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Lob der Knöpfe (Nachlassende Erregungspotenz)

8. März 2012

Die Schweiz der Ding-Welt: Knöpfe. (Foto: Gabi Haneld)

„Es ist bezeichnend für einen Mann von großer und langer Erfahrung, wie ich es bin, dass er nicht gleich weiß, wie er sich benehmen soll, weil ihm bewusst ist, dass ein einziges seiner Worte, eine einzige seiner Handlungen die unvorhergesehensten Folgen haben kann. Man muß nur die Weltgeschichte lesen, um zu sehen, was für ein seltsames Verhältnis zwischen Ursache und Wirkung bestehen kann.“ (Italo Svevo)

Gestern sann ich über die Zärtlichkeit gewisser Knöpfe nach, nicht ohne Bedenklichkeit. Zwar ist das Gefühl unnachahmlich, wenn glatte, wohlgeformte runde Knöpfe aus Horn, Perlmutt oder purem Imitat so widerstands- wie mühelos und sinnig in die zu ihrer Bestimmung dienenden, sorgfältig umhäkelten Knopflöcher gleiten, um einer Hose, einem Janker oder vielleicht sogar einer selbst verfertigten Strickjoppe kleidsam definierten Halt zu geben – aber ist das auch relevant? Ja wohl sicher nicht. Idyllische Betrachtungen am Rande seniler Sentimentalität sind unvereinbar mit der Weltlage! Ich will das zugeben. Andererseits ist diese gegenwärtig derart deprimierend, dass man weiter fortwährende Realitätsangebote am liebsten dankend ablehnen möchte, weil das akzeptable Konto an Zumutungen und Lebensgemeinheiten schon erhebliche überzogen ist.

Früher war es für ältere Herren eine schöne und passende Beschäftigung, gewissenhaft die Morgenzeitung zu studieren, um tagsüber etwas Interessantes zum Räsonnieren zu haben – heute läuft man Gefahr, sich gleich den Tag zu verekeln, wenn man zum Beispiel erfährt, dass eine Discounter-Kette jetzt Hackfleisch verkauft, das mit 30% „schnittfest gemachtem Wasser“ angereichert ist. Lebensmittelpanscherei hat zwar Tradition, neu scheint mir aber die Dreistigkeit, besagte Pampe, weil sie angeblich der Gesundheit zuträglich sei, auch noch teurer zu verkaufen als ungewässertes Hack! Andererseits registriere ich mit zunehmendem Alter an mir eine um sich greifende Skandal-Indolenz. Ich will es nicht gleich Herzenslähmung nennen, aber die Erregungspotenz lässt nach. Der Kamm schwillt seltener. Was ist schon ein moderater Hackfleischskandal gegen die Tatsache, dass Diktatoren ihr eigenes Volk durch den Fleischwolf drehen?

Knöpfe haben etwas eminent Friedfertiges, Gutsinniges, ja Versöhnendes. Gutmütig lassen sie sich sammeln, sortieren und in illustrierten Alben katalogisieren. Knöpfe verbinden, sichern, schmücken; Skandale sind ihnen wesensfremd. Selbst wenn sie mal irgendwo abspringen, ist das zumeist nicht ihre Schuld – zu eng gewählte Kleidung oder ein schwächlicher Zwirn trug die Verantwortung. Reißverschlüsse dagegen – schon das Wort wirkt aggressiv! – haben unzählige Zähne, sind oft verklemmt oder beißen in empfindliche Körperteile. Ästhetische Qualitäten sagt ihnen selbst der Wohlmeinendste nicht nach.

Die entwaffnende Harmlosigkeit von Geknöpftem ist legendär. Mutter Merkel trägt ihre Großknopfjoppen als politischen Tarnanzug: Seht her, sagen die rundäugigen Joppen-Knöpfe, hinter uns kann kein Falsch wohnen! Tyrannen tragen Ordensspangen oder sind, wie in Nordkorea, komplett in Popeline-Uniformen eingenäht. Knöpfe? Fehlanzeige. Das Reich der Knöpfe ist die Schweiz der Ding-Nationen. Obwohl von unübertroffener Brauchbarkeit, beschränken sie sich nie auf vulgäre Nützlichkeit, sondern erfreuen die Sinne mit einem verschwenderischen Farb- und Formenreichtum, der bis weit ins Spielerische, Rokokohafte, ja Phantasmatische reicht.

