100 Jahre Einsamkeit: Das afghanische Schwein


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EINE SCHWEINEREI

Hundert Jahre Einsamkeit: Das einsamste intelligente Geschöpf der Welt lebt in Afghanistan. Ich habe das vorgestern einer Agenturmeldung von AFP entnehmen dürfen. Es handelt sich um ein Schwein, oder genauer gesagt: DAS Schwein. Denn in Afghanistan leben wegen der bekannt schweinefeindlichen Einstellung der Muslime sonst keine Schweine, nur eben dieses eine! Daß es überhaupt diese einzelne Schwein – im Zoo von Kabul – gibt, verdankt Afghanistan dem sonnigen Gemüt chinesischer Diplomaten, die so taktvoll waren – vielleicht war gerade das Jahr des Schweines? –, dem glorreichen afghanischen Volk der Reinen und Schweinefeinde ausgerechnet ein Schwein zu schenken. Lebend, nicht süßsauer, und ohne die acht Köstlichkeiten. Die Afghanen zogen zwar ziemlich süßsaure Gesichter, trauten sich aber nicht, das Tier zurückzuweisen. So bekamen die Kinder Kabuls die Chance, wenigstens einmal im Leben etwas Unreines zu sehen, wenn man von den Isaf-Soldaten und den US-Streitkräften mal absieht. Erklärlichweise aber fühlte sich das sensible und intelligente Borstenvieh in Afghanistan schweineeinsam.
Wenn man sich in Afghanistans kargen Bergwelten vergeblich nach einem Partner sehnt, greift man sich schon mal eine Ziege. Das Schwein, offenbar um kulturelle Integration bemüht, folgte dieser Tradition und freundete sich engstens mit einer einheimischen, aber offenbar vorurteilslosen Zoo-Ziege an. Man unternahm viel zusammen, verbrachte Zeit miteinander, tauschte sich aus. Man könnte von Dialog sprechen, vom Aufeinanderzugehen und von Begegnungen zweier Kulturen! Eigentlich also alles in Butter – bis in Mexiko, einem direkten Nachbarland Afghanistans jetzt nicht unbedingt, die sog. Schweinegrippe ausbrach. Die Nachricht von dieser ersten ausschließlich durch Medienhysterie ausgelösten Epidemie erreichte nach wenigen Wochen auch schon Kabul und die dortige national-religiöse Erregungsgemeinschaft. Besonnen, aber kämpferisch strichen sich die dort versammelten Bart- und Verantwortungsträger durch ihre wallenden Bärte, um hinter der Hand ein hämisches Grinsen zu verbergen: Die Zeit schien gekommen, dem verfluchten China-Schwein eins auszuwischen!
So kam es, daß dem Schwein eine Fatwa oder ein Erlaß oder so etwas zugestellt wurde, demzufolge es sich unter Quarantäne gestellt zu betrachten hätte – und die gemeinsamen Spaziergänge mit der Ziegenfreundin könne es sich vorerst abschminken! Womit hatte das arme Schwein das verdient? Beziehungsweise, jetzt mal ganz ohne Hintergedanken gefragt: Wie hätte es sich denn anstecken sollen, wo und bei wem? – Na ja, ich fürchte, die Mullahs werden sich die Hände reiben: Wieder ein Sieg für Allah und seinen Propheten, denn das Schwein wurde von seiner Ziege getrennt! Na toll. Mir tut das Tier leid! Ob es jetzt noch in seiner neuen Heimat integrationswillensmäßig motiviert ist, möchte ich lieber nicht beurteilen müssen! Vielleicht läuft das Schweinchen von der Ziege zum grauen Wolf über und lernt von diesem, nächtens vor lauter Einsamkeit jaulend den Mond anzuheulen? Ich sehe das förmlich vor mir! Aber so etwas gibt’s wohl nur im Zeichentrickfilm.

Wer nun aber, in der ungläubigen-typischen Sympathie für arme Schweine, in Betracht zieht, die afghanischen Behörden-Bärte seien eventuell nicht ganz richtig unterm Turban, der soll sich erstmal die deutschen Medien-Michel ansehen! Meine medizinjournalistische Gattin nehme ich aus, sie ist wie immer nüchtern, der Rest der Journaille muß aber sturzbetrunken sein. Ich meine, in jungen Jahren, als das Hörnerabstoßen noch eine angesehene Tätigkeit war, habe ich mir, nicht oft, aber insgesamt zusammengerechnet ungefähr ein paar Mal auch eine Frau, wie man so sagt, „schön getrunken“. Wenn ich großes Glück hatte, trank die Frau sich mich auch „schön“, und das Abschleppmanöver gelangt. (Vielleicht hat sich das Schwein die Ziege auch schön getrunken? Oder gekifft?) Hinterher hatte ich schweren Kater, denn die wiedereintretende Ernüchterung ist schlimmer als die zuvor fortgetrunkene Nüchternheit.

So, machen wir mal eine Rechenaufgabe. Dreisatz, oder so, glaub ich, jedenfalls Textaufgabe: Ein einzelner Mann brauche anderthalb Flaschen Wein, fünf Obstler und zwei Fernet Branca, um sich 1 Expl. Frau „schön zu trinken“. Frage: Wieviel Wein und Schnaps brauchte die komplette Zeitungsmeute, um sich eine umfangreiche, meistenteils aber verheerende Gallup-Umfrage zur Integration der Muslime im Westen „schön zu trinken“?
Heute waren noch alle im Rausch und lallten mir auf Seite Eins ihren Jubel entgegen: Fast 40% (!!) der Muslime mit deutschem Paß (!) identifizieren sich mit Deutschland! Ist das nicht irre? So viele? Wer hätte das gedacht! Niemand hätte gedacht, tönt deshalb z. B. die WAZ, daß sich „so viele“ Muslime mit deutschem Paß als Deutsche fühlen! Vier von zehn! Mir kommen vor Rührung die Tränen! Die anderen 60% zählen da kaum! Sie finden Deutschland nicht gut. Sie hassen soziale Sicherheit, Arbeitslosengeld, Krankenversicherung, Gesundheitssystem und öffentliche Fürsorge. Sie hassen Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit, deshalb hassen sie Polizei und Justiz („deutsche Faschistenschweine!“), sie hassen die Verfolgung von Ehrenmord und Blutrache, sie hassen so ziemlich überhaupt alles, wovon sie hier vergleichsweise ganz gut leben. Wie gut, daß es nur 60% sind! So wenig wie in keinem anderen verhassten westlichen Land, das muslimischen Migranten die Gastfreundschaft und mehr, neue Heimat, bot! Wir sind, wer hätte auch dies noch zu hoffen gewagt, Integrationsweltmeister! Nur sechs von zehn Muslimen mit deutschem Paß wünschen uns Ungläubigen und unserem Schweinesystem die Pest an den Hals! Oder wenigstens die Schweinegrippe!
Ich könnte vor Wut heulen wie das afghanische Schwein, dem man seine Ziege verwehrt! Irgendwie erinnert mich, ich bin halt so sozialisiert und hatte das in der Schule, an Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“. Man verharmlost und trinkt schön, bis man selbst dran glauben muß! Aber auf mich hört ja kein Schwein! Oder … wartet! Doch! Da! Eines! Das eine, einzige, einsame afghanische Schwein: Es antwortet mir mit Wolfsschweinegeheul! Yahooooool!

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4 Kommentare - “100 Jahre Einsamkeit: Das afghanische Schwein”

  1. donqyxote Says:

    oh Mann, super, danke, eine Frage: ist das ein Albinoschwein ?

  2. joulupukki Says:

    Bitte Kraska, eröffne doch eine Unterschriftenliste für das einsame afghanische Schweinchen *sich die Tränen aus den Augenwinkeln drückend*. Unterschriftenlisten haben immer so einen schönen Retrofaktor. Ich sehe gefesselte Menschen an Schweinezubern und Jahrzehnte später ein „Wir waren dabei!“ mit stolzgeschwellter Brust beim Blog Jubiläumstreffen der SeniorInnen.
    Oder besser noch ein Volksbegehren, das arme Tier ist schließlich in Geiselhaft. Da könnte sich die Bundesrepublik schon mal ein bisschen drum kümmern. Wozu haben wir denn die GSG 9?

    • 6kraska6 Says:

      @joulu: Unterschriftenlisten? Ist mir zu lahm! Wir sollten brennende Fahnen zertrampeln, Strohpuppen in Brand setzen und die afghanische Botschaft mit Schweineohren bewerfen! Aber vergiß die GSG 9: Die Laumänner tun nichts, die wollen nur spielen. Die deutsche Regierung könnte allenfalls tun, was sie immer tut, wenn Westler in muslimischer Geiselhaft schmoren: Loskaufen! – Ich seh schon vor mir, wie das Schwein mit einer Bundeswehrmaschine in Berlin-Schönefeld landet und unter Blitzlichtgewitter die Rolltreppe hinunter auf den Boden der freien Welt hoppelt…
      @donqy: Das ist ein durchschnittliches Wikipedia-Schwein, aus Kuba. Wäre es ein Albino, hätte es rötliche Augen, glaube ich. – In welchem Kulturgebiet nochmal sind weiße Schweine heilig?
      @shalom.org: Ich weiß nicht, ob Dir das klar ist, aber durch Deine kreative E-mail-Adressen-Gestaltung muß ich Deine schönen Kommentare immer erst mühselig aus dem Spam-Mülleimer klauben, wohin sie automatisch immer hinbefördert werden…

  3. hyke Says:

    Und Ägypten nutzt den Vorwand Schweinegrippe und tötet 400.000 arme Schweine.Unwissenheit? sicherlich nicht.


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