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Wer saugt uns Fett ab (Arme haben)

22. Juni 2011

Hat ihr Fett weg: Frau Mustermann

Eigentlich bin ich ein zierlich-zimperlicher, mädchenhafter Knabe, ein Typ mit der Anmut, Beweglichkeit und Eleganz eines schmächtigen Matadors. Bevor jemand laut zu lachen beginnt:  Natürlich nur innerlich! Faktisch und „tragischerweise“ stecke ich im falschen Körper, denn äußerlich bin ich in einem Grizzly-Körper gefangen, mit einem, nein, leider nicht Waschbrett-, sondern Waschbär-Bauch (dem Embonpoint eines außergewöhnlich gut genährten Waschbärs!) und dem Stiernacken einen deutschen Metzgers begnadet, breit, schwer und Ü100-Kilogigantisch,  und ich bewege mich mit der Dezenz einer überladenen Dampfwalze. Der einzige Sport, außer Schach, für den ich die richtige Figur hätte, wäre Sumo-Ringen. Ein mäßig tapferes Schneiderlein im Körper eines Menschen fressenden Riesen! Meine Stirn ist zwar noch glatt und sorgenfaltenfrei wie die eines glücklichen Idioten, aber wenn ich Fotos von mir zu Gesicht bekomme, sehe ich, wie das Gewicht der Existenz sich an meine Mundwinkel gehängt hat und meine ungeweinten Tränen über den Weltlauf sich in Säcken gesammelt haben, die mir dass Aussehen eines schwermütigen Walrosses verleihen.

Jedenfalls entgehe ich der Schmach nicht, im Dasein zu viel Platz einzunehmen. Ich bin der klassische Kandidat dafür, „etwas an mir machen zu lassen“. Wie mir „die Medien“, und nicht nur die privaten, derzeit unentwegt ins Ohr trompeten und ins Auge tröpfeln, gilt es schon als bedenklich Schluffi-haft und hart am Rand der Verwahrlosung, wenn man „nichts an sich machen lässt“. Fettabsaugung, Lider-Korrektur, botoxikologische Unterfütterung, Haartransplantation, Abnäher hier und da. Staunend verfolgte ich Interviews, in denen Menschen verschiedenen Geschlechts stolz berichteten, sie wollten nun endlich mal „etwas für sich tun“ und „legten sich dafür unters Messer“. Im Schnitt (ha!), schien mir, lassen Männer meistens etwas weg machen, Frauen hingegen etwas hinzufügen.

Möglicherweise unterschätzen diese Menschen einfach die Kraft der Suggestion? Gerade las ich – zugegeben nicht ohne klammheimliche Bewunderung, in gewisser Weise – von einem überführten Sexualverbrecher, der sich von „hunderten“, und, wie es heißt, „besonders hoch intelligenten“ Frauen sexuelle Gefälligkeiten erschlichen bzw. ergaunert haben soll, indem er vorgab, „keine Arme zu haben“.  Also, ich glaube, ich könnte das nicht! Wie geht denn so etwas? Das erfordert doch nicht nur enorme Chuzpe, sondern schier übermenschliche Disziplin, oder? Ich hätte die nicht. Dabei würde es mir schon reichen, zehn mittel-intelligenten Frauen suggerieren zu können, keinen Bauch zu besitzen…

Verblüffenderweise erinnert dieser Vorgang an die Weisheit altrömischer Stoiker, welche die Maxime „Haben, als hätte man nicht“ propagierten. Also beispielsweise, man hat Kohle ohne Ende, verhält sich aber, als krebste man knapp unter dem Existenzminimum herum. Diese eingebildete Armut kann man sich selber, aber auch anderen suggerieren. In dieser Hinsicht sind wir alle wie die „Hunderte hoch intelligenter Frauen“ – wir lassen uns den ungeheuerlichsten Quatsch vorzaubern und machen auch noch mit.  In meiner Heimatstadt, die demnächst den Jahrestag der Loveparade feiert, schauen wir zum Beispiel seit Jahren ohnmächtig zu, wie die letzten freien Kultureinrichtungen kaputt gespart werden, weil ja kein Geld da ist. Dabei betragen Kulturausgaben nur 3% (!) des Haushalts, und Duisburg hat noch nicht mal Rüstungskosten! Wir müssen halt sparen, allerdings nicht etwa, weil wir keine, sondern weil wir zu viele Arme haben.