Mein Freund Fredi Asperger, der geniale Autist, pflegte immer, wenn er sich mit mir in ein Diskussionsgefecht verstrickte, ohne mir in die Augen zu schauen, manisch an den Knöpfen meines Sakkos zu drehen – es wirkte einfach beruhigend auf ihn und half ihm, sich zu sammeln. Die Welt der Knöpfe unterteilt sich in übrigens Ösenknöpfe, Lochknöpfe, Zwirnknöpfe, Posamenten- und Knebelknöpfe. Aus der Art geschlagen ist lediglich allein der schnöde Druckknopf; ihn erfanden Ingenieure, deren Zwanghaftigkeit sattsam bekannt ist und die notorisch im Dienste menschlicher-unmenschlicher Hast und Ungeduld stehen. Nun wird es aber selbst mir echt zu idyllisch, so etwas hält ja kein Text aus. Ich drücke abrupt den Aus-Knopf.

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Frauen: Freuen oder den Mund halten?

9. Mai 2011

Irgendwie voll pussy? Na und?

Zu meinen anti-zyklischen Lebensverschönerungs-Capricen gehört es, mich zur aktuellen Aufregern generell, wenn überhaupt, immer erst dann zu äußern, wenn das allerletzte Wort schon gesagt bzw. bis zum Überdruss breitgetreten und die Sau definitiv längst durchs Dorf getrieben ist. Natürlich hab ich dann oft das Nachsehen, weil die Einfälle knapp werden. Selbst meine mich eine Weile irritierende Beobachtung, dass Osama Bin Laden eigentlich genau so aussieht, wie ich mir Jesus vorgestellt habe, stand schon irgendwo.

Weil aber gestern Muttertag war, möchte ich doch, nachlesend, zwei Frauenschicksale mit Bin-Laden-Bezug erörtern. Frauen haben es schwer. Was sie machen, machen sie falsch. Mutter Merkel etwa. Frenetischer Gefühlsüberschwang ist dem nordischen Meck-Pommelchen eher fremd. Meistens, schätze ich, darf sie lieber gar nichts fühlen und muss etwaige Emotionen im tiefsten Mundwinkel verstecken. Wenn sie allerdings, wie Politiker das symbolisch schon mal tun müssen, falsche Gefühle aufsteckt, wirkt das, wenn ich das so uncharmant sagen darf, immer ein wenig ridikül, weil sie dabei schon präventiv so eine pampige Schnute zieht, als hätte man sie beim Schwindeln erwischt. Lächelndes Lügen gehört nicht zu ihrem Repertoire. Da guckt sie vorsichtshalber gleich sauer wie eine Spreegurke aus dem flaschengrünen Hosenanzug. Sympathisches Menschsein blitzt bei ihr nur auf, wenn sie sich mal so richtig freut. Wer gesehen hat, wie sie beim Spiel Deutschland : Argentinien beim 3. Tor aufsprang, kindlich in die Händchen patschte und verzweifelt jemandem zum Umarmen suchte, dem ging das Herz auf, ein bisschen. Leider saßen um sie herum nur afrikanische Würdenträger in Nadelstreifen, die offenbar alle Argentinien-Anhänger waren.

