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Aura kaputt, aber a scheene Leich

8. Juli 2009
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"Kennen wir uns?" Pappkamerad Altenberg (links) und Bewunderer Kraska im Central

NOSTALKOHOL

 Ich weiß zuviel. Ich bin Besserwisser. Das meiste, was ich unternehme, tue ich daher wider besseres Wissen. Je mehr Wissen, desto öfter macht man Sachen, bei denen man schon vorher weiß, es kommt nichts dabei heraus. Und je älter man wiederum wird, desto häufiger verzichtet man auf Unternehmungen, die voraussichtlich zu nichts führen. Unterm Strich: frühe Alterslethargie! Denn die alte Ingenieursweisheit „use it or loose it“ stimmt ja: Beispielsweise hab ich, weil ewig nicht mehr benutzt, komplett meine Aura-Erschauerungsfähigkeit verloren. Früher erschauderte ich gern etwa auf Pariser Friedhöfen: Die Ruhestätten Stendhals, Balzacs oder Prousts mit ihrer Aura ergriffen mich, sogar das Grab von Molière auf dem Père Lachaise, obwohl er da gar nicht drinliegt, höchstwahrscheinlich, ließ heilige Schauer über meine innere Haut rieseln!

Und heute? Vorbei. Mythische Orte lösen gar nichts mehr in mir aus. Man könnte mich vor den brennenden Dornbusch stellen, aus dem einst der Herr Jehova zu Moses redete – schnöde würde ich sagen: „Meinetwegen können Sie den Brenner jetzt abstellen!“ Ich bin, scheints, zu 100% gedenkstättenresistent geworden. Gefühlskalt wie eine frigide Fregatte! Zeigte mir Papst Benedikt XVI. persönlich den Sarkophag, von dem er neuerdings glaubt, er berge die gebrochenen Knochen des Heiligen Märtyrer-Apostels Paulus, so liefe aus meinem Mund – würde unsere Begegnung denn in einem mittelalterlichen Bildwerk festgehalten – so ein Spruchband heraus, auf dem stünde: „Ach was! Was Sie nicht sagen, Heiliger Vater! Hier also liegt der Hund begraben? Wie ungemein spannend!“ – Natürlich wäre das Band mit einer goldbrokatenen Borte aus lauter Ironiezeichen umbördelt.

Diese meine schon ins Eisige spielende Abgebrühtheit, Indolenz und Unbeeindruckbarkeit macht es schwer nachvollziehbar, warum ich das Café Central besucht habe, aber Konsequenz macht das Leben ja auch langweilig und vorhersehbar. –

Das Cafe Central! Wer hat nicht davon gehört? Einst DAS Wiener Kafeehaus. Meine geheimen Helden, Peter Altenberg, Alfred Polgar, Anton Kuh, Egon Friedell und Karl Kraus pflegten hier zu verkehren, wie man so sagt, verbummelten hier ihr Leben und saugten sich ihre berühmte locker aufgeschäumte Kaffeehausliteratur aus den nikotingelben Fingern. Der Dichter und Außendienstler „im Damenverehrungsgeschäft“ Peter Altenberg gab sogar, als er ins Literaten-Lexikon (Kürschner) aufgenommen wurde, das Cafe Central als seine Adresse an!

Alfred Polgar entwickelte hier sogar seine „Theorie des Cafe Central“, die folgendermaßen beginnt: „Das Café Central ist nämlich kein Caféhaus wie andere Caféhäuser, sondern eine Weltanschauung, und zwar eine, deren innerster Inhalt es ist, die Welt nicht anzuschauen. Was sieht man schon?“ um u. a. fortzufahren: „Das Café Central liegt unterm Wienerischen Breitengrad am Meridian der Einsamkeit. Seine Bewohner sind größtenteils Leute, deren Menschenfeindschaft so heftig ist wie ihr Verlangen nach Menschen, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen.