Ich bitte herzlich, dies nicht als politisches oder ökonomisches Statement zu werten, wenn ich naiverweise noch immer über die Hunderte von Milliarden  staune, die gegenwärtig in der „Euro-Krise“ verbrannt werden. Natürlich hat das eine mit dem anderen nichts zu tun, ich weiß. Es wird ja auch bloß Geld ausgegeben, das wir gar nicht haben. Damit kenne ich mich eigentlich aus, denn ich gehöre wie Griechenland den Banken und lebe von Geld, das ich nicht besitze. Mein Kulturetat ist allerdings höher – schon, weil ich nichts an mir machen lasse… 

 

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Wiener G’schichtn: Adabei

18. Juni 2009
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Nicht Jet-Set, sondern Postkutschenzeit: Der Hirschkäfer

Eine Überdosis historisches Wien kann nostalgisch stimmen. Auf der Terrasse, abends, nach einem langen Tag in der Josefstadt, verfolgt die Gattin sinnend den schwerfällig brummelnden Heimflug eines Hirschkäfers und murmelte, nach ausgiebiger Kontemplation, leis und schwärmerisch traumverloren: „Das ist auch so ein liebes Tierchen noch aus dem 19. Jahrhundert … Ich mein, halt so Postkutschenzeit…“

 Als Evolutionstheorie ist das zwar ungewöhnlich, aber plausibel und ausbaufähig. Lebten wir früher, zur Zeit des Urgroßvaters, gemütlich unter urigen Unken, Lurchen, molligen Mollusken, Schopfschnepfen und schnuckeligen Napf-Schneckchen, so stöhnen wir heut in der Ära der Eintagsfliegen, Schnell-Schnaken und Spinnmilben, gefangen im Zeitalter nichtsnutziger Parasiten, blutsaugerischer Mast-Egel und unterwürfiger Tausendküßler. Die biogeographischen Großräume München und Wien veröden unter dem Befall mit schmierigen Adabeis, einer Laus-Plage auf Schleimpilzbasis, einer Society-Krankheit, die durch angedeutete Wangenküsse („Bussi-Bussi, Gä’Frau!“) übertragen wird.

 Die männliche Form des Adabei (österreichisch für „auch dabei“) demonstriert zumeist, durch schwarzbraune Hautfarbe, daß es außer Golfen und Segeln nichts mehr „zum Tun“ gibt; sie trägt, vor allem während der ganzjährigen Balz, an der Bauchseite und den Bizeps Muskelattrappen zur Schau und bewegt sich in nach oben hin weit offenen Automobilen („Cabrios“) fort; wo die Verkehrsverhältnisse besser ausgebaut sind, benutzt er auch gern schwarze, tonnenschwere, allradgetriebene Geländewagen („SUVs“) der Firmen Daimler, Porsche oder VW. Der männliche Adabei war meistens früher mal irgendwas (Schlagersänger, Zuhälter, Defraudant oder Casino-Betreiber), wovon er dann lebenslang zehrt. Apropos zehren: Die Nahrung des Adabei besteht a) aus der klebrigsüßen Aufmerksamkeitssülze des Boulevardjournalismus, b) aus „Hasen“ (auch: „Spatzl“, „Baby“ oder „Hascherl“, manchmal evtl.: „Flitscherl“). Ohne Nachschub an frischen oder wenigstens frisch ausgestopften „Hasen“ muß der Adabei verhungern oder implodieren, weil sein Mikroorgan („Penis“) mit Denken evolutionär überfordert ist.

 Die weibliche Begleitform des Adabei bildet die sog. „Kunstszene“, die so heißt, weil am „Hasen“ meist alles mehr oder minder künstlich ist: Frisurblondierung, libido-stimulierendes Möpse-Volumen, Bräunung der sog. Lederhaut, Zähne-Blecken an Lipgloss-Botox-Schwellkörperlippen („schneeweiß & rosenrot“), Fingernägel („Acrylkrallen ‚LasVegas’“), girrendes, gurrendes Lachen – alles künstlich! Selbst das Hirn des weiblichen Adabei besteht oft nur aus einem Eierlöffelchen Kunsthonig. Der Rest ist Parfum und Herzenskälte. Das Weibchen ist zuständig für die Abteilungen Optik (Deko) und Sexualität. Die Sexualität der Adabeis erfolgt durch gemeinsames Cabrio-Fahren und angedeutete Wangenküsse („Bussi-Bussi!“).