So, nun hat sie sich einmal wieder gefreut, weil das Spiel Obama vs. Osama (1:1 nach Verlängerung) durch technisches K.O. entschieden wurde. Ja und? Lasst ihr doch das bisschen Freude! Aber nein, die halbe Welt echauffiert sich, weil man sich als Christ angeblich nicht über den Tod eines Menschen freuen darf. Ich möchte ja mal wissen, wo das stehen soll? Die Bibel ist voll von Völkergemetzel, und Jehova, keineswegs unparteiisch, immer feste mittenmang. Schickt gegen die Feinde der Israeliten Pestilenz, Pech und Plagen sonder Zahl. Als die Armee des Pharaos im Roten Meer versoff, hat er sich bestimmt die Hände gerieben! Und da darf sich eine pommersche Protestanten-Pute nicht mal ein bisschen freuen, weil es den „Terrorfürsten“ erwischt hat? – Außerdem, was war das denn noch für ein Leben? Vor einem uralten Fernseher sitzen und auf allen Kanälen kommt immer bloß man selbst! Jetzt ist er in seinem Paradies und darf täglich Jungfrauen bombardieren oder so was. Ist doch eine schöne Lösung für uns alle, win-win sozusagen. Da m. W. sowohl für Kreuzzügler wie für Muselmanen die Sause im Jenseits erst richtig losgeht, müsste man sich, der Logik nach, eigentlich immer freuen, wenn einer stirbt. Endlich raus aus dem irdischen Jammertal und voll auf die Jungfrauen! Bloß aufs Merkel wird wieder dreingeschlagen.

Noch aberwitziger und toller aber die „Debatte“ über ein Foto von Frau Clinton, den Amtskollegen der Westerwelle. Auf dem Bild guckt sie im Fernseh die Live-Übertragung vom kill job im Hause Bin Laden und, so scheint es, schlägt oder hält sich die Hand vor den Mund. Diese Entsetzens- oder Angst-Geste, informiert mich die Gattin, sei absolut rein weiblich, Männer machten das nie; sie, die Geste, ist, um einen Ausdruck einzuführen, den ich vom Schulhof gelernt habe, „irgendwie voll pussy“. Wenn eine US-Außenministerin eine unmännliche pussy-Gebärde zeigt, ist das offenbar derart ehrenrührig, dass ihr Büro sofort weltweit dementieren musste: Es habe sich keineswegs um eine Entsetzensgebärde angesichts einer Horrorshow gehandelt, sondern „vielleicht nur das Unterdrücken eines allergischen Niesens“ abgebildet. Dabei – hätte die Frau vielleicht die Zähne zu einem triumphierenden Siegesgrinsen fletschen sollen? Oder auf und nieder hüpfend in die Hände patschen wie unsere Mutter Jubilage? Den anti-amerikanischen Furor dann hätte ich ja sehen mögen!

Busen oder Beine gehen ja noch, aber wenn eine Frau in der Politik mal versehentlich das Strumpfband der Menschlichkeit sehen lässt, dann ist gleich Polen offen und die Reputation beim Teufel. Deshalb überrasche ich mich jetzt selbst einmal mit dem Aufruf: Politikerinnen! Zeigt unverschleiert Gefühle! Haltet euch ruhig mal die Augen zu, zieht Schmoll-Schnuten oder hüpft, tanzt und patscht! Auch ein Tränchen darf (außer vielleicht hinsichtlich Herrn Bin Ladens) ruhig mal verdrückt werden. Freut euch! Die Niedertracht des Politischen muss nicht immer mit versteinerter Fresse daherkommen.

PS: Kunden, die diesen Arikel lasen, lesen vielleicht auch: 

