Flashmob, Merkel Mobbing – Und alle so: „Yeaahh!“

Der immer öfter auf Bildern rund um den Globus auftauchende "crasher squirrel", ein Photoshop-Eichhörnchen, das jedes protzige Parade-Pic unter Garantie in Echtzeit komplett doof macht! - Übrigens, das "zomg" auf dem Mashup-Kleber bedeutet "zzzzz oh my god!"
Ich steh auf Yes Men-Aktionen, Banksy-Statements sowieso, auf subversives Guerilla Marketing, und neuerdings auch wieder auf Flashmob, das heuer, in der Wahlkampfödnis (beyond the boredomline) die ultimative Polit-Satire liefert, die über Horst-Schlämmer („Isch kandidiere!“) und Titanic-Partei („Zukunft für alle!“) noch ins Grenzenlose hinausgeht.. Flashmob wird zur Demonstration, ohne selbst politisch zu werden – es gibt einfach nur die Entpolitisierung der Politik verstärkt zurück.
So vorgestern abend am Gänsemarkt in Hamburg. Die Porträt-Plakate hatten es braatzbunt und nutten-nichtig in die staunende Welt posaunt: „DIE KANZLERIN KOMMT“ – worunter jemand mit Edding im typishen Nerd-und Schüler-Speak-Tonfall lakonisch geschrieben hatte: „Und alle so: ‚Yeaahh!’“
Das reichte bereits. Kaum war das Foto dieses Kommentars auf den einschlägigen Blogs (nerdcore.de, spreeblick.com) veröffentlicht, vernetzte sich die Spaßguerrila und traf noch rechtzeitig in zwei, drei Hundertschaften zum Entpolit-Endspurt-Event am Gänsemarkt ein. Jedesmal, wenn die Kanzlerin nun eine ihrer tausendmal heruntergequakten, vorgestanzten hohlen Statement-Phrasen beendet hatte, schallte ihr ein frenetisches „Yeaahh“-Gejubel entgegen, was sich dann im Zusammenwirken zwischen Solo und Chorus zu einer granaten-komischen, anarcho-neo-dadaistischen Performance entfaltete. Es war unbeschreiblich schön. Ein Rausch entfesselt hysterischer Blödheit irgendwo zwischen Goebbels-Verzückung und einem Life-Auftritt von The Prodigy: Die Kanzlerin erwies sich dabei als lediglich begrenzt reaktionsfähiger, androider Quak-Roboter, der ungerührt mit aufgesetzter, stimmtrainer-trainierter Kämpferischschkeit und immer gleicher, quakig-impertinenter Pathos-Pampigkeit die Plaste-Perlen populistischer Platzpatronen-Pumpguns ins Publikum pumpte oder pampte, und für jedes noch so hirnrissige Hohlraum-Vollrohrdummdumm-Geschoß ein seliges, zusehends fanatischeres, von Wellen konvulsischen Kicherns, Giggelns, Kreischens, Prustens, Jubelns und Trubelns begleitetes „Yeaahh!“ erntete.
Und alle so: „Yeeeaaaahh!“ Mit jedem Wechselgesang strahlte die vollkommene Sinnentleertheit der mechanisch-leerlaufenden Politik-Phrasen-Maschine im reineren, abendbesonnt goldenen Glanz eigener absoluter Bescheuertheit.
Vielleicht muß man das gesehen – oder gar mitgemacht haben – um die bittersüße, doppelmoppel-ironischer Komik dieser Spiegelfechterei auf dem Boden hingebungsvoll zelebrierter Absurdität und Nullnummerhaftigkeit goutieren zu können. Das Schlagwort heißt: Vernichtung der Macht durch Affirmation! Vergeßt Trillerpfeifen, Sprechchöre und das! An posierende Polit-Androiden ist Politisches bloß verschwendet, Gebt ihnen tausendfach zurück, womit sie euch bis zum Überdruß einseifen. Sagt zu allem enthustisch Ja! Bzw. Jaaa! Und alle so: „Yeaah!“
UPDATE: Das Original-Plakat mit dem handschriftlichen „Und alle so: ‚Yeaahh!'“ wird zur Zeit bei eBay versteigert. Der Erlös kommt der Hamburger Obdachlosen-Arbeit des CaFee zu gute. Steigert mit! Dieses Poster wird Zeitgeschichte machen!
This entry was posted on 20. September 2009 at 6:40 PM and is filed under Die Banalität des Blöden: Zur Semiologie des Alltags. You can subscribe via RSS 2.0 feed to this post's comments.
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20. September 2009 um 8:02 PM
Yo Kraska,
Kam das auch im Fernseher ?
Yeah !
20. September 2009 um 10:15 PM
Weiß nicht. Isch ‚abbe gar keine Fernseher. Momentan jeenfalls. Handy-Videos sind bei so etwas eh angemessener. Schnell, schnell, schnell: Das Netz ist hungrig. Und YouTuzbe im Zweifel schneller als die „Tagesthemen“ oder das „Heute Journal“…
20. September 2009 um 11:43 PM
mich hätt nur interessiert, wie sie das herausschneiden, is ja fast net möglich, so schnell, wie das yeah hintereinander kommt.
21. September 2009 um 9:00 AM
Dann nimmt der Ton-Assi den O-Ton der Kanzlerin vom Mischpult (direkt ihr Mikro) als Hauptquelle und regelt die Atmo herunter, anstatt den Ton mit dem Mikro-Galgen zu angeln. Das ist nicht so schwer, da ist man flexibel.