 Die Wiener „Kronenzeitung“, ein Boudevardblatt jener Klasse, die man bereits zögert, auch nur als Tissue de toilette zu verwenden, hat eine Rubrik: „Adabei“. In ihr berichten gel-haarige, goldkettchentragende Sonnenbankiers und Press-Zuhälter über ihresgleichen und deren „Hasen“. Eine kotzbare Lektüre für Geschmeißfliegen und Freunde süßlich-fauliger Geschmacksverwesung! („Ja schloag net so aan Wöin! Woas kost scho so aan Gschmaack! Aan Gschmack zahl i dir aus der Portokassn!“)

Wer sich das mal kostenlos anschauen will, stellt sich an den Schaukasten vom Bistro-Pub „Nikodemus“, direkt vis à vis von der Kirchn am Hauptplatz der Metropole Purkersdorf. Das Schaukasterl dokumentiert die Adabei-Party zum 19-jährigen (ha! „Hasen“!) Bestehen des „Nikodemus“, und zeigt „Szene-Wirt Niki“ im Kreise seiner prominenten Adabei-Freunde, unter denen freilich jetzt mir nur einer bekannt war: der im Wienerwald anscheinend weltberühmte ältliche Rockschlager-Öler „Andy Lee Lang“. Berühmt ist er, weil er letzte Woche in Purkersdorf als Vorgruppe von Peter Kraus gespielt hat.

Laut div. Tourismus-Flyer ist das „Nikodemus“ eine „SzeneKneipe“. Wer jetzt gleich seinen Vorurteilen die Sporen gibt und sagt: „Na, zu DER Szene möchte ich aber nicht gehören, dieser démi monde des Kreditkarten-Adels und dero blondierter Silikon-Flittchen!“, der äußerst sich evtl voreilig. Außerhalb des nordwestdeutschen Sprachraumes, z. B. in München und Wien, bedeutet „Szene-Kneipe“ etwas abweichendes: Es handelt sich um ein Etablissement, wo sich der Adabei und seine Hasen gern mal eine Szene machen. Hier wird die Teilung des Pelzmantels („Nobelzobel“) und das Sorgerecht für die Silikon-Möpse ausgehandelt, hier lächelt man vielzähnig („Hai! Spatzl! Buss-Bussi!“), während die Trennung von Fisch und Fahrrad beschlossen wird, hier klimpern goldene Armreifen und maskara-schwere Traumwimpern („Oréal! Jetzt mit bis zu 25% mehr Ausdruck!“), hier werden hochwertige Plastik-Chips mit astronomischen Gefühssimulationen über die Spieltische geschoben; in den V-Ausschnitt-Vitrinen an den Nebentischen wölbt und wogt Doppelmopsfleisch in Übergrößen, man gibt sich entfesselt, spontan und sorgenfrei, kurz: hier wär man gern „Adabei“.

Na und? Kein Problem! Kann man! Das „Nikodemus“ hat einen gemütlichen kleinen Schankgarten, es gibt kleine leckere Gerichte, sorgfältig gemachte, recht delikate Salate und guten Wein aus der Region, auch noch zu vernünftigen Preisen. Die abschließende Käse-Platte enthielt zwar keine Überraschungen, kam aber frisch, schmackhaft und ansprechend daher und wurde mit lediglich 5,50 € berechnet. Hätte man DAS gedacht? Nun, nur, wenn man Vorurteile hegt. Essen, Trinken, ethnologische Studien betreiben – diese drei Dinge kann man hier durchaus tun und adabei sein. Wenn man Glück hat und fremdelt, bekommt man vom Wirt keine Wangenküsse, sondern nur ein devot händereibendes, ganz leicht schmieriges „Geht es Ihnen gut? Werden Sie gut betreut? Ist alles nach Ihren Wünschen?“ zugedienert.

