacht werden. Frau kann ihre Beine jetzt mal stecken lassen, desgleichen müssen sämtliche berühmten sekundären Geschlechtsmerkmale jetzt nicht mehr ständig betont, entblößt, verhüllt, unterfüttert und mit Silikon ausgestopft werden. Frauen können ihre Zentimeter nunmehr oben, in der Mitte und untenrum, nach vorne oder nach hinten raus hemmungslos verteilen, wie sie wollen: Wir Männer gucken jetzt nur noch Sportschau und werden nach dem fünften Bier schwul. Wenn überhaupt noch!

Dabei haben die Franzosen gerade erst begonnen, statt einem Kilo (!) nur noch 800 gr. Knoblauch im Jahr zu essen, heißt es auf der gleichen Zeitungsseite. Wieso?  L’amour, l’amour, schätz ich mal. Quelle obsession obsolete! Der französische Knoblauch-Verband … – wie? Doch, den gibt’s, er heißt ANIAIL, und er hat zur Wiederankurbelung des Knoblauchverbrauchs vorgeschlagen, sich auch mal an ungewöhnlichere Gerichte zu wagen, beispielsweise an „Erdbeersuppe mit Honig und Knoblauch“. O là là! Ich tät noch Seifenflocken reinrühren, fürs diversifiziertere Geschmackserlebnis.

Essen wird ja jetzt noch wichtiger. „Essen“, erklärte mir neulich ein zur Korpulenz neigender Kumpan aus schlankeren Tagen, „essen ist der Sex des Alters“. Da hab ich ja noch Glück gehabt! Wenn das unverschrumpelte Jungvolk frustriert in die Glasröhre schaut und Kunst-Spermien züchtet, feiere ich kulinarische Orgien! Und zwar, wie es in etwas anderem Zusammenhang (Unzuchttreiben) im Katholischen Beichtspiegel heißt: „Allein oder mit anderen“! Eine frühere Freundin hat mir mal gestanden, als Kind habe sie es erst durch diesen Beichtspiegel erfahren, daß man „es“ auch mit anderen machen kann! Na ja, aber jetzt ist das ja vorbei. Sex sells nicht mehr. Sex sold out.

Zum Thema Orgie paßt eventuell noch die letzte Meldung, aus dem Harz. Dort hat man jüngst einen stark angetrunkenen Dachs aufgegriffen, der mitten auf der Straße seinen Vollausch auspennen wollte. Er hatte pfundweise vergorene Süßkirschen gegesssen und war, so der ungewöhnlich launige Polizeitbericht, „breit wie eine Amsel“. Außerdem habe er an „kirschkernhaltigem Durchfall“ gelitten. Zwanghaft, die Vorstelllung: der Dachs als biologisches Maschinengewehr…

Ach ja, und noch apropos Amsel (schwarzer Sänger, der durch Pigmentstörung weiß werden kann): Als allerletzter vermutlich habe ich ewiger Aktualitätsnachzügler  die medialen Nachbereitungen der Michael-Jackson-Trauerfeier zur Kenntnis genommen. Die exorbitante Dezenz und Geschmackssicherheit der Jackson-Family hat mich umgehaun. Am besten fand ich den goldenen Sarg auf der Bühne. Das polierte Teil erinnerte mich etwas an diese Warmhaltecontainer, die es bei chinesischen Buffets immer gibt. Mit Sicherheit war ich nicht der einzige, der drauf gewartet hat, daß am Ende der King of Pop von innen die Goldschatulle öffnet, herausspringt und moonwalkenderweise, gemeinsam mit einem Zombie-Ballett weißer Afroamerikaner, ein kleines Jubelliedchen anstimmt, um dann den Vorverkauf für seine Welttournee zu eröffnen.

Aber, um zum Schluß zu kommen: Warum denn bitte keine Seifenflocken in der Erdbeersuppe? Es gibt zum Beispiel, hab ich gerade gelernt, allein zig verschiedene Sorten Whisky-Seife! Lecker! Echt!  – Ach, Mensch, so sterben: Breit wie ein Dachs, mit Whisky-Seifenschaum vorm Mund, in einem goldenen Warmhaltecontainer einen Berg von Schnee hinunter-, bzw. hinüber rodeln…

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