22. September 2009 um 7:11 PM
genial ! und weiter soo !
22. September 2009 um 10:56 PM
zu köstlich! Ach, was wär ich da gern dabei gewesen!
23. September 2009 um 6:58 AM
Und wir alle denn auch so: „Yeaahh!“ – Inzwischen soll in Mainz Ähnliches abgelaufen sein. Schätze, Merkel hat schon einen Referenten drauf angesetzt, zu googeln, was dieser Flashmob eigentlich ist und was der denn will…
23. September 2009 um 4:12 PM
Na, ob sie aus den Referentenbericht schlau wird? Im grunde ist es ja auch für sie eine Chance sich zu profilieren. Wie jedes Feedback eines aktiven Publikums…
23. September 2009 um 8:05 PM
Heute stand in meiner Tageszeitung eine Verlautbarung des sinngemäßen Inhalts, die CDU wisse zwar noch nicht genau, was sie von diesen Flashmobs zu halten habe, sähe die Entwicklung aber in jedem Fall mit Gelassenheit. Aha. Bzw. „Yeaahh!“
23. September 2009 um 10:20 PM
nja … schwache Reaktion. Das üben wir dann nochmal, ja Angi?
23. September 2009 um 11:26 PM
Heute, also jetzt ist es geschafft !
Flashmob als Störung von Wahlveranstaltungen in den Tagesthemenv samt Kommentar.
Also Yeah ist blöd und inhaltsleer und dien entsprechenden Rufer auch.
In diesem Sinne:
YEAH !
in Wuppertal kam dann noch die Parole Grundgesetz dazu.
Das ist bestimmt genauso blöd wie Yeah !
23. September 2009 um 11:38 PM
Aah! Hast Dus gesehen? Ich hatte schon munkelnb gehört, daß sies in den Tagesthemen verhackstücken. und natürlich müssen diue grauen Herren „darüber stehen“, meilenweit, weil, ihre Politphrasen sind ja sooo viel inhaltlicher und sionnreicher! Sie merken wieder nichts, die Schnarcher!
Und:
„Wir werden auf eure Gräber spucken!“ (Boris Vian)
Dir Gruß & Freundeskuß, Donqui! Und: „Yeaahh!“
24. September 2009 um 12:03 AM
Jupp und Yeah und Yooh , da antworten wir mit dem von Herrn Nebel von der FDP beschworenen Dreiklang.
all together now : Jupp -Yeah – Yooh !
27. September 2009 um 1:27 PM
Hi,
also das erinnert mich an Bremen Marktplatz:
muss man gesehen haben. 😉
30. September 2009 um 1:18 AM
Zunächst einmal die obrigen 4 Bilder, ist es niemandem aufgefallen das der scheinbar draufgekrizzelte Slogan auf allen 4 Bildern absolut gleich ist, die sind alle nachträglich eingefügt worden, um Masse zu sogerieren. Der Flashmob in Wuppertal war peinlich klein, klar im Fernsehen sieht es viel aus aber im Grunde waren es nicht mehr als 25 Leute. An den Schrieber dieses Textes kann ich nur sagen, nimmt man mal die Beleidigungen und die Wortverwirrungen raus kommt nur Durchfall raus … haste das Schreiben aus der Bild gelernt? Dumm … dieser Test ist Scheißdreck und von Grund auf gefakt wie die obrigen Bilder 🙂 Liebe Grüße Martin
30. September 2009 um 10:42 AM
zunächst, „Martin“, Freundchen, besser bei „BILD“ schreiben gelernt als erst grad gar überhaupt niemals nicht:
Hör mal gut zu, Du Verbal-Hooligan und guck Dir das rot Unterstrichene an:
Es heißt kritzeln statt „krizzeln“,
suggerieren statt „sogerieren“,
Schreiber statt „Schrieber“ und
gefaked statt „gefakt“,
obig statt „obrig“
und wohl hier: Text statt „Test“;
außerdem: Kommata werden im Deutschen, entgegen anderslautenden Gerüchten, NICHT nach dem Zufallsprinzip gesetzt. Die Regeln sind übrigens auch gar kein Regierungsgeheimnis, die hängen öffentlich aus und können in Grundschulen kostenlos abgeholt werden.
Ansonsten gratuliere ich zum von den Dorfältesten verliehenen Titel „Blitzmerker des Tages“! Daß der Slogan auf allen Bildern „absolut gleich ist“, liegt daran, daß die Bilder mit einem öffentlichen, jedenfalls jedem Alphabeten öffentlich zugänglichen PLAKATGENERATOR erstellt wurden. Und zwar nicht, „um Masse zu sogerieren“, sondern um einen Scherz zu machen.
Den halt nicht jeder, zugegeben, schon nach einer Woche versteht,.
Häng noch ein Jahr Hauptschule dran, bevor Du fremder Leute Kommentar-Thread vollpöbelst, okay?
30. September 2009 um 8:31 PM
You made my day! 😀
30. September 2009 um 10:54 AM
Magister Kraska, jetzt verstehe ich auch, dass mit Test Dein Text und nicht der Testtext der für Advertising zuständigen umsatzsteuerbefreiten obrigen Mediaagentur ist.
30. September 2009 um 10:22 PM
Obriges kann ich nur vollkrass unterschreim! Wegen mit immer diesen Wortverwirrungen! Das ist nämlich weil der hat dochn Rad ab diesen Verfasser, das, ist ja nun, wirklich auf der Hand der will doch nur uns Durchfall sogerieren! Der Schwein, das!