http://cbx.amadyne.net/blog/articles/891/erwachsene-menschen-und-ihre-macken

Gedanken zur Zeit: Ausweicheier am Welt-Katastrophentag

22. März 2011
Auweia – Wie jetzt nichts sagen…?

Heute ist, wie passend, Welt-Katastrophentag. Wusstet ihr gar nicht? Hab ich auch grad erst ausgerufen, den Tag. Grund genug, einmal nach dem Beitrag Deutschlands zur Weltkatastrophe zu fragen. Da sieht es, nach Ende des II. Weltkriegs leider mau aus. Waren wir einst führend in der globalen Katastrophenproduktion, sind wir heute auf hinterletzte Plätze abgerutscht, noch hinter Tonga, Liliput und Lummerland. Am schlimmsten ist es in der Jetztzeit. Japan hat einen Tsunami, wir eine mit Haarfestiger gebändigte Westerwelle. Lühbien hat den grottigen Großkotz („Zenga, Zenga“) Gaddaffi („der große Diktatatatatator“), wir bloß einen eklig kleinen („Geiz ist gel“) Guttenberg. Italien hat immerhin den mussolinesken Triebtäter und Trebegänger („Bunga, Bunga“) Berlusconi, wir nur den greisen Exilkubaner Roberto Blanco („Ein bisschen Spaß muss sein“.) Die Welt verliert komplett Verstand und Gleichgewicht, – wir vermissen bloß unseren Kuschelbär. Katastrophenmäßig drohen wir, auf das Niveau eines Zwergstaates herabzusinken. Großmächte stapeln Tarnkappenbomber, Drohnen, Cruise Missiles. Und der Deutsche? Exportiert den Musikantenstadl nach Österreich. – Wer war es denn? Marshall? Stalin? Adenauer? Irgendwer hat nach ’45 anscheinend eine Vollkasko-Versicherung für uns abgeschlossen und das betreute Wohnen zum Verfassungsgrundsatz gemacht.

Früher fürchtete uns die Welt, heute werden wir belächelt und bekopfschüttelt als Nation, die am Rockzipfel bzw. Hosenanzugshosenbein einer froschäugig-klappmäuligen Miesmuschel namens Mutter („sans courage“) Merkel, diesem Mensch gewordenen abwaschbaren Bürodrehstuhl, hängt, und einem nassforschen Blender, notorischen Onanisten und Politiker-Imitator erlaubt, für sie den Außenminister zu spielen. Wir machen uns halt so klein wie möglich. Ein politisches Schwergewichtel. Nach Japan schicken wir 45 (!) Mann, Frau und Hund, um selbige nach drei Tagen wieder abzuziehen. Nach Lybiien schicken wir nicht mal nen symbolischen Eurofighter. Einst ließen wir uns stolz mit den „Hunnen“ vergleichen – heute gehören wir zu der in der UNO zu vernachlässigenden Gruppe der Leisetreter, Heuchler, Ausweicheier und unsicheren Kantonisten. Wenn die USA noch immer den Weltpolizisten spielt, geben wir den Welt-Sozialarbeiter. Ich habs nicht glauben wollen, kam aber in den Nachrichten: Deutschland hat generös angeboten, „Anti-Konflikt-Teams“ nach Liibüen zu schicken. Was Gadaffi vielleicht brauchen könnte und bestimmt noch nicht kennt, ist ein von deutschen Sozialpädagogen geleiteter Anti-Aggressionskurs. Ansonsten immer bei uns zu haben: die sog. „Humanitäre Hilfe“. Schicken die Verbündeten Flugzeugträger, setzen wir ein Lazarett-Schiff von „Ärzte ohne Grenzen“ in Marsch. Aber nur, wenn wir von der Weltgemeinschaft drum gebeten werden. Ansonsten steht das THW bereit, beim Aufbau von IKEA-Zelten zu helfen, und – es ist noch Suppe da!

Wie ich höre, gab es als Reaktion auf das japanische Atom-Unglück neben einer Menschen-Kette  mit Gesang vor allem einen Ansturm auf Jod-Tabletten. Dabei ist höchstbehördlich noch gar nicht geprüft, ob deutsches Jod gegen japanisches Atom überhaupt hilft. Andere Impfungen (Vogel-, Schweinegrippe etc.) waren ja verbraucherschutzmäßig auch umstritten. Und apropos, die ersten Avantgardisten greinen schon: Was darf man denn JETZT überhaupt noch essen? Unsere Fischstäbchen werden nämlich vor Japan gefangen! Weiß BILD das schon? Und wie verstrahlt ist Sushi? Wird Sushi überhaupt artgerecht gehalten? Oder, nebenbei, der Döner? Weil, wie unsere Tierschützer bemängeln, Knut wurde nämlich nicht artgerecht gehalten. Tatenlos sahen grausame Tierquäler zu, wie er von drei alten Weibern gemobbt wurde! Auf n-tv war das übrigens nach Japan und Lüybien die drittte Top-Nachricht. Zum Glück haben wir in Deutschland einen relativ neuen Beruf geschaffen: den Notfallseelsorger. Er schließt den deutschen Kreis, der einst mit, ich glaube einem Schlager von Ralph Bendix, begann: „Ich zähle täglich meine Sorgen“. Wenn ich mich recht erinnere, wurden es täglich „immer mehr“. Ein prophetisches Liedchen, das man mal gut re-mixen könnte. Vielleicht können wir wenigstens am Welt-Sorgentag punkten.