Indes, auch das Herumlungern in Kaffeehäusern erfordert so etwas wie buddhistische Übung:  „Teilhaftig der eigentlichsten Reize dieses wunderlichen Caféhauses wird allein der, der dort nichts will als dort sein. Zwecklosigkeit heiligt den Aufenthalt. Der Gast mag vielleicht das Lokal gar nicht und mag die Menschen nicht, die es lärmend besiedeln, aber sein Nervensystem fordert gebieterisch das tägliche Quantum Centralin. Mit Gewöhnung allein ist das kaum zu erklären, auch nicht damit, daß es den Centralmenschen, wie den Mörder an den Ort der Tat, immer dorthin ziehe, wo er schon so viel Zeit totgeschlagen, ganze Jahre ausgerottet hat. Also was denn ist es? Das Fluidum! Ich kann nur sagen: das Fluidum! Es gibt Schreiber, die nirgendwo anders wie im Café Central ihr Schreibpensum zu erledigen imstande sind, nur dort, nur an den Tischen des Müßigganges, ist ihnen die Tafel der Arbeit gedeckt, nur dort, von Faulenzlüften umweht, wird ihrer Trägheit Befruchtung. Es gibt Schaffende, denen nur im Central nichts einfällt, überall anderswo weit weniger.

Alfred Polgar mußte es wissen, der er verbrachte hier Tarock-Karten spielend ein beträchtliches Quantum Lebenszeit, sodaß der „Sprechsteller“ Anton Kuh schon unkte: „…sah man ihn stundenlang so sitzen, dann war gewiß der Gedanke ununterdrückbar: ‚Herrgott, was könnte aus diesem Mann werden, wenn er hier nicht stundenlang tarockspielend säße!Diesethalben saß er und spielte.“ Daß in diesem Biotop der Eckensteher und Herumhänger eine höhere Genie-Dichte pro Quadratmeter zu verzeichnen war als in London oder Paris (immerhin gingen auch Hugo von Hoffmannsthal, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud u. a. hier ein oder aus), konnte man als Fremder nicht erkennen. Anton Kuh : „Der unbefangen Eintretende allerdings hätte mit Recht darauf geschworen, nichts als zeitunglesende und kartenspielende Spießer vor sich zu sehen.“

Die große Zeit der Bohème, der geistreichen Schnorrer, scharfzüngigen Spötter und edelfedernder Wortvirtuosen ist freilich schon im Märchenland versunken, will sagen: schon nicht mehr wahr, seit hundert Jahren vorbei. Das heutige Central residiert zwar noch immer in der Herrengasse im 1. Bezirk, aber nicht mehr im einstmals berühmten Kuppelsaal der Börse, sondern im ehemaligen Foyer einer Bank, das man im Stil toskanischer Neo-Renaissance aufgehübscht und marmoriert hat. Bohème gibt’s nicht mehr (es sei denn, die Genies tarnen sich als Touristen und „zeitungslesende Spießer“), und Peter Altenberg, der berüchtigte Schnorrer, hätte seinen Wohnsitz wohl kaum in einem Café genommen, in dem ein kleiner Schwarzer 3,70 Euro kostet.

Freilich: der Kuchen hier ist noch immer köstlich, die Kellner sind auch in der heurigen Generation von vollendeter Wiener Höflichkeit, und mit ein bißchen Einbildungskraft mag man sich in eine Zeit zurückträumen, als Kaiser Franz Josef noch gütigst das Reich zu regieren geruhte, die beiden Weltkriege noch nicht geführt waren und die größte Aufregung ein falsch gesetztes Komma im Leitartikel auslöste, über das Karl Kraus und Anton Kuh in Streit gerieten.

Das Cafe Central weiß natürlich, was es seinen Literaten schuldet und hat zumindest Peter Altenberg ein Denkmal gesetzt in Form einer lebensgroßen Pappmachée-Figur desselben, die am Eingang sitzt und sich, ohne eine Miene zu verziehen, von den Jebildeten unter den Touristen fotographieren läßt. Das Café Central der Jahrhundertwende ist lange tot – aber es is a scheene Leich!