 Apropos Wein: Immer wieder rege ich mich über die Unsitte auf, zu normalpreisigem Essen völlig überteuerte Durchschnittsweine zu kredenzen. So etwas tut man im „Nikodemus“ nicht! Hier kommt man bizarrerweise durch die Brotpreise auf seine Kosten. Während man so schaut, staunt und die Auslagen (s.o.) beglotzt, knuspert man gedankenlos an den dargereichten Brötchen und Laugensrangen – man will ja nicht immer offenen Mauls glotzen! Ich glaube, erstmals im Leben war bei mir am Ende des Abends die Brotrechnung höher als die Getränkekosten. Trotzdem geh ich da noch mal hin. Wir, die Gattin und ich, haben nämlich gewettet, wie oft wir kommen müssen, bevor sie die ersten Wangenküsse einstreicht. – Die Kotzen übernimmt natürlich der Gentleman! Also, Bussi-bussi, gööh, babá und ciao, Euer Kraska (Adabei)

Zwischen den Tagen: Alles über Frauen…

17. März 2009

…ZWISCHEN FRAUEN- UND MUTTERTAG

„Alles Nutten außer Mutti!“ – diese nur allzu griffige Formel frühzeitlicher Problem-Schnarchbären und Muttersöhnchen spiegelt ein total verqueres, durch Gewalt-Internet und masturbatorischen Computerporno („Ego-Shooter“!) künstlich zementiertes Frauenbild, das wir heute strikt anprangern und aufs Schärfste zurückweisen! Der „neue Mann“, ein stahlhartes, wald-, wiesen-und wüstenerprobtes Abenteurerweichei mit postmodernen Ecken und abgerundeten Kanten, fluffigen Breitschultern zum Anlehnen und Sixpacks, wo sie hingehören (Eisschrank), ein prickelnd bi-erotischer, geistvoll-muskulöser Kuschelkumpelkerl („beste Freundin“), der zuhören und ohne weiteres mit „ihr“ Pferde stehlen kann, aber auch unter Holzfällern, Bohrinselarbeitern und viril verschwitzten HeavyMetal-Schlagzeugern eine gute Figur abgibt, der „neue Mann“ also spricht, sei es in zittrigem Counter-Tenor sei es mit männlich-sahnigem Bariton: „Mutti, ich gehe! Ich ziehe aus!“ –  „Sohn…“, antwortet es mit der typisch wehleidigen, extrem schuldbewußtseinseinflößenden Leidensstimme der unausweichlichen Mutter, „…hast du etwa eine andere? Ist eine bedeutend Jüngere im Spiel, sodaß ich dir eventuell nicht mehr gut genug vorkomme?“  Wie immer hört Mutti nicht zu, wenn man ihr antwortet: Sie springt aus dem Fenster, denn nach 38-jähriger Mutterschaft hat ihr Leben nun keinen Sinn mehr. Männlicher Feminismus ist ohne Opfer nicht zu haben: Nur wer die Mutter „zu Tode enttäuscht“, kann den Vater des inneren Kindes in sich befreien! 

Draußen in der Welt kann er sich nun, ohne daß Mama ewig dazwischenfunkt, eine fremde Frau zur Gründung einer echt erwachsenen, partnerschaftlichen Beziehung suchen, einer Beziehung auf Augenhöhe, die auf Respekt, gegenseitigem Vertrauen und männlicher Verantwortungsübernahmebereitschaft beruht! Humor, Zärtlichkeit und gemeinsame Naturerlebnisse sollen aber auch nicht zu kurz kommen! Auch die „moderne, postfeministische Frau“ befindet sich nämlich im Aufbruch und ist jederzeit bereit, verknöcherte Patriarchatsstrukturen aufzubrechen, nicht trotz, sondern trotzig wegen ihrer „Tage“! Erst vor 12 Tagen war z. B. Internationaler Frauentag, und in knapp zwei Mondinnen ist Muttertag! Vorletzten Donnerstag aber herrschte noch frühes Mittelalter! Die Damenoberkleidung stöhnte unter dem Diktat männlicher Phantasielosigkeit,

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Miese Mode, ungenaues Frauenbild

und mit dem kleinen Geheimnis der Frau, dem süßen „Darunter„, sah es kaum nennenswert besser aus. Tristes Einerlei, Vermummungsgebot, vergebliche Suche nach Kleidsamem zum kleinen Preis. Unter der Burka herrscht tote Hose, „sexy„, gar sinnlich-sündig ist hier Fehlanzeige, statt O-làLà-Croissant nur alltägliches Graubrot in kalten Farben und Formen, die überall kneifen und außerdem einen dicken Hintern machen!