PS: Frage an die Experten: Wie erkenne ich bloß, ob mein Haustier schon Atom hat?

 

 

 

Verliebt, verlobt, verpeinlicht: Bonner Knutschfleckchen heiratet Zonen-Urschel

5. Oktober 2009

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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Direkt nach der Konfirmation hat der kleine Guido seine Mutti geheiratet. Trauzeuge Horst „Ödipussy“ Seemeier macht, was er als Chefdiplomat aus dem Land des Lächelns gelernt hat:  gute Miene zum blöden Spiel. Mutti hätte es ja auch schlimmer treffen können. Immerhin hat der Bub ja gute Anlagen (in Liechtenstein und der Schweiz, glaub ich) und in seinem Alter schon den schwarzgelben Gürtel im Krisen-Weggrinsen. Ein Lausbub, Laumann und Blaumacher von Format wird aus dem frisch verpartnerten Sympath mal werden, comme il faut und cosi fan tutte, Kameraden! Der seit kurzem onanie-abstinent lebende Jungjurist freit keine blonde Barbie mit Atomhupen, der läßt sich von oberflächlichen Sex-Äußerlichkeiten gar nicht erst geil machen, der greift sich lieber die solide abgehangene Maultrommel aus der Uckermark ab, die Kartoffel mit dem Pokergesicht (Royal Flunsch!), von der er mit Recht erhoffen darf, daß sie ihn samstagabends, wenn regierungsfrei ist, auch mal ordentlich stramm übers Knie legt. Erwartungsfroh strahlt das Arschgesicht schon mal über alle Backen. Wie ein kaputtes, notdürftig mit Tesa geflicktes, noch mal kurz „ans Netz“ gehendes Atomkraftwerk.

Hei, das wird bestimmt dann zünftig, scheint auch der Feld- und Wiesn-Freund Seebeißer zu schmunzeln, dem man eigentlich selbst Absichten auf Mutti nachgesagt hatte, nach dem er der ollen Urschel neulich vom Oktoberfest extra ein Lebkuchenherz mitbrachte bzw. ihr vor die Füße legte, wo draufstand, also auf dem Herz, nicht den Füßen, „Angelika du bist unsere Beste“ oder so ähnlich. Aber Horst Seemann lächelt tapfer. Als Diplomat kann er ja auch schlecht zum Juniorpartner und neuen Hausfreund sagen: „Warum grinst du Blödmann denn so verschwiemelt?!“ So etwas sagt ein Brautführer aus der Hauptstadt der Bewegung nicht. Daher kann der bengelhafte Spitzbub und verliebt in seine Zukunft winkende Außen-Ministrant in spe auch nicht antworten: „Ich freu mich so auf die Kohabitationsverhandlungen! Ich schätz, ich steh ganzganz kurz vorm ersten Koitus!“ Mutti pliert dazu wie gerade selbstbefriedigt in die Kamera und deutet mit den Händen an, wie groß die Welle ist, die der Guido machen kann. Ganz schön groß, oder? Und länger als Zonen-Urschels erste Banane im freien Westen!