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Meine Idole (1): Peter Altenberg

10. Juni 2009
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Dandy, Exzentriker, Frauenverehrer, Prosa-Poet, Kaffeehaus-Trinker, Schnorrer und sensibler Menschenfreund: Peter Altenberg (i. e. Richard Engländer), 1859 - 1919

DER PROSA-BRÜHWÜRFEL-PRODUZENT

Ich bin gar nicht so! Immer muß ich gar nicht schimpfen, maulen, nörgeln und verächteln. Mein empfindsam schlagendes Herz ist zu reiner, warmer, wangenroter, ja rückhaltloser Verehrung und Bewunderung durchaus fähig, und das jetzt keineswegs nur gegenüber jungen, hübschen Fräulein mit Charme, Scharfsinn und sex appeal, sondern auch Männern gegenüber, zumeist, wie man früher sagte, Männern der Feder oder des geschliffenen Wortes, Literaten, Poeten, Schreibdenkern und Kaffehaustrinkern, Menschenwissenschaftlern und Lebensdurchforstern der Extra-Klasse. Leider sind meine von ferne sehnsüchtigschüchtern verehrten Vorbilder fast allesamt verstorben; die paar Lebenden „verehre“ ich auch nicht explizit, das schiene mir ungehörig nach Fan-Club zu riechen, deswegen finde ich Max Goldt, Wiglaf Droste, Ror Wolf, Eckard Henscheid oder Harry Rowohlt nur so ganz nebenbei und cool … „ganz gut“.

Unter den Lebenden verehre ich einzig den Herrn Eugen Egner, den postsurrealistisch-neo-dadaistischen Verrücktheiten-Ausdenker und Aberwitz-Zeichner, der aber auch schon so dermaßen ein Rad ab hat, daß ich ihn, den Wildfremden, auf der Straße gern weinend umarmen würde, auf eine Weise, wie es der geistig gerade zusammenbrechende Philosoph Friedrich Nietzsche in Turin mit dem geprügelten Droschkengaul gemacht hat; vor einer solchen Kurzschlusshandlung bewahrt mich lediglich, daß ich gar nicht weiß, wie Eugen Egner, der hochmögende Autor des „Tagebuchs eines Trinkers“ eigentlich aussieht, so daß auf der Straße  e r  schon  m i c h  umarmen müßte, sonst kämen wir wohl nicht zusammen. Ich verehre aber eh gern unaufdringlich, von weitem, und Herr Egner wird somit von meiner Bewunderung vermutlich nie etwas erfahren. Wir führen eine Fernbeziehung, unbekannterweise.

Mit dem großen Eckard Henscheid traf ich einst einmal zusammen, vor Jahren, bei einer Lesung in Düsseldorf, es geriet dieses Rencontre, das historisch hätte werden können und Gegenstand heroisierender literaturhistorischer Ölgemälde, aber leider zum  Fiasko, zu meinem persönlichen Waterloo, zur Begegnung eines Geistesfürsten mit einem kompletten Idioten, wobei ich die dankbare Rolle des letzteren übernahm. Der fulminante Polemiker und Kritiker, der im Herzen ein Idylliker geblieben ist und persönlich ein ungemein leiser, fast scheuer, bescheidener Mensch, sah mir huldvoll entgegen, als ich ihn in der Pause ansprach. ’Tschuldigung, Herr Henscheid“, brachte ich noch hervor, dann riß mich meine Schüchternheit und Peinlichkeitsfurcht bereits ins Schwarze Loch einer instantanen Ad-hoc-Entgeisterung und gnadenlose Sofortverblödung;  anstatt mein Herz dem Genius auszuschütten und ihm lebenslange Schülertreue bzw. Gefolgschaft zu offerieren, hörte ich fassungslos mich selbst flöten: „…man hört, Sie schrüben an einem Opernbuche? Wann wird uns denn jenes zuteil werden?“ Dann ertrank ich auch bereits im Verlegenheitsschwitzwasser, das um mich herum eine Pfützte gebildet hatte.

Seither habe ich außer dem Nobelpreisträger Imre Kertesz, aber das ist eine andere Geschichte, keinen Schriftsteller mehr angesprochen und bleibe vorsichtshalber abstandhaltender Fernbewunderer.

