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Ein kurzes Lob der Inkonsequenz

15. Juni 2009
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Konsequent inkonsequent: Echthaarperücken für die Orthodoxie

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Jehovas Liebling: Wuschelbrünett

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Please, call me Eve: Blondes Gift

ORTHODOXE ECHTHAARPERÜCKEN BOOMEN: KONSEQUENZ MELDET INSOLVENZ AN!

Jemand bemängelte, ich hätte mich mieselsüchtig über das Reisen geäußert, sei aber selber nach Wien gefahren, in die Sommerfrische. Erwischt! Touché! Nun könnte ich das zwar erklären („Es ist nicht, wie Ihr denkt! Ich kann alles erklären!“), aber das klänge ungut nach Rechtfertigung, und wir sind ja hier nicht beim Plenum der GRÜNEN oder wo. Nö, aux contraire: Ich werde gleich wieder frech und behaupte neuerlich wenig Konsensfähiges: Wenn ich eines nicht ausstehen kann, außer Geiz, dann ist  es … Konsequenz! Präziser: eigentlich gar nicht mal Konsequenz als solche, sondern ihre Erhebung zur Tugend.

Ohne Inkonsequenz wären wir längst verloren: Konsequent geht die Welt zugrunde. Konsequent ist ein Wort mit lateinischem Migrationshintergrund und heißt zu deutsch eigentlich bloß: folgerichtig. Dies wiederum meint halbwegs: in seinen Handlungen den Gesetzen bzw. Schlussregeln der Logik folgend. Und was soll nun daran gut sein? Die Welt, Freunde, das Leben, das sog. Dasein oder die Realität: Nichts davon ist logisch! Das meint vielleicht Professor Dr. Oberreiter aus Unterföhring, der uns in einem Leserbrief mitteilt, seines akademischen Wissens nach sei ja wohl A = A, es gelte doch der Satz vom Widerspruch und der vom ausgeschlossenen Dritten auch?! Ja, Pustekuchen! Mögen die Hirnwindungen eines deutschen Geisteswissenschaftlers auch rechtwinklig sein, die Quartiere und Straßen der Existenz sind es nicht! Im Leben ist A gar nicht immer gleich A, und der ausgeschlossene Dritte wartet im Schrank, bis der Ehemann wieder zur Arbeit ist!

Die Menschen sind eh nie konsequent. Da liebt einer sein Gespons, ist aber garstig zu ihm, oder ihr. Da weiß einer, das Rauchen zerrüttet das Organische, und qualmt doch wie ein Schlot, weil Gott ihm wohl gesagt hat, die Welt sei heute ausnahmsweise ein Raucherclub. Da sagt Hinz zu Kunz, er haue ihm gleich aufs Maul – tut es aber gottlob dann doch lieber nicht, und die Wirthausschlägerei ist mangels Konsequenz abgesagt.

Ich spiele hier bewußt ans Militärische an, denn Konsequenz scheint mir auf dem Gebiet von Oberbefehlshabern und Staatsgewalttätern bevorzugt zu siedeln. Hitler war konsequent, Stalin oder Mao. Mir sind Staatsmenschen letztlich lieber, die ein wenig herumeiern, wie Frau Dr. Anke Merkel oder dieser eine von der SPD, der immer guckt wie eine verschlafene Eule, wenn’s tagsüber donnert. Solche Leute sind wie Du und ich, sie schließen Fitness-Center-Verträge ab und gehen dann nicht hin, sie machen Brigitte-Diät und belohnen sich dafür mit Käsekuchen, sie lassen das Kondom mal weg, weil, wer so schöne grüne Augen besitzt, der hat doch kein Aids! Kurzum, man kennt die Regeln, findet sie auch gut, aber vor allem findet man: „Ab und zu ist auch mal was egal!“ – Und das ist zufällig die Maxime der Lebemänner, Bonvivants, ja sogar der savoir-vivre-Experten in Brüssel!