(Für diesen unreifen Beitrag bitte ich um Entschuldigung. Ich weiß nicht, so kenne ich mich gar nicht. Was ist mit mir los? Warum mir zu diesen Nasen bloß noch Zoten & mühsam unterdrückte Obzönitäten einfallen, ist mir schleierhaft. Ich schätz, für Politik bin ich zu hohl, unernst, albern und oberflächlich…)

Flashmob, Merkel Mobbing – Und alle so: „Yeaahh!“

20. September 2009
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Wie alles anfing. Veralberndes "Mashup" von Wahlplakaten

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Der immer öfter auf Bildern rund um den Globus auftauchende "crasher squirrel", ein Photoshop-Eichhörnchen, das jedes protzige Parade-Pic unter Garantie in Echtzeit komplett doof macht! - Übrigens, das "zomg" auf dem Mashup-Kleber bedeutet "zzzzz oh my god!"

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Ich steh auf Yes Men-Aktionen, Banksy-Statements sowieso, auf subversives Guerilla Marketing, und neuerdings auch wieder auf Flashmob, das heuer, in der Wahlkampfödnis (beyond the boredomline) die ultimative Polit-Satire liefert, die über Horst-Schlämmer („Isch kandidiere!“) und Titanic-Partei („Zukunft für alle!“) noch ins Grenzenlose hinausgeht.. Flashmob wird zur Demonstration, ohne selbst politisch zu werden – es gibt einfach nur die Entpolitisierung der Politik verstärkt zurück.

So vorgestern abend am Gänsemarkt in Hamburg. Die Porträt-Plakate hatten es braatzbunt und nutten-nichtig in die staunende Welt posaunt: „DIE KANZLERIN KOMMT“ – worunter jemand mit Edding im typishen Nerd-und Schüler-Speak-Tonfall lakonisch geschrieben hatte: „Und alle so: ‚Yeaahh!’“

Das reichte bereits. Kaum war das Foto dieses Kommentars auf den einschlägigen Blogs (nerdcore.de, spreeblick.com) veröffentlicht, vernetzte sich die Spaßguerrila und traf noch rechtzeitig in zwei, drei Hundertschaften  zum Entpolit-Endspurt-Event am Gänsemarkt ein. Jedesmal, wenn die Kanzlerin nun eine ihrer tausendmal heruntergequakten, vorgestanzten hohlen Statement-Phrasen beendet hatte, schallte ihr ein frenetisches „Yeaahh“-Gejubel entgegen, was sich dann im Zusammenwirken zwischen Solo und Chorus zu einer granaten-komischen, anarcho-neo-dadaistischen Performance entfaltete. Es war unbeschreiblich schön. Ein Rausch entfesselt hysterischer Blödheit irgendwo zwischen Goebbels-Verzückung und einem Life-Auftritt von The Prodigy: Die Kanzlerin erwies sich dabei als lediglich begrenzt reaktionsfähiger, androider Quak-Roboter, der ungerührt mit aufgesetzter, stimmtrainer-trainierter Kämpferischschkeit und immer gleicher, quakig-impertinenter Pathos-Pampigkeit die Plaste-Perlen populistischer Platzpatronen-Pumpguns ins Publikum pumpte oder pampte, und für jedes noch so hirnrissige Hohlraum-Vollrohrdummdumm-Geschoß ein seliges, zusehends fanatischeres, von Wellen konvulsischen Kicherns, Giggelns, Kreischens, Prustens, Jubelns und Trubelns begleitetes „Yeaahh!“ erntete.

Und alle so: „Yeeeaaaahh!“ Mit jedem Wechselgesang strahlte die vollkommene Sinnentleertheit der mechanisch-leerlaufenden Politik-Phrasen-Maschine im reineren, abendbesonnt goldenen Glanz eigener absoluter Bescheuertheit. 

Vielleicht muß man das gesehen – oder gar mitgemacht haben – um die bittersüße, doppelmoppel-ironischer Komik dieser Spiegelfechterei auf dem Boden hingebungsvoll zelebrierter Absurdität und Nullnummerhaftigkeit goutieren zu können. Das Schlagwort heißt: Vernichtung der Macht durch Affirmation! Vergeßt Trillerpfeifen, Sprechchöre und das! An posierende Polit-Androiden ist Politisches bloß verschwendet, Gebt ihnen tausendfach zurück, womit sie euch bis zum Überdruß einseifen. Sagt zu allem enthustisch Ja! Bzw. Jaaa! Und alle so: „Yeaah!“

 

UPDATE: Das Original-Plakat mit dem handschriftlichen „Und alle so: ‚Yeaahh!'“ wird zur Zeit bei eBay versteigert. Der Erlös kommt der Hamburger Obdachlosen-Arbeit des CaFee zu gute. Steigert mit! Dieses Poster wird Zeitgeschichte machen!

