An alle Facebook-Freunde: Kraska gehts gar nicht so.


Ooo, ooh: Kraska wird krank!

Huii, boah. Beim Wäscherei-Metzger Joh. Ferkel GbR ist heut Jubeltag! Jubiläumschemie! Heut gibts mal kein Morgen, und die Mikroben tanzen auf dem Tisch. Manche taumeln schon: Sagrotan auf ex, Flatrate, totaler Koma-Tango. Ist es Zeit für Wick-Medi-Neit, intravenös? – Schwindeln jetzt, mal ehrlich, war das noch mal transitiv oder intransitiv? Dativ oder Dings? Mich schwindelt jedenfalls, weil ich tief im Viszeralen viral mich herausgefordert fühle. Vor den Augen tanzen Milliarden Fibrillen, Bakteriokokken, Legonellen, Playmobilyten, das ganze Programm der eklichten Kinderkrankheiten! Ich fühl mich wie gemasert, gerötelt und vermagendarmt. Herr Doktor, ist es ein Wurm oder ein banaler Konfekt? 

Nachricht an alle Facebook-Freunde: Ich aß heute Blutwurst mit Pampe! Ist das gut oder etwa schlecht?  Was hilft? Homöopathie? Teewurst mit Rum? Mein Existenz-Status nach Professor Heidegger: ontologisch blümerant. Sein-zum-Tode usw. Es geht zu Ende mit mir, freilich, na gut, schon seit zwanzig Jahren, falls das denn Grund zur Hoffnung lässt. Habituell verkeimtes Auto-Immun-Syndrom (nach Dr. Sjögren), bin gegen mich selbst allergisch. Einmal mich im Spiegel geschaut, schon mobilisiere ich alle Abwehrkräfte. Was hilft denn gegen mich? Das fieseste am Narzissmus, selten beschrieben, ist, wenn man alt, dick und schwach wird. Hässlichkeit! Wen noch lieben? Die Gattin, okay, ja. Aber wird sie mich noch wollen, dieses Häufchen, bzw. diesen dicken Berg von Elend, wo ich bin? Nicht jeder Matratzen-Gruftie ist ein Harry Heine!

Wobei mir Nachruhm jetzt mal ausnahmsweise völlig wurscht ist. Alle Heizungen auf fünf, und ich friere wie ein Schneider in der Arktis, oder, Gegenteil, oben oder unten, Antarktis, egal. Fühl mich wie ein bedrohter Eisbär – der Lebensraum schmilzt! Scheiß Gefühl. Mein Schreibtisch fühlt sich klebrig an. Mikro-Organismen verhöhnen mich! Ich versuche, ein naturwurzeliges Reinhold-Messner-Gesicht zu machen, ein vollbärtig wetterzerfurchtes, optimistisches, unzerstörbares Heldengesicht, um mir selber aufzuhelfen, aber es will nicht gelingen, ich bin halt Neurastheniker, temperaturempfindlich und Diplom-Hypochondrist. Mein attestiert krankes Herz spielt TripHop, bedrohlich schleppende, wummernde Beats, Synthiziser auf der Intensivstation, Schicksalsmelodie. Mein Spiegelbild kann sprechen. Es sagt: Du wirst sterben! Früher oder später. Und dann sagt der Wetterbericht noch, jetzt würde aber mal bald richtig Winter! Ich bin dann mal weg, fürchte ich.

Wenn ich morgen noch am Leben bin, melde ich mich, in der Gewissheit, dass diese Nachricht ungefähr 15 Freunden ein „Gefällt mir“ abringen wird. Wenn es einem so geht, wie mir, wär man natürlich gern eine Opernsängerin. Was hat Violetta in „La Traviata“ noch schön gesungen, als sie fast schon tot war. Ah, ach!

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13 Kommentare - “An alle Facebook-Freunde: Kraska gehts gar nicht so.”

  1. Lakritze Says:

    Na, das »gefällt mir« doch schon aus lauter Mit-Leiden. Möge das geklickte Sternchen stehenden Fußes das Immunsystem mobilisieren, daß es den doofen Bazillen ordentlich eins auf die Glocke gebe. Friede, Friede, Friede!

  2. /cbx Says:

    Dann möge Skye Edwards zu Deinem TripHop hämmernden Herz Fettucinis Arie vom störbenden Schwan librettieren. Das Leben ist endlich und was uns umbringt, hätte uns auch härter machen können.

    Was hier hilft, ist Alkohol, in Unmaßen genossen und daraus folgend komatöser Schlaf. Im Wachzustand erweist sich Jammern und Wimmern, gerne auch Ächzen und Stöhnen als adäquate therapiebegleitende Geräuschkulisse.

    Deine treuen Leser werden, den Totenweibern gleich, einen beständigen Wall von gemurmelten und geflüsterten Genesungswünschen um Deine webverbreitete virtuelle Physiognomie errichten, auf dass Vir und Bacter Deinen gequälten Leib fliehen wie dereinst das Publikum Handkes Publikumsbeschimpfung.

    • 6kraska6 Says:

      Das mit dem Übermaß Alkohol beherzige ich gewissenhaft. – Die übrigen guten Wünsche tue ich in mein Überlebensschatzkästlein, danke, danke, danke.

  3. erinnye Says:

    Eine sehr betrübliche Mitteilung. Leider musste ich trotzdem lachen. Tut mir leid und gute Besserung.

  4. Scarpa Says:

    halt aus! Dr. Berenthal kommt und alles wird gut.


  5. Du bringst mich in einen argen Gewissenskonflikt. Denn natürlich wünsche ich keinesfalls, Du mögest recht oft leiden. Aber andererseits liest sich das hier so sehr amüsant.
    So wünsche ich halbherzig-heimlich, es möge Dich noch eine Weile niederstrecken, aber nicht so, daß Du nicht mehr schreiben kannst – und mit der besseren Hälfte meines Herzens wünsche ich gute Besserung.

  6. puzzle Says:

    Kaum jemand hat todgweiht so unterhaltsam gejammert. Herzlichen Glückwunsch + gute Genesung.

  7. Philipp Elph Says:

    Gefällt mir! Mehr davon! Herrlich, vom Leiden anderer zu hören. Da geht’s mir gut.


  8. Aus der Sicht obigen Artikels ist jetzt morgen. Also meld Dich mal bitte, oder sollen Deine Bewunderer Trauerkleidung anlegen?

  9. Waldbauernbub Says:

    Und alle Schaben, Mikroben und dunklen Schattenlebensformen im Geddo singen dazu, meisterhaft im Geiste von Schlingesnief aufgebaut mit dem Zorn eines Kinskis in der Stimme den Sklavenchor aus Nabucco. So stell ich mir das vor.
    Grosse Geister verdienen grosse Inszenierungen!


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