AUS MEIM GEDDO
Ich will ja nicht prahlen, aber wer in meinem Viertel Verbraucherinformationen will, der muß schnell sein, verdammt schnell. Vielleicht nicht so schnell wie Bond, James Bond, aber doch geschwinder, als man schwierige deutsche Worte wie „Rauschgiftdezernat“, „Richterlicher Durchsuchungsbeschluß“ oder gar „Ingewahrsamnahme von Tatverdächtigen“ aussprechen kann.
Das Café Yildiz hatte grad erst neu eröffnet. Schnieke; richtig mit Geld. Orientalisches Design plus Flatscreens, Internet-Arbeitsplätze usw. Richtig gemütlich. War es draußen kühl, wie meist, entzündete man auf dem großen Flachbildschirm sogar ein DVD-gestütztes Kaminfeuer!
Umso erstaunlicher, daß man fast nie Leute IM Café sah, sondern immer nur DAVOR. Pro Quadratmeter die größte Dichte an stämmigen, kurzgeschorenen Dunkel-Männern in Einheitstracht (helle Jogginghose, schwarzer Kunstleder-Blouson, Piloten-Sonnenbrille bei Tag und Nacht)! Breitbeinig standen sie vorm Etablissement und sprachen Unverständliches in luxuriöse Handys, die so klein waren, daß es immer so aussah, als hielten die Fernsprecher sich ein Ohr zu, wenn sie ihre Geschäfte oder was abwickelten. Mich harmlos Vorbeiradelnden bedachten sie dabei oft genug mit Blicken, denen jede Kundenfreundlichkeit abging.
Bevor ich das Café in näheren Augenschein nehmen konnte, kam, heute morgen schon, zahlreicher Besuch in grün oder zivil. Das Geschäftsgebaren dreier Unternehmerpersönlichkeiten im Umkreis des Café Yildiz wurde mit dem Anlegen von Handschellen gewürdigt. Die solchermaßen Ausgezeichneten bereitete man auf einen schonenden Abtransport vor, der sich im Verlaufe des Morgens dann auch folgerichtig ereignete.
Der Duisburger Polizeitbericht vermeldet über den Einsatz noch nichts; das Café Yildiz hat weiterhin geöffnet, aber ich habe das Gefühl, das Kerngeschäft hat erstmal erheblichen Schaden genommen.
PS: Über das Sortiment bzw. Angebot im Café Yildiz kann ich noch keine Aussage machen. Ich bin doch nicht meschugge, bei den ganzen Bullen da!
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20. Mai 2010 um 8:07 PM
Wieder ein echter „Kraska“ !
20. Mai 2010 um 8:32 PM
Wow, Respekt Herr Kraska.
Du auf dem Fahrrad mitten durch das Sündenbabel. ich bin schwer beeindruckt.
20. Mai 2010 um 9:43 PM
Ja, ich mime gern den Furchtlosen – das ist fast so gut wie gar keine Angst haben…
20. Mai 2010 um 10:45 PM
Puh, das war aber auch die Spitze der kriminellen Intelligenz, was?
21. Mai 2010 um 4:00 PM
wer? Kraska?
21. Mai 2010 um 4:21 PM
Nee, ich glaub, Jou meint die Unternehmerpersönlichkeiten…