Ein kurzes Lob der Inkonsequenz

15. Juni 2009
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Konsequent inkonsequent: Echthaarperücken für die Orthodoxie

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Jehovas Liebling: Wuschelbrünett

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Please, call me Eve: Blondes Gift

ORTHODOXE ECHTHAARPERÜCKEN BOOMEN: KONSEQUENZ MELDET INSOLVENZ AN!

Jemand bemängelte, ich hätte mich mieselsüchtig über das Reisen geäußert, sei aber selber nach Wien gefahren, in die Sommerfrische. Erwischt! Touché! Nun könnte ich das zwar erklären („Es ist nicht, wie Ihr denkt! Ich kann alles erklären!“), aber das klänge ungut nach Rechtfertigung, und wir sind ja hier nicht beim Plenum der GRÜNEN oder wo. Nö, aux contraire: Ich werde gleich wieder frech und behaupte neuerlich wenig Konsensfähiges: Wenn ich eines nicht ausstehen kann, außer Geiz, dann ist  es … Konsequenz! Präziser: eigentlich gar nicht mal Konsequenz als solche, sondern ihre Erhebung zur Tugend.

Ohne Inkonsequenz wären wir längst verloren: Konsequent geht die Welt zugrunde. Konsequent ist ein Wort mit lateinischem Migrationshintergrund und heißt zu deutsch eigentlich bloß: folgerichtig. Dies wiederum meint halbwegs: in seinen Handlungen den Gesetzen bzw. Schlussregeln der Logik folgend. Und was soll nun daran gut sein? Die Welt, Freunde, das Leben, das sog. Dasein oder die Realität: Nichts davon ist logisch! Das meint vielleicht Professor Dr. Oberreiter aus Unterföhring, der uns in einem Leserbrief mitteilt, seines akademischen Wissens nach sei ja wohl A = A, es gelte doch der Satz vom Widerspruch und der vom ausgeschlossenen Dritten auch?! Ja, Pustekuchen! Mögen die Hirnwindungen eines deutschen Geisteswissenschaftlers auch rechtwinklig sein, die Quartiere und Straßen der Existenz sind es nicht! Im Leben ist A gar nicht immer gleich A, und der ausgeschlossene Dritte wartet im Schrank, bis der Ehemann wieder zur Arbeit ist!

Die Menschen sind eh nie konsequent. Da liebt einer sein Gespons, ist aber garstig zu ihm, oder ihr. Da weiß einer, das Rauchen zerrüttet das Organische, und qualmt doch wie ein Schlot, weil Gott ihm wohl gesagt hat, die Welt sei heute ausnahmsweise ein Raucherclub. Da sagt Hinz zu Kunz, er haue ihm gleich aufs Maul – tut es aber gottlob dann doch lieber nicht, und die Wirthausschlägerei ist mangels Konsequenz abgesagt.

Ich spiele hier bewußt ans Militärische an, denn Konsequenz scheint mir auf dem Gebiet von Oberbefehlshabern und Staatsgewalttätern bevorzugt zu siedeln. Hitler war konsequent, Stalin oder Mao. Mir sind Staatsmenschen letztlich lieber, die ein wenig herumeiern, wie Frau Dr. Anke Merkel oder dieser eine von der SPD, der immer guckt wie eine verschlafene Eule, wenn’s tagsüber donnert. Solche Leute sind wie Du und ich, sie schließen Fitness-Center-Verträge ab und gehen dann nicht hin, sie machen Brigitte-Diät und belohnen sich dafür mit Käsekuchen, sie lassen das Kondom mal weg, weil, wer so schöne grüne Augen besitzt, der hat doch kein Aids! Kurzum, man kennt die Regeln, findet sie auch gut, aber vor allem findet man: „Ab und zu ist auch mal was egal!“ – Und das ist zufällig die Maxime der Lebemänner, Bonvivants, ja sogar der savoir-vivre-Experten in Brüssel!