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Patriarchalische Phantasielosigkeit!

Der Verhüllungswahn führte im Handumdrehn zu grotesker Orientierungslosigkeit unter den Männern: Die jüngere Generation hatte keinen Schimmer mehr, wie Frauen überhaupt aussahen! Flirt- und Tanzschulen wurden von den Moral-Taliban geschlossen, beliebte Volksfeste („Damenwahl im Ball der einsamen Herzen“) verboten, aufklärerische Literatur (Alt-Ayatollah Allahhand: „Frauen – Eine Gebrauchsanweisung für den Müslimmann“) verschwanden unter dem Ladentisch. Das notgeile männliche Jungvolk verzweifelte schier: Wozu noch mal bloß gab es Frauen? In der Not schlug Haut-Couture-Ayatollah Andy Warhola vor, die Burkas außen mit dem Bild eines nackten Weibes zu bedrucken, um hierdurch neue Anreize zu schaffen – doch die Tage des Verhüllungsdiktats waren bereits gezählt.

Die Frauenemanzipation nahm ihren Lauf: Das weibliche Geschlecht bewies mit links, daß es intellektuell locker mit den „Herren der Schöpfung“ mithalten kann. Schon bald tauchten  die ersten Frauen auf, die zwar noch mit dem Möbelkatalog in die Gemäldeausstellung gingen, aber bereits imstande waren, sich selber auf gemalten Bildern wiederzuerkennen, eine Fähigkeit, die bis dato ausschließlich höheren Primaten vorbehalten ist: 

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Bilder einer Ausstellung: Frauen schauen dich an!


 

 

 

 

 

 

 

 

Junge Frauen lernten nun endlich, welche Vorteile es bringt, das Kleid vor dem Dampfbügeln auszuziehen – was für eine Befreiung des vom männlichen Blick und dem heißen Bügeleisen malträtierten Körpers! Sinn und Sinnlichkeit brachen heraus, Stolz und Vorurteil blieben lächelnd auf der Strecke und gut für den Teint war es überdies!

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Ein heißes Eisen: das Nackt-Bügeln befreit!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schnurstracks eroberte sich die zarte Weiblichkeit den bis dahin eifersüchtig gehüteten sog. Männerberuf! Es waren schließlich Frauen, die den alten Handwerken, der Klempnerei, dem Tätowieren, der Hufschmiede („Piercing“), der Sorgenmacherei und dem Trash-Tratschen den sprichwörtlichen „goldenen Boden“ retteten.

Wer in der Oberstufe die MuMä-AG „Mutige Mädchen“ belegt hatte, schaffte es später sogar, den wilden Großen Roten Mob zu bändigen und damit zuhause souverän den neuen goldenen Boden zu polieren!

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Frauen bändigen den Riesenmob

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei alledem hütet sich die „junge Wilde“ von heute aber vor unschöner Vermännlichung. Sie steht zu ihrer weiblichen Seite, bekennt sich zu Kuscheligkeit, Nackenwärme und progressiver Muskelentspannung. Ohne falsche Scham möchte sie „schön“ sein – nicht für „ihn“, den fiesen männlichen Blick, sondern „einfach so“, „für mich ebend“ und für das schlaffe Plüschtier auch.

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Die postmoderne Frau hat eine weibliche Seite!

Um Mutti muß man sich übrigens keine Sorgen machen. Das Fenster lag gottlob im Erdgeschoß. Mütter sind ja, wie wir erleichtet feststellen, ohnehin unsterblich: Sie leben in ihren Söhnen weiter, oder, genau so schlimm, in den Töchtern. Davon ab: Mutti ist mit ihrem neuen griechischen Freund Dr. Botox Anacellulitis durchgebrannt und verbrät den mit Fettabsaugung und Lippenpolsterei zusammengerafften Zaster entspannt in der Karibik: Forever Young! 

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Forever young: Mutti wartet auf Dr. Botox Anacellulitis


Arnold Winterseels Jour Fixe: Der Papst beim Striptease….