Die Toten aber, denen liege ich ohne weiteres zu Füßen: Heinrich Heine, Peter Altenberg, Alfred Polgar, Egon Friedell, Kurt Tucholsky, Karl Kraus, Anton Kuh, Franz Kafka, Robert Walser! Stört es Euch, daß dies alles – bis auf das Schweizer „Hirtenbüebli“ Walser-Robert – jüdische Autoren waren? Mich nicht; mich läßt es nur über die eigentümliche Verteilung von Intelligenz und Talent nachdenken.

Den Wiener Peter Altenberg bewunderte ich zunächst ganz außerliterarisch; meines Wissens war er der erste, aber wohl einzige, damit also zugleich letzte Mann, dem es, nach abgebrochenen Studien der Rechte und der Medizin, gelingen sollte, sich ärztlicherseits offiziell attestieren zu lassen, er sei zu nervös und sensibel, um einen Beruf auszuüben! Wie gut ich das verstehe! (Ich entkam der für Hypersentive unzumutbaren Tortur des Berufslebens am Ende dadurch, daß ich Philosoph wurde, die einzige Profession, die man nun wirklich nicht als Beruf bezeichnen kann…) Auf der Basis unserer Seelenverwandtschaft las ich seine Prosa-Skizzen, die nicht ohne vertrackte Subtilität bzw. Skurrilität sind. Der Autor selbst verglich seine im Kaffeehaus (oder daheim im Bett) gekriztelten Prosa-Bröckchen mit Justus von Liebigs aus Rindfleisch-Extrakt hergestellten Brühwürfeln – erst der Zusatz von neun Teilen verwässernder Leserkraft etwa verwandele seinen Text in eine genießbare Kraftbrühe. Altenberg war ein Lakoniker. Sein Matura-Aufsatz mit dem Titel „Der Einfluß der Neuen Welt (Amerika) auf die alte“ soll – freilich nach eigener Aussage – nur aus dem Wort „Kartoffeln“ bestanden haben. Jedenfalls fiel er durch und mußte die Maturaprüfung anderswo nachholen.

Lebensmittelpunkt Altenbergs wurde das Wiener Café Central. Es hieß in Wien, wenn Altenberg einmal nicht in diesem Kaffeehaus sitze, so sei er gewiß unterwegs dahin. Er sitzt noch heute dort, zwar aus Pappmachée, aber immerhin.

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Noch immer am Stammplatz: Peter Altenberg (Verehrer der sog. Damen-Grazie)

Peter Altenberg, der eigentlich Peter Engländer hieß, dieselben aber aus modischen (!) Gründen verachtete, war zweifellos ein Exzentriker. Er hatte eine einzige große Liebe: Alle schönen Mädchen und Frauen. „Mein Leben war der unerhörten Begeisterung für Gottes Kunstwerk »Frauenleib« gewidmet! Mein armseliges Zimmerchen ist fast austapeziert mit Akt-Studien von vollendeter Form. Alle befinden sich in eichenen Rahmen, mit Unterschriften. Über einer Fünfzehnjährigen steht geschrieben: »Beauté est vertue«. Schönheit ist Tugend. Unter einer anderen: »Es gibt nur eine Unanständigkeit des Nackten – – – das Nackte unanständig zu finden!…Wenn P. A. erwacht, fällt sein Blick auf die heilige Pracht und er nimmt die Not und Bedrängnis des Daseins ergeben hin, da er zwei Augen mitbekommen hat, die heiligste Schönheit der Welt in sich hineinzutrinken!“

Altenberg trank allerdings nicht nur Schönheit, sondern auch Likör, und zwar, nachdem er es erst mit verschiedenen Diäten versucht hatte, bis zu zehn Flascherln am Tag. Es soll ihn die Gesundheit gekostet haben, auch wohl einen Teil seines rechtwinkligen Bürgerverstandes; vom krausen, poetischen Literatenverstand behielt er  aber genug. Seelenverwandt fühle ich mich auch wegen seiner Selbstbiographie, in der es heißt:

 Mädchen habe ich von meinem frühesten Kindheitsalter unter bitteren Tränen verehrt wegen nichts. (…) Mit 23 Jahren liebte ich ein wunderbares 13jähriges Mädchen abgöttisch, durchweinte meine Nächte, verlobte mich mit ihr, wurde Buchhändler in Stuttgart, um rasch Geld zu verdienen und für sie sorgen zu können später. Aber es wurde nichts aus alledem. Nie wurde etwas aus meinen Träumen.