Warum soll ich denn etwas nicht doof finden dürfen, und es dann trotzdem tun? Bin ich denn etwas Besseres? Jahrzehntelang bin ich beispielsweise Exemplaren des weiblichen Geschlechts nachgelaufen, von denen ich wusste, sie sind entweder unerreichbar oder, wenn erreichbar, dann nicht gut für mich. Hörte ich deswegen etwa auf, zu hofieren, zu antichambrieren oder meinen Minnedienst abzuleisten?

„Det is aba jezze inkonsequent, Sie!“ – Ja, und? Oder: so what? Nur Menschen mit einer gewissen Inkonsequenzkompetenz kommen im chaotischen Zickzack-Kurs des täglichen Wahnsinns einigermaßen ans Ziel. „Deine Rede sei Ja, Ja und Nein, Nein“ heißt es, glaub ich, in Luthers oller Bibel, aber da steht auch, daß Reiche nicht ins Himmelreich kommen, weswegen aber kaum ein Auto-Manager, Kaufhaus-König und Immobilien-Schlawiner gleich seine Kohle für Bedürftige spendet. (Weswegen meine Rede auch zumeist „Jein“, „eventuell schon auch“ oder „das ist viel komplizierter, als du glaubst“ lautet.)

Religion und Konsequenz, das ist auch so eine verhängnisvolle Affäre.  Mir scheinen – aber bitte! Das ist nur eine ganz persönliche Ansicht, die nur bis heute abend gültig ist! – die geistig Gelenkigsten unter den Weltreligiösen noch die Juden zu sein. Jedenfalls sind sie die einzigen, deren Gott einen gewissen Humor besitzt und sich von seinen Anhängern auch schon mal ein wenig beschummeln und betuppen läßt, wenigstens wenn es stimmt, was man mir aus New York erzählt. Auch dort gilt, bei orthodoxen Juden, das Gebot, die Frauen möchten, bittschön, in der Öffentlichkeit ihr Haupthaar nicht herzeigen. Das ist nebbich auch wieder so ein doofes Gesetz, dessen Befolgung einen keinen Schritt weiter bringt. Was tun nun aber die orthodoxen Jüdinnen von New York? Tragen sie Tschador, Burka oder Türban? Verstecken sie sich unter blickdichten Schonbezügen? Keine Spur! In den entsprechenden Vierteln der Orthodoxen blühen dagegen Perückengeschäfte, in denen das zumeist von Inderinnen stammende Echthaar zu aufregenden Frisuren getrimmt wird – und DAS setzen sich die Damen auf den Kopf, denn es heißt in der Tora ja bloß: Zeige DEIN Haar nicht her in der Öffentlichkeit, auf daß kein Nächster gereizt werde, dich zu begehren!

Gesetze durch elegantes Unterlaufen derselben zugleich zu befolgen und auch wieder nicht: Das nennen wir intelligentes Verhalten. Kann sein, der liebe Hergott Jehova hat sich gedacht, er legt seinem ausgewählten Volk mal grad deswegen ein paar hundert komplett meschuggene Ge- und Verbote auf, „damits a bisserl mehr Intelligenz im Durchlavieren entwickeln. Brauchen derfen werdens des schon noch!“ Der brave Soldat Schweijk hat den Krieg ja nicht deshalb überlebt, weil er Befehlen widersprach, sondern weil er sie bis zur letzten absurden Konsequenz befolgte.

Kann aber auch sein, die Geschichte mit den Perücken, die ich aus zweiter Hand habe, stimmt gar nicht und gehört zu den urban myths, zu deren Verbreitung ich unwillentlich beitrug. Dann übernehme ich die Verantwortung und ziehe die Konsequenzen!

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Kürzlich in Afrika…

18. März 2009
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MC Benedix "das Sechzehntel"

GANGSTA-RAPPER AUS ROM SCHWÄRZT NEGER  AN!

Ist es politisch korrekt, zu sagen, aus Afrika kommen komische Geräusche? Ich glaub schon, denn es geht ja nicht um das, was mein Vater noch gewissensbißlos „Negermusik“ nannte. Den ressentimentgeladenen Satz „Mach gefälligst die scheiß Negermusik leiser!“, den ich in meiner rebellischen Rock’n’Roll-Jugend leider noch reichlich zu hören bekam, benutzen heute die schlimmsten Rassisten nicht mehr. Heute sind Musikhörer auf beiden Ohren farbenblind: Ob Roy Black, Jack oder Barry White, Joel Grey, Adam Green, Roberto Blanco, James Brown, die Blue Man Group, die Violet Femmes oder die Red Hot Chili Peppers: Wir hören die Farbe schon gar nicht mehr raus. – Aber jetzt mal was ganz anderes: Lebt eigentlich der nervige, alte Wirrmichel noch?

Klar lebt der, pumperlgsund und puppenlustig sogar, wie es nur der ausgestopfte Reliquiensack aus der Heiligen Geisterbahn hinbekommt: Benedix „das Sechszehntel“, Vize-Vorsitzender des Universums vulgo Stellvertreter Gottes, Plage der Menscheit und Narrenprinz beim traditionsreichen katholischen Lach- und Schießverein. Er hat sich grad vom Kurienchor St. Bitterindenfeldern wieder vorsingen lassen, was in der Bibel über die sieben Plagen steht, die der Chef einst den Ägyptern schickte. Angemacht und aufgekratzt ließ er daraufhin seine Schranzen, Knappen und Pagen den vatikanischen Flieger satteln, bestieg diesen und rief: „Ich will verdammt sein, wenn die Zeit nicht reif ist für eine neue Plage! Afrika, ich komme über dich!“

Kaum gesagt, schon passiert: Ein flottes rotes Mützchen auf dem Kopf, seine schneeweiß gebügelte Schlafrockkutte umgetan, wackelt der große greise Weiße Mann des Gangsta-Rap die Gangbangway herunter, küßt den Boden des vor Freude erbleichenden Schwarzen Kontinents flüchtig auf beide Backen und will sofort mit dem Geräusche-Machen anfangen. Aber was auf die Schnelle aufsagen? Ratloses head scratching! Die Gemeinde steht schwarz und schweiget. Einfach den erstbesten Hirnschrott, der durchs Gebälk der St. Alzheim-Basilika rieselt? But’s your turn now, dude, you’ve got only one shot, one opportunity, das Mic ist auf, die Crowd will grooven und dancen!  Also wirft MC Benedisc den Geräusche-Werfer an: 

Yo! Holla, Niggah, Whigger und Wanker! Liebe Homies, Honks und Hustler! Schwestern, Chicks, Chalas und Bitches! Pimps, Pussys und Papisten! Fuck you bzw. gesegnet sei mein Name! Ich bin MC Bigdix the Semiquave, the Original Gangsta from Rome, euer Ticker, euer Dopeman, peace! Ich höre vollkrasse bad news: Ihr seid alle scheiße krank, derbe sick, yo! Struggelt mit AIDS und so, ihr Muthafuckah. Mann, mann, 22 Milionen AIDSies, das ist fett, yo, Opfer, ich will euch nicht dissen, aber da seid ihr echt fett gefickt, word? Aber apropos, bros & sistas: Ihr seid selber schuld, homies, ihr habt euch sick gefickt, habt euern magig stick zu oft den mamacitas gesteckt, yeah! Und jetzt die hook, die punch line, Leute:

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Die Jugend hört Geräusche – aber versteht sie die auch?

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Finger weg von Kondomen! Schluß mit Schnackseln!

Kondome machen AIDS, machen alles schlimmer,

Kondome helfen nie und nimmer

Kondome sind des Satans Säckchen.

Ein jeder trage doch sein Päckchen,

Fuck the WHO! Fuck the WHO!

Denn gefickt, ihr Niggah, seid ihr sowieso!“

Schmunzelnd entschwebt Big Popa Bonehead dem kranken Kontinent. Er ist mit sich zufrieden. Noch immer findet er für die Probleme der Zeit eine zeitgemäße Sprache. Und das seit 2000 Jahren! Es ist zum Heulen … schön. 

Bleibt ein letzter frommer Wunsch: Lieber Gott, laß ihn sich angesteckt haben…!