Posted tagged ‘Deutschland vor der Wahl’

Heute in der Kanzleramtskantine: Blitzauflauf

24. September 2009

Gestern late-night-comedy mit YouTube, und ich so: multitasking-mäßig voll überfordert! Gleichzeitig irre kichern, Kopf schütteln, flache Hand vor die Stirn schlagen, Haare raufen, lachen, weinen, spotten und schimpfen – das gibt Salat! Aber den reiche ich dann meinen überraschend eintrudelnden Gästen zum Blitzauflauf. So übersetzen nämlich Tom Buhrow und seine sechs Mitzwerge hinter den ARD-Bergen bei den „Tagesthemen“ den Begriff Flashmob.

Wenn schon Frank-Werner Steinbeißer wirkt wie der Merkel ihr verschwiegerter Schwippschwager, dann muß ARD-Ankermännchen Tom Buhrow ihre illegitime Schwousine verschärften Grades sein. Diese backpfeifengesichtige Strunzdummheit frisch gestärkt und kess über die Stirn gebügelt, das verdruckst mopsige, debile Dreistigkeitsgrinsen halbschief in die Backen gedübelt, von Maskenbildner und life-Photoshoppern dann doppelfett übertuscht und blank gespachtelt, strahlen jedenfalls beide Kartoffelnmasken exakt die gleiche blickdicht verrammelte, unbelehrte und unbelehrbare, kackfrech auftrumpfende Ignoranz und Imbezilität in die Kamera, von der sie allen Ernstes wohl glauben, es käme bei volxnahen Kreisen so als „Souveränität“ und „Gelassenheit“ rüber. Oh my god.

Die „Kanzlerin“, für die ich früher irgendwann mal sogar für Sekunden so etwas wie eine flüchtige Sympathie empfand, heißt eigentlich Angela Igel: Weil, genau, sie ist immer schon da. Sie hat ersichtlich nicht den geringsten Schimmer, wie das nun wieder alles da zusammen hängt mit diesem Flashmopps und den Spaßpiraten (Frank-Wolfgang Steinhäger sagt immer „Internetz“ dazu), aber sicherheitshalber steht sie schon mal über den Dingen. Säuerlich süffel-süffisant lippenspitzig flötet sie „moine Froinde aus dem Internet“ an, obwohl sie ja da nun noch nie war und zu Menschen unter fünfzig nur Kontakt hat, wenn sie beim Bad in der Masse dargereichte Kinder (ganz junge Union) knutscht, aber die smarte Hausfrau aus der Uckermark weiß schon mal, daß „die jungen Leute aus dem Internet“ mal besser „was fürs Leben lernen“ sollten, und zwar, man glaubt es nicht, indem sie Merkels Slow-Brain-Slogans „besser mal zuhören“ tun. Oha, ja. Götter! Helft mit Blitzen! Man schaue der „Kanzlerin“ im Video, diesen Quaak den Wuppertalern um die Ohren pampend, mal ins Gesicht: Die wie endgültig erloschen plierenden Augen, die mühsam gegen die Schwerkraft kämpfenden schlaffen Hänge-Wangen, die Klappmundwinkel, die bei solchen humorig-überlegenen Sprüchen in die Lächelpose gezurrt werden, für Sekunden (Flashsmile!) – MeineDaamunnherrn: Ihre Unsäglichkeit, Majestät Kretineska I. bittet das Volk zum Blitzauflauf. Eine Produktion der Murksburger Puppenkiste.

Ums mal im O-Ton zu bringen: Wir dürfen „fürs Leben“ etwa folgende Weisheitsperle auf die Zunge legen und „lernen“: „Wachstum schaffen! Weil Wachstum Arbeit schafft!“ In Wuppertal skandiert der Flashmob dazu begeistert „Wachstum! Wachstum! Wachstum!“ und klatscht dazu in die Hände wie eine lustvoll beseligte Gruppe durch Down-Syndrom herausgeforderter Ausflügler auf Exkursion im Narrenmuseum. Jedenfalls ICH wenigstens fühlte mich genauso. Am liebsten tät ich nämlich auch mit, wär doch als Abschluß des Wahlkampfes super: Wir fassen uns alle an den klebrigen Patschehändchen, ja, auch da hinten der unselige Pummel da im spacken, froschgrünen Blazer („Aach? DAS ist „die Kannzelerin“?), und dann tanzen wir um ein kleines goldenes Kälbchen immer im Kreis herum und rufen diesem ermutigend zu: „Wachstum! Wachstum!“

Am Samstag, in Berlin, der Hauptstadt der Bewegung, wär noch Gelegenheit. Die CDU zelebriert ihren cerebralartistischen Wahlkampfklimax dort. Die Kanzlerin kommt auch. Kommt schon wieder. Und alle so: „Yeaahh!“? Doch, ich glaub schon. Auf das Internetz ist Verlaß. Da lernen junge Leute fürs Leben.

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