Ich habe nie irgend etwas anderes im Leben für wertvoll gehalten als die Frauenschönheit, die Damen-Grazie, dieses süße, kindliche. Und ich betrachte Jedermann als einen schmählich um das Leben Betrogenen, der einer anderen Sache hienieden irgendeinen Wert beiläge!

Seine Prosa-Skizzen-Schreiberei begriff Altenberg denn auch, mittelbar oder direkt, als eine Art Minnedienst und gelebte Frauenverehrung:

Meinen kleinen Sachen, die ich schreibe, lege ich nur den Wert bei, den Mann, welchen seine tausend Pflichten erschöpfen und aushöhlen, ein bißchen aufzuklären über dieses leibliche, zarte und mysteriöse Geschöpf an seiner Seite. Hineingefressen in die Pflichten des unerbittlichen Tages, darf er es sich nicht erlauben, die Frau als ein seltsames und unerforschliches Wesen an und für sich zu betrachten, sondern als einfache Genossin in seinen Schwierigkeiten! Ihre Welt in ihr ist ihm teuer und verständlich, insofern er Segnungen davon empfängt. Das andere bleibe den Dichtern überlassen! So nehmen denn diese dem Leben ein wenig Entrückten immer und immer wieder ihre Leier und verherrlichen weinend jene Adeligsten, von welchen die anderen die brutaleren Vorteile ziehen! Ich selbst habe nur Leid erfahren an diesen Herrlichen, für welche ich mein verlorenes und unnötiges Dasein hingebracht habe. Dennoch glaube ich ein wenig mitgewirkt zu haben, daß ein Hauch von griechischem Schönheits-Kultus in die vom Leben bedrängten Jünglinge komme! Aber auch das mag nur eine Utopie sein.

Arm und verlassen lebe ich nun dahin, den Blick noch immer gerichtet auf eine edle Frauenhand, einen adeligen Schritt, ein mildes weltentrücktes Antlitz. Amen“ – – 

Das mit der Armut und der Verlassenheit muß man nicht unbedingt wörtlich nehmen. Der berüchtigte Schnorrer und Zechpreller hinterließ, zum nicht geringen Missmut der ewig für seine Zeche einspringenden Kaffeehaus-Freunde, bei seinem Tod ein Vermögen von über 100.000 Kronen – daß er dem Wiener Kinderschutzbund vermachte. Und Freunde folgten seinem Sarg zum Ehrenbegräbnis auf dem Zentralfriedhof viele, berühmte und namhafte, Arthur Schnitzler, Karl Kraus, Egon Friedell, Polgar, kurzum die ganze Wiener Kaffeehaus-Intelligentsia.

Ich bemühe mich, da ich ihm nie etwas leihen konnte, wenigstens, von ihm das Schreiben zu lernen; seine Methode beschrieb er in einem Brief an Schnitzler so:

„Wie schreibe ich denn?!

Ganz frei, ganz ohne Bedenken. Nie weiß ich mein Thema vorher, nie denke ich nach. Ich nehme Papier und schreibe. Sogar den Titel schreibe ich so hin und hoffe, es wird sich schon etwas machen, was mit dem Titel im Zusammenhang steht. Man muss sich auf sich verlassen, sich nicht Gewalt antun, sich entsetzlich frei ausleben lassen, hinfliegen –. Was dabei herauskommt, ist sicher das, was wirklich und tief in mir war. Kommt nichts heraus, so war eben nichts wirklich und tief darin und das macht dann auch nichts.“

Peter Altenberg, der wunderbare Exzentriker, Frauenschönheitsverehrer, Lebensbeobachter und Poet, wurde vor einhundertfünzig Jahren, 1859, geboren und starb 60 Jahre später, im Januar 1919. Seine Werke sind im Buchhandel noch erhältlich, und für Literaturfreunde, die Autoren mögen, die oft verschroben schroben, noch immer frisch, preis- und lesenswert!