Warum soll ich denn etwas nicht doof finden dürfen, und es dann trotzdem tun? Bin ich denn etwas Besseres? Jahrzehntelang bin ich beispielsweise Exemplaren des weiblichen Geschlechts nachgelaufen, von denen ich wusste, sie sind entweder unerreichbar oder, wenn erreichbar, dann nicht gut für mich. Hörte ich deswegen etwa auf, zu hofieren, zu antichambrieren oder meinen Minnedienst abzuleisten?

„Det is aba jezze inkonsequent, Sie!“ – Ja, und? Oder: so what? Nur Menschen mit einer gewissen Inkonsequenzkompetenz kommen im chaotischen Zickzack-Kurs des täglichen Wahnsinns einigermaßen ans Ziel. „Deine Rede sei Ja, Ja und Nein, Nein“ heißt es, glaub ich, in Luthers oller Bibel, aber da steht auch, daß Reiche nicht ins Himmelreich kommen, weswegen aber kaum ein Auto-Manager, Kaufhaus-König und Immobilien-Schlawiner gleich seine Kohle für Bedürftige spendet. (Weswegen meine Rede auch zumeist „Jein“, „eventuell schon auch“ oder „das ist viel komplizierter, als du glaubst“ lautet.)

Religion und Konsequenz, das ist auch so eine verhängnisvolle Affäre.  Mir scheinen – aber bitte! Das ist nur eine ganz persönliche Ansicht, die nur bis heute abend gültig ist! – die geistig Gelenkigsten unter den Weltreligiösen noch die Juden zu sein. Jedenfalls sind sie die einzigen, deren Gott einen gewissen Humor besitzt und sich von seinen Anhängern auch schon mal ein wenig beschummeln und betuppen läßt, wenigstens wenn es stimmt, was man mir aus New York erzählt. Auch dort gilt, bei orthodoxen Juden, das Gebot, die Frauen möchten, bittschön, in der Öffentlichkeit ihr Haupthaar nicht herzeigen. Das ist nebbich auch wieder so ein doofes Gesetz, dessen Befolgung einen keinen Schritt weiter bringt. Was tun nun aber die orthodoxen Jüdinnen von New York? Tragen sie Tschador, Burka oder Türban? Verstecken sie sich unter blickdichten Schonbezügen? Keine Spur! In den entsprechenden Vierteln der Orthodoxen blühen dagegen Perückengeschäfte, in denen das zumeist von Inderinnen stammende Echthaar zu aufregenden Frisuren getrimmt wird – und DAS setzen sich die Damen auf den Kopf, denn es heißt in der Tora ja bloß: Zeige DEIN Haar nicht her in der Öffentlichkeit, auf daß kein Nächster gereizt werde, dich zu begehren!

Gesetze durch elegantes Unterlaufen derselben zugleich zu befolgen und auch wieder nicht: Das nennen wir intelligentes Verhalten. Kann sein, der liebe Hergott Jehova hat sich gedacht, er legt seinem ausgewählten Volk mal grad deswegen ein paar hundert komplett meschuggene Ge- und Verbote auf, „damits a bisserl mehr Intelligenz im Durchlavieren entwickeln. Brauchen derfen werdens des schon noch!“ Der brave Soldat Schweijk hat den Krieg ja nicht deshalb überlebt, weil er Befehlen widersprach, sondern weil er sie bis zur letzten absurden Konsequenz befolgte.

Kann aber auch sein, die Geschichte mit den Perücken, die ich aus zweiter Hand habe, stimmt gar nicht und gehört zu den urban myths, zu deren Verbreitung ich unwillentlich beitrug. Dann übernehme ich die Verantwortung und ziehe die Konsequenzen!