11. März 2009
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Traum der Philosophen: Einmal auf Miss Cuties Pyjama-Party eingeladen sein...

…ODER DIE PSYCHOPATHOLOGIE DES VERLESERS

Auf dem Weg, in der U-Bahn, bekam Freund Fredy mal wieder seinen Missionarischen:  Mit vor Eifer erblühenden Wangen teufelte er auf mich mit seinen Lieblingsthesen ein: Nämlich, Autismus sei gar keine Behinderung, sondern ein ebenso anmutiger wie umweltschonender Weg, sich die Zumutungen der Welt vom Halse zu halten und stattdessen sich konzentriert und selbstvergessen der Perzeption und Pflege innerer und äußerer Ordnungen von komplexer, ja unsagbarer Schönheit zu widmen! – Ich blieb aber gelassen. Glasperlenspielsüchtigen wie Fredy Asperger sollte man in diesen Dingen nicht widersprechen. Bei meinem letzten diesbezüglichen Versuch hatte er mir mit vor Konzentration völlig verklärtem Blick und beunruhigend methodisch sämtliche Knöpfe vom Jackett gedreht! – Bin ich mit Fredy unterwegs, trage ich innerlich immer meinen Button mit der Aufschrift: „Freundschaft heißt, das Fremdartige zu akzeptieren, bis es einem aus Gewohnheit lieb wird“.

Die Runde in Arnold Winterseels verqualmten Salon präsentierte sich uns beim Eintritt in schon vorgerückt entspannter Stimmung. Es fehlten diesmal freilich die Aquavitzwillinge, die sich entschuldigen ließen, weil sie, so hatten sie trotzig kundgetan, ihren Junggesellenabschied zu feiern gedachten und deshalb nur eine Grußadresse, einen Topf Fischerbowle und eine Langspielplatte mit Shanti-Songs hatten abgeben lassen. (Trotzig insofern, als weder Hinrich noch Hauke überhaupt über eine Braut verfügten, eine Hochzeit bei keinem der Zwillinge absehbar bevorstand und überdies beide, wie wir sehr wohl wußten, im Alter von jeweilen 34 Jahren noch bei ihrer alleinerziehenden Mutter wohnten. Wir Liberalen tolerieren dies natürlich schmunzelnd.) 

Man war, so stellte sich heraus, bei einem Becherchen Bowle in eine Debatte über die psychoanalytischen Hintergründe von sog. Verlesern verstrickt. Oma Hager hatte leichtsinnigerweise erzählt, sie habe kürzlich einmal statt „Brieffreundin“ das Wort  „Bierfreundin“ gelesen, bestritt dann aber hartleibig, daß dies einen verdrängten Wunsch von ihr offenbare, da sie als Feministin der allerersten Stunde Bier als notorisches Getränk des Patriarchats generell verschmähe; auch einer „frivolen Freundin“, Bier hin oder her, bedürfe sie nicht, da sie, ihrer Erinnerung und ihres damaligen Kenntnisstandes („Wir wußten ja nichts!“) nach, in ihrer aktiven Zeit, bis tief in die 50er Jahre hinein, eindeutig heterosexuell gewesen sei. Magister Blankenvers quitttierte es mit einem unverhohlen diabolischen, ja fast dionysischen Grienen, daß Oma Hager das Wort immer auf der zweiten Silbe betonte („hetérosexuell“), was ihm (dem Wort, nicht Blankenvers) eine gewisse hetären-ähnliche Verruchtheit verlieh.

Sven-Aaron Mangold, unser Einserjurist, aufgrund eines unverhofft gewonnenen Falles schon seit Stunden mit gelockerter Krawatte, steuerte einen weiteren, persönlich erlebten Kasus bei: So habe er in der Zeitung, diese flüchtig durchblätternd, die Headline „Papst erfand Striptease“ gelesen und sich unwillkürlich und zwanghaft, in Sekundenbruchteilen, das Kirchenoberhaupt als Table Dancer in kardinalsroten Strapsen vorstellen müssen; es habe aber dort, bei nochmaliger Lektüre, letztlich doch „Paris“ statt „Papst“ gestanden. Psychonalytisches Nachbohren beantwortete auch Mangold mit striktem Widerstand: Keinesfalls hege er insgeheim die homoerotische Begierde, beim Heiligen Vater (ca. 94) „den Ministranten spielen“ zu wollen! Er weise dieses „in aller Schärfe“, wie er nicht ohne Humor betonte, zurück. – Ich ließ mich dann nicht lumpen, und steuerte meinen eigenen neuesten Verleser bei. Ich hatte kürzlich auf meinem Blog einen Typus porträtiert, den ich den „Eindimensionalen“ nannte. Eine mir persönlich noch unbekannte, nichtsdestoweniger sehr liebe Wienerin schrieb mir daraufhin augenzwinkernd, immerhin aber sei dieser Eindimensionale, dessen Urbild im realen Leben sie vielleicht ebenfalls kenne, „monotaskingfähig“. Da dieser Begriff bis dato weder meinen aktiven, noch meinen passiven Wortschatz bereicherte, las ich stattdessen geläufiger „montagskinofähig“ und versank unmittelbar in jene hypnotische Trance, die Verleser bei mir verursachen können, während ich mir den in Frage stehenden Mann als jemanden vorzustellen versuchte, der nicht nur seine Schuhe allein zuzubinden, sondern evtl. auch des Montags imstande wäre, an der Kinokasse ein verbilligstes Eintrittsbillett für einen ab 6 Jahren freigegebenen Animationsfilm zu erstehen. 

Es war die hinreißende Miss Cutie, die mir noch vor etwaigen Nachfragen beisprang und erklärte, darin könne sie nun „beim besten Willen keinen freudianischen Schweinkram“ erkennen. Ich dankte ihr mit einem knapp angedeuteten Luftküßchen, worauf sie sich mit einem derart himmelblond-schüchternen kleinen Lächeln revanchierte, daß ich es später mit nach Hause nahm und in eine Vase stellte. Ironischerweise war es aber ausgerechnet unsere modisch immer topaktuelle und auf Stylishkeit bedachte Beauty-Queen, deren Verleser dann doch noch eine wenigstens annähernd sexualpsychologische Deutung nahelegte. Sie habe, bekannte Miss Cutie mit einem entzückenden leichten Erröten, kürzlich einen Illustrierten-Report über Schönheits-OPs studiert, worin eine Botox-Heroine als „Stilikone“ apostrophiert worden sei, sie aber, – wohl weil die Lektüre im Wartezimmer ihres Gynäkologen erfolgte, in einer gewissen inneren Flüchtigkeit stattdessen „Silikone“ gelesen habe. Bei diesem Bekenntnis senkte sie keusch den Blick – sodaß wir, sie eingeschlossen, ausnahmslos alle für eine erlesene Sekunde lang meditierend den Blick an ihrer Oberweite verweilen ließen. Dies war ein extraordinär besinnlicher Moment, – als flöge der sprichwörtliche Engel durchs Zimmer!

Es war aber Dr. Winterseel, unser verehrter Traurigkeitslehrer, der unbemerkt durch die Tapetentür getreten war. Leger in das Vorlesesitzmöbel gegossen hielt der Mann im schwarzen Samt-Sakko uns einen Vortrag darüber, wie der Kirchenvater Augustinus einst (in „De Civitate Dei“) die unwillkürliche, willentlich nicht zu beeinflussende Spontan-Erektion des männlichen Geschlechtsgliedes als Bild- und Gleichnis für Adams Aufstand gegen Gottes Willen interpretiert habe. Leider konnte ich mich auf die hermeneutisch-theologischen Weiterungen des Gleichnissses nicht mehr konzentrieren (muß Fredy fragen!), weil ich von Miss Cuties träumerisch verschleierten veilchenfarbenen Augen gefesselt war. Es muß aber Winterseels Vorlesung immerhin zu einer gewissen Beschwingtheit Anlaß gegeben haben, weil Oma Hager, nach mehreren „Chartreuse grün“ einigermaßen entfesselt, noch im Treppenhaus aufgekratzt gekräht haben soll: „Nieder mit dem Phallus! Nieder mit dem gottlosen Rebellen-Schurken! Nieder! Willst du wohl…! Nieder mit dir, sag ich…!“

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Ein Wiener, seinen Phallus niederstarrend (Monotasking)