Heiliges Deutschland
Normalerweise, wenn ich allein bin und des nachts am iMac TV gucke, mache ich das still und unbewegten Gesichtes mit mir selber ab. Mir selbst gegenüber wahre ich in der Regel überhaupt ziemlich stoische Contenance, d. h. ich trage Schlafanzüge mit Bügelfalte, putze mir vor dem Lachen die Zähne und schnäuze mich, wenn überhaupt, in edle Batisttücher, die mein gesticktes Monogramm tragen. Selbst vor dem Spiegel betrachte ich mich grundsätzlich nur korrekt bekleidet, falls das jemanden interessiert. Wer mich als irre kichernden, haltlos wiehernden, vor hirnschwurbliger Besoffenheit schier schon fast sabbernden Hysteriker erleben will, der lauthals mit dem toten Medium Fernsehen redet, nun, der muss mich schon vor eine ganz, ganz besondere Sendung setzen. Eine solche Sendung, die mich in den Zustand komplett zurechnungsunfähiger Exaltiertheit versetzen vermag, ist die alljährliche Bambi-Preis-Verleihung der Burda-Medien-Mafia! Abgefahreneres gibt es im gesamten deutschen TV-Zoo nicht!
Erstmals komplett ausgetickt bin ich schon beim letzten Mal Gucken, als der Scientologen-Spinner und notorische Minderschauspieler Tom Cruise den „Bambi für Zivilcourage“ bekam, und wofür? Weil er den Hitler-Attentäter Graf Stauffenberg zu spielen gewagt hatte! Was für ein angstfreier Zivilcouragierter! Die Verwechslung von Spiel und Realität war damals derart zwingend, dass besagter US-Schauspieler irgendwann, nach einer langen, wirren, bekifften Rede, am Ende selber an seine Rolle glaubte und seine denkwürdige Burda-Bambi-Dankesrede mit den letzten Worten des Widerständlers endete: „Es lebe das Heilige Deutschland!“ Wie wahr! So würde ich das auch sagen. Das Heilige Deutschland!
Die Heilige Deutsche Burdarepublik besteht prima vista aus gefaketen Titten, toupierten Hohlköpfen sowie viel kalter Sülze mit Makeup. Der knallkrachkrasse Coup der „Preisbeschmeißerkreise“ (W. Röhl) war natürlich die Verleihung des „Bambi für Integration“ (!) an die deutsch-tunesische Türsteherfresse, den antisemitschen, antiamerikanischen Frauenhasser, Schwulen-Basher und rappenden Immobilienhändler Anis Mohamed Youssef Ferchichi, der sich „Bushido“ nennt, was insofern falsch ist, weil es übersetzt gar nicht „Der Weg des Arschlochs“ bedeutet. Selbstredend ist das ganze Geddo-Gangsta-Getue ebenfalls nur fake, das Gepluster von Catchern, Kirmes-Boxern und Schiffsschaukelbremsern. In seinem Dankesgestammel beschwor das Großmäulchen seine Mutti, die bezeugen könne, dass er ein „guter Junge“ sei. Darauf einen alkfreien Schnaps!
PS: Den Bambi für Selbstreflexion bekam die Schauspielerin Veronika Ferres für ihren Satz: „Ich bin nicht Goethe“.
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11. November 2011 um 11:59 AM
Dies irae? Herrlich explodiert, werter Magister! Und auch wenn das Bambi mir gerade extrem an Arsch vorbei geht, spricht mir Deine Stimmungslage doch zutiefst aus der Seele…
11. November 2011 um 12:01 PM
Text war versehentlich ohne Einleitung – jetzt komplett.
11. November 2011 um 12:35 PM
Dieser/s Bambi wäre beinah an mir vorübergegangen. Jetzt hab ich mal gegoogelt. Uiuiui.
11. November 2011 um 1:12 PM
Ich nehme mal an ,werter Magister, dass Dich dann die Verleihung des Bambis für das Lebenswerk an Ruth-Maria Kubitschek einigermaßen versöhnt hat und Du bei der Erinnerung an ihre Rolle als Mrs. Chitester in „Die Elefantenbraut“ oder als Eva in „Jacke wie Hose“ mit einem seeligen Brummen eingeschlafen bist.
12. November 2011 um 9:57 AM
Vor 30 Jahren wäre Ihnen, werter Genosse R. noch sofort der erste und wohl auch beste Verwendungszweck dieser Wand am Bridgeblasa eingefallen. Und ihr hättet gelacht in lustiger Runde als ihr durch einen nebligen Novemberabend heimwärtszogt. Durch das milch-gelbe Licht der damals noch nicht zerschlagegen Strassenlaternen, die kalte Luft war noch voll mit dem Geruch von Stahl und Kohle, mit einer Flasche Bier in der Hand die schon mal probeweise einem Haubitzenschuss gleich an dem Kunstwerke zerschellen durfte. jaja die Revolution war nah.
Lass uns doch auf die TV-Trottel scheissen. Nicht aufregen,
ab einem gewissen Alter wird das ungesund. Und ausserdem was gibt es unwichtigeres als den Grafen von Cruise und Veronika Goethe?
Mir gehts aber beim politischen Frühschoppen, bei Biolek, dem perfekten Dinner auch so. Diese billige Borniertheit und das Wissen der Leute das ihr aufgesetztes Imponiergehabe auch noch jemand interessiert! Oder erst DIE GEISSENS. Hier fällt mir nur die Forderung nach der sofortigen Abschaffung des mühelosens Einkommens ein, was die Schmarotzer am Körper unserer Arbeiterschaft sofort beseitigen würde. Hier im TV die dicke Lippe riskieren und kluge Sprüche reissen, der Roberto und Steuern zahlen sie dann aber lieber